Potsdam-Mittelmark: Verhindert, vergessen, verschoben
Einige Ideen, Vorschläge und Projekte des Jahres – manche sind gestorben, andere werden 2004 als Wiedervorlage auftauchen
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Einige Ideen, Vorschläge und Projekte des Jahres – manche sind gestorben, andere werden 2004 als Wiedervorlage auftauchen Von Peter Könnicke Eigentlich fährt die Stammbahn schon seit Jahren wieder. Und auch über den Stahnsdorfer Damm kommt man schnell von Kleinmachnow nach Wannsee; immerhin ist der Anfang der Straße schon gebaut. Doch auf Bahn und Bus warten die Kleinmachnower genauso lange wie die Stahnsdorfer auf einen Skaterpark und wie die Teltower auf eine ideale Verkehrslösung am Ruhlsdorfer Platz. Auch 2003 gab es eine Reihe von Vorhaben, Ankündigungen und Vorschläge, aus denen nicht viel geworden ist. Große Pläne, kleine Ausbeute. Zur Illustration ein paar Beispiele für diese Art des Jahresrückblicks. Liberale Nachhaltigkeit Als nachhaltige politische Kraft wollte sich die regionale FDP für die neuen Ortsparlamente empfehlen. So zumindest verkündeten es ihre örtlichen Vertreter auf dem Drei-Königstreffen der Liberalen am 4. Januar. Am Ende des Jahres nimmt sich die Bilanz allerdings bescheiden aus. Lediglich in Teltow hat sich nach den Kommunalwahlen die liberale Riege im Stadtparlament verstärkt und zählt nun drei Mitglieder. In Kleinmachnow und Stahnsdorf blieb es bei je einem FDP-Gemeindevertreter. Doch bange machen gilt nicht: Schon am kommenden Sonntag gibt es das nächste Drei-Königstreffen der FDP – es gilt, für die Landtagswahl mobil zu machen. Jungs unter sich Ein katholisches Gymnasium kam Anfang des Jahres für die Region ins Gespräch. Stahnsdorf war für den Verein „Initiative Freie Schulen Brandenburg“ favorisierter Standort. Ein Weg, dem Mangel an Gymnasiumsplätzen zu begegnen? Mitnichten! Zum einen schwebte den Initiatoren ein reines Jungen-Gymnasium vor. Zum anderen sollte eine Religionslehrerin eingesetzt werden, die der umstrittenen Prälatur „Opus Dei“ angehört, der „sektenähnliche Strukturen“ nachgesagt werden. „Kein Bedarf“ und als „ungeeignet“, wehrte schließlich Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser mit Nachdruck das Ansinnen ab. Null Bewegung durch CharterCabs Es sollte Bewegung in die Region bringen: CharterCabs sollten die Lücken schließen, die vor allem nachts ins ÖPNV-Netz gerissen wird. Das Projekt wurde von der EU gefördert. Telefonisch oder per Internet sollte ein CharterCab vor die Haustür bestellt werden, das einen direkt bis zu einer ausgewählten U- oder S-Bahnstation chauffiert. Im Idealfall sollten Fahrgemeinschaften entstehen. Kosten pro Fahrt und Person: 4,30 Euro. Nach einer Testphase war Anfang des Jahres Start, doch auf Touren kam das Sammeltaxi nie. Eine Marketingoffensive im Frühjahr verpuffte. Richtig angekommen ist das CharterCab in der Region nicht. Servus Kulturkoordinator Einen hauptamtlichen Kulturkoordinator schlug der Dachverband Kultur Berlin-Brandenburg vor. „Ein hauptamtlicher Koordinator wäre die beste Ehrung für das Ehrenamt“, argumentierte Vereinsvorsitzender Tilo Bonow für die Idee. Es bedürfe einer professionell geführten Schnittstelle, an der die vielfältigen kulturelleren Aktivitäten der Region zusammengeführt, gelenkt und gemanagt werden, so der Vorschlag. Nach Gesprächen mit dem Arbeitsamt gab es bereits positive Signale für eine Beteiligung an den Kosten. Zudem sollten die drei Kommunen gemeinsam für die Finanzierung der Stelle aufkommen. Eine richtige Ablehnung oder Befürwortung des Vorschlages gab es nie – weder in den entscheidenden Gremien, auch seitens der Bürgermeister wurde kein verbindlich klares Wort getroffen. Ergo: ein abschließendes Ergebnis gibt es nicht, eine Wiedervorlage des Themas in 2004 ist wahrscheinlich. Promenade auf dem Seeberg Im März präsentierte die Telekom einen Entwurf des Architekten Gernot Nalbach für die Entwicklung des Kleinmachnower Seeberges. Die Immobilienentwickler der Telekom hofften insgeheim auf einen Durchbruch beim zähen Ringen um die Gestaltung des sensiblen Areals. Der Entwurf skizzierte neben einem Campus einen Stadtpark mit einer Promenade als Verbindung zum Ortszentrum, Wohnungen zum Teil im Landschaftsschutzgebiet, ein Hotel und eine Seniorenresidenz. Der Entwurf stieß auf ein geteiltes Echo. Als Diskussionsgrundlage sahen es die Einen. Andere sahen eine Zersiedlung der „grünen Oase“, aus dieser Sorge heraus gründete sich die Allianz „pro Seeberg“. Die Gemeindeverwaltung machte einen Rückzieher von ihrem Vorhaben, den Entwurf bereits als Beschlussvorlage behandeln zu lassen. Der Dauerbrenner „Seeberg“ wird Kleinmachnow im neuen Jahr weiter intensiv beschäftigen, ebenso der Vorschlag der neuen SPD-Fraktion, dafür eine parlamentarische Arbeitsgruppe zu installieren. Ideen zur Erinnerung Für das neue Wohnviertel am Stahnsdorfer Damm in Kleinmachnow wurde eine Fremdarbeiter-Baracke als letzte verbliebene Zeugin der ehemaligen Dreilinden-Maschinenbau GmbH in Kleinmachnow abgerissen. Bei den Erschließungsarbeiten für das Areal fanden sich die Bodenplatten zweier weiterer Gebäude des einstigen Lagers. Unter dem Titel „Ort der Erinnerung“ sollte ein Berliner Büro Ideen für eine Gestaltung der Bodendenkmale entwickeln. Erste Ideen wurden im April vorgestellt, zur großen Freude des Heimatvereins, der sich vehement für eine Form der Erinnerung an dieser Stelle einsetzt. Der Projektentwickler fand die Idee, beide Bodenplatten künstlerisch zu gestalten gut, aber zu gewaltig. Seitdem hat man von dem Vorhaben nichts mehr gehört. Kein Bedarf für Aldi Bei „Aldi“ hätten die Kleinmachnower am Stahnsdorfer Damm ihren Silvester-Sekt kaufen können, wenn im Gemeindeparlament drei Stimmen mehr dafür gewesen wären. Gehobenes Interesse hatte die Discounter-Kette an dem Standort, selbst in Werbepost an die Gemeindevertreter machte Aldi Reklame für eine Kleinmachnower Filiale. Doch wurde der lange Mangel an Supermärkten durch eine Reihe von Neueröffnungen inzwischen als beseitigt gesehen, so dass ein weiterer Billig-Anbieter für nicht mehr nötig befunden wurde. Pech für Aldi: Angeblich soll das Unternehmen das Grundstück am Stahnsdorfer Damm bereits gekauft haben. Meisenweg ohne Ende Das Kapitel um den umstrittenen Ausbau des Meisenweges sollte 2003 endgültig beendet werden. Eilig, vor Ende der Legislaturperiode, veröffentlichte die Stahnsdorfer SPD Auszüge aus dem Abschlussbericht einer eigenes gegründeten Arbeitsgruppe, die sich mit den Vorgängen und Beitragsforderungen beschäftigte. Das sozialdemokratische Resümee gipfelte in der Forderung nach persönlichen Konsequenzen durch CDU-Bürgermeister Enser. Viel Getöse in der heißen Wahlkampfphase. Im Dezember dann die knappe Mitteilung aus dem nichtöffentlichen Teil der Gemeindevertretersitzung: Die Beitragsbescheide für die Anwohner seien bestandskräftig. Zwar kündigt die SPD an, dass Thema 2004 erneut auf die Agenda zu heben, allerdings ist das Interesse der inzwischen zur stärksten Kraft avancierten CDU an einer zähen Fortsetzung eher beschränkt. Teltower Markttreiben Vergeblich warteten die Teltower in diesem Jahr auf die helle Vorfreude, die ein Weihnachtsmarkt verkündet. Im Kalender von Bürgermeister Thomas Schmidt als traditioneller Termin verankert, hatte er die Rechnung ohne den verärgerten Marktbetreiber Günter Sperlich gemacht. Da diesem der Pachtvertrag für den Wochenmarkt an der Jahnstraße zum Ende nächsten Jahres gekündigt worden ist und das frühzeitig angekündigte Ende des Markttreibens ihm angeblich Kunden und Händler vertreibe, habe er auch keine Veranlassung für das Ausrichten eines Weihnachtsmarktes gesehen. Mit Märkten hat Teltow ohnehin seine Probleme: Im Adventslicht sollte auf dem geplanten Frischemarkt in der Altstadt Waren feilgeboten werden. Noch gähnt auf dem Altstadtpflaster Leere. Als Dauerbaustelle präsentiert sich der geplante Bauernmarkt an der Ruhlsdorfer Straße. Spätsommer und Herbst nannte Investor Namokel als Eröffnungstermine. Nun ist das kommende Frühjahr avisiert. Es geht auch anders Ein regionales Schulkonzept forderten die drei Bürgermeister aus Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow zu Jahresbeginn. Aus allen drei Gemeinden sollten dem Landkreis aktuelle Daten über das örtliche Schüleraufkommen sowie Prognosen vorgelegt werden, so dass ein einheitliches Schulkonzept für die Region erarbeitet werden kann. Dieses wurde Ende des Jahres auch vorgelegt.
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