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Potsdam-Mittelmark: Obstschalen und Fußbälle

„Netzwerk der Hilfe“ heißt Flüchtlinge in Fercher Erstaufnahmelager willkommen

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Schwielowsee / Potsdam - Am Montagvormittag sind in Ferch die ersten 47 Flüchtlinge in der neuen Außenstelle des Erstaufnahmelagers Eisenhüttenstadt eingetroffen. Unter ihnen sind vorwiegend Familien, sagte Frank Nürnberger, Leiter der Zentralen Ausländerbehörde in Brandenburg. Dem „Netzwerk der Hilfe“ zufolge sind in Ferch eine große syrische, eine kurdische und vier Roma-Familien sowie weitere Personen aus Palästina und dem Tschad angekommen.

Vor der Ankunft der ersten Flüchtlinge im Wohnheim hatte das Netzwerk gestern mit rund 50 ehrenamtlichen Unterstützern aus Ferch, Caputh und Glindow die Zimmer der Flüchtlinge hergerichtet, Obstschalen und Geschenke bereitgelegt. Das sagte Fred Witschel vom Netzwerk den PNN. Für die Kinder konnte ein Spielzimmer vollständig eingerichtet werden. Zudem wurden in den Fluren gemalte Willkommensschilder von Caputher Kindern aufgehangen und ein Weihnachtsbaum geschmückt.

Eine Weihnachtsfeier oder ähnliche Veranstaltungen seien laut Nürnberger für die Flüchtlinge nicht geplant. Das liege an der knappen Personaldecke. Die Evangelische Kirchengemeinde in Werder hat Witschel zufolge einen Fahrdienst zu den Gottesdiensten angeboten.

Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) ist den ehrenamtlichen Helfern dankbar. „Ich bin froh, dass sich das Netzwerk so kurzfristig gegründet hat und hilft“, sagte sie am Montag den PNN. „Das ist nicht selbstverständlich.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) will, dass Anwohner bei der Unterbringung von Flüchtlingen frühzeitig in die Planungen einbezogen werden. Dabei sei es wichtig, auch darüber zu informieren, welches Schicksal die Asylsuchenden erlitten haben, sagte Woidke am Montag in Wandlitz. Anlass war der Besuch eines Übergangswohnheims. „Nur so können Vorurteile und Ängste abgebaut sowie Toleranz und Verständnis für Flüchtlinge erreicht werden“, betonte der Regierungschef. „Und so können wir auch verhindern, dass Rechtsextremisten und Rechtspopulisten den Ton angeben.“ Er rief zudem die Einwohner auch in anderen Landesteilen dazu auf, sich verstärkt bei der Betreuung von Flüchtlingen einzubringen.

In Ferch bringen sich am heutigen Dienstag Mitglieder des Netzwerkes ein und bauen einen Bolzplatz auf. Die Tore kommen leihweise vom Werderaner FC, dazu gibt es einen Sack Bälle und 60 Turnschuhe sind auch zusammengekommen, sagt Manfred Beger vom SC Schwielowsee. Ab dem Frühjahr sei ein Trainingsangebot geplant, so Beger weiter.

Jetzt beginnt für die Flüchtlinge die Zeit der Eingewöhnung und des Wartens. Im Januar werden die Asylanträge aufgenommen. In vier bis sechs Wochen, also schneller als die geplanten drei Monate, kommen die Flüchtlinge Nürnberger zufolge in Wohnungen oder Gemeinschaftsunterkünfte im Land.

Derzeit ist das Heim in Ferch, ein noch bis September genutztes Wohnheim der Bundeswehr, für 50 Personen ausgelegt. Bis Anfang kommenden Jahres sollen laut Innenministerium etwa 100 Menschen Platz darin finden. Bis zum Sommer soll der Ausbau abgeschlossen sein, dann können 280 Menschen in den Gebäuden untergebracht werden. Die Bauarbeiten, etwa der Ausbau der Kläranlage, laufen noch. Die Kosten für die erste Stufe des Ausbaus liegen laut Behörden bei maximal 100 000 Euro. mit dpa

Björn Stelley

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