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Potsdam-Mittelmark: Polen gehen nach Spanien

Gesetzliche Regelungen bereiten Beelitzer Spargelbauern Kopfzerbrechen: Kommen genug Erntehelfer?

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Beelitz - „Die diesjährige Spargelsaison wird schwierig“, prognostiziert der Vorsitzende des Vereins Beelitzer Spargel, Manfred Schmidt. Wenige Wochen vor der Ernte des edlen Gemüses weiß er noch nicht, ob genügend Saisonarbeiter zum Spargelstechen kommen werden. Denn in diesem Jahr werden weniger ausländische – vor allem polnische – Erntehelfer erwartet. Der Anteil ausländischer Saisonarbeiter darf nach Vorgaben der Bundesregierung nur noch 80 Prozent betragen. Die dann noch offenen Arbeitsplätze sollen künftig von „Hartz-IV“-Empfänger besetzt werden, wie die Leiterin der Potsdamer Arbeitsagentur, Edelgard Woythe, sagt.

Am 20. April soll in Beelitz – der größten Spargelregion Brandenburgs – die neue Saison offiziell beginnen. Sie startet auf Grund des langen Winters zehn Tage später. Für die bevorstehende Erntesaison werden nach Angaben der Potsdamer Arbeitsagentur bis zu 7500 Erntehelfer in der Region um Beelitz gebraucht. Derzeit seien in einem Bewerberpool 1200 Arbeitslosengeld-II-Empfänger für die Spargelernte in der Region Beelitz gemeldet, sagt Woythe. Als Anreiz erhielten alle in der Landwirtschaft tätigen Arbeitslosen zusätzlich zum Lohn einen finanziellen Zuschuss von 18 Euro pro Tag. Um die 20-Prozent-Quote zu erreichen, müssten 1600 Arbeitskräfte vermittelt werden.

Die polnischen Saisonarbeiter verdienten auf Grund einer sozialrechtlichen Richtlinie der Europäischen Union (EU) weniger Geld als in den Jahren zuvor, erklärt Woythe. Seit dem EU-Beitritt Polens am 1. Mai 2004 sind Saisonarbeitskräfte nach polnischem Recht sozialversicherungspflichtig, wenn sie in Polen als beschäftigt geführt werden.

Mit diesen Bestimmungen kämen höhere Kosten auf die Spargelbauern zu, sagt Schmidt. „Wir müssen sehen, wie wir in diesem Jahr zurechtkommen.“ Einige polnische Saisonarbeiter hätten bereits ihren Einsatz bei den Landwirten in Beelitz abgesagt, erklärt Woythe. Sie gingen nun nach Italien, Spanien oder England, wo die Löhne höher seien. Daher würden zunehmend rumänische Arbeitskräfte eingesetzt. Bereits 4500 Arbeitsgenehmigungen für ausländische Arbeitskräfte wurden erteilt. Falls es an deutschen Erntekräften mangele, könnten über eine Härtefallregelung weitere Genehmigungen für ausländische Saisonarbeiter gewährt werden, erklärt die Leiterin der Potsdamer Arbeitsagentur.

Für die Verbraucher ändere sich nichts. Das Stangengemüse werde trotz der höheren Kosten für die Landwirte nicht teurer, versichert Schmidt. „Das gibt der Markt nicht her.“ Damit das edle Gemüse sprießt, müsse es nun in den kommenden vier Wochen anhaltend trockenes und sonniges Wetter mit Temperaturen über 15 Grad Celsius geben. Dann könnten nach Schmidts Worten in der Woche nach Ostern die ersten frischen Spargelstangen auf dem Teller liegen. Carla Willer, ddp

Carla Willer, ddp

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