Potsdam-Mittelmark: „Kleine Adler“ für sichere Schulwege
An der Glindower Grundschule wurde gestern ein landesweites Präventionsprojekt gestartet
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Werder (Havel) - Mehr Sicherheit auf Brandenburgs Schulwegen ist das Ziel eines neuen Projekts der Landesregierung. Dabei sollen die Kinder selbst als Experten gewonnen werden: „Kleine Adler für sichere Schulwege“ heißt die Aktion, die gestern an der Grundschule Glindow gemeinsam von Verkehrsminister Jörg Vogelsänger und Innenminister Dietmar Woidke (beide SPD) gestartet wurde. Mädchen und Jungen aus zunächst 100 Grundschulen sollen nun ausschwärmen, um mögliche Gefahrenstellen im Straßenverkehr zu finden.
Die Fünftklässler aus Glindow waren bereits in der Vorwoche zu einer Probeerkundung unterwegs und präsentierten den Ministern die ersten Ergebnisse. Zwei Probleme gebe es bereits in unmittelbarer Schulnähe erklärten die Kinder. Dazu zählt die Verkehrsinsel in der Dorfstraße, die den Schülern eigentlich mehr Sicherheit beim Überqueren bieten soll. Autofahrer, die von der Dr.-Külz-Straße oft zu schnell einbiegen, sehen die Schulkinder jedoch erst sehr spät – eine Erfahrung die Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm bestätigte. Auch der Zuweg zur Bushaltestelle gegenüber der Schule müsste sicherer gestaltet werden. Was die Kinder besonders ärgerte: Sie beobachteten einen Lkw-Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit und einem Handy in der Hand.
Für weitere Recherchen erhielten die Glindower Fünftklässler am Mittwoch nun kleine Rucksäcke mit dem offiziellen Adler-Equipment. Dazu gehören Kartenmaterial aus Glindow, Zollstock und Stoppuhr, eine Digitalkamera für Beweisfotos, Warnwesten und Auswertungsbögen. Angelehnt ist das Projekt an die nordrhein-westfälische Aktion der „Schulwegdetektive“.
Hintergrund ist, dass Kinder der 5. und 6. Klassen als Fußgänger oder Radfahrer im Straßenverkehr schon selbstbewusst agieren, als unerfahrene Teilnehmer aber stark gefährdet sind. Dies zeigt die Unfallstatistik. Im vergangenen Jahr seien laut Landesregierung in Brandenburg Sechs- bis Zwölfjährige an 538 Verkehrsunfällen beteiligt gewesen. Zwei Kinder seien getötet und 471 Kinder verletzt worden.
„Allein 208 der Kinder wurden während der klassischen Schulwegzeiten am Morgen, Mittag und frühen Nachmittag verletzt“, heißt es in der Analyse des Verkehrsministeriums. Gefahrenpunkte seien Überwege, Bushaltestellen, zugeparkten Straßen oder unübersichtlichen Kurven.
Vogelsänger lobte die Zusammenarbeit mehrerer Partner im Netzwerk Verkehrssicherheit für dieses Projekt, bei dem auch der ADAC, die Unfallkasse und die Verkehrswachten mit im Boot sind. Glindows Schulleiterin Rosemarie Jerichow erklärte, das Thema Verkehrssicherheit ließe sich sehr gut in Fächer wie Politische Bildung oder Lebensgestaltung-Ethik-Religion (LER) integrieren. „Für die Kinder wird wichtig sein, dass die von ihnen aufgedeckten Gefahrenquellen tatsächlich beseitigt werden“, betonte die Schulleiterin.
Von den Landesvertretern wurde das bereits zugesichert. Die Schülerexpertisen sollen in die Arbeit der regionalen Unfallkommissionen einfließen, die für die Beseitigung möglicher Mängel zuständig sind. Laut Vogelsänger könnten auch eigene Schulwegpläne erarbeitet werden. Innenminister Woidke (SPD) kündigte an, dass Mitarbeiter der Polizei an den Projekten vor Ort teilnehmen werden. Nicht zuletzt wird die Aktion finanziell mit 20 000 Euro aus Buß- und Verwarngeldeinnahmen unterstützt. Eine Sofortmaßnahme wurde in Glindow gestern bereits angeregt: An der Dr.-Külz-Straße soll ein großes Schild „Achtung Schulkinder“ aufgestellt werden. Hagen Ludwig
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