zum Hauptinhalt
Trevion Williams (links) erlebte gegen Maccabi Tel Aviv einen schwierigen Abend.

© dpa/Andreas Gora

Alba Berlin auf der Suche nach sich selbst: „Wenn du 100 Punkte kassierst, sind überall Baustellen“

Nach der klaren Niederlage gegen Maccabi Tel Aviv finden Albas Spieler deutliche Worte. Die Nebengeräusche vor dem Hochsicherheitsspiel wollen sie nicht als Ausrede gelten lassen.

Stand:

Malte Delow war nicht nur unzufrieden, der Nationalspieler in Diensten von Alba Berlin war stinksauer. „Wir kassieren jedes Spiel 100 Punkte, so kannst du gegen kein Team der Welt gewinnen“, sagte Delow am Donnerstagabend nach dem 85:103 in eigener Halle gegen Maccabi Tel Aviv.

Während die Defense der Polizei mit rund 1800 Beamten sehr stabil stand und das Hochrisikospiel gegen das israelische Spitzenteam ohne größere Zwischenfälle über die Bühne ging, glich Alba in der Verteidigung phasenweise einem Hühnerhaufen.

Gerade in der Anfangsphase leisteten die Berliner keinerlei Gegenwehr, ließen Rebounds zu, verloren einfache Bälle, gerieten schnell zweistellig in Rückstand. „In der Euroleague kannst du gegen niemanden gewinnen, wenn du in der Defense nicht bereit bist“, sagte ein ratlos wirkender Trainer Israel Gonzalez.

Kennen Sie schon unsere Sport-Videos?

Auf die besonderen Umstände mit viel Polizei, deutlich verstärkten Sicherheitsvorkehrungen und vielen Nebengeräuschen wollten die Alba-Profis die schwache Leistung nicht schieben. „Das ist keine Ausrede“, sagte Delow, und Tim Schneider sah es ähnlich: „Wir haben vorher ein kleines Briefing bekommen, aber besonders beeinflusst hat uns das nicht. Auf dem Feld ist es eh egal, gegen wen man spielt. Da gibt es nur gute Basketballer und nicht so gute Basketballer.“

Am Donnerstag spielten die nicht so guten Basketballer in den gelben Alba-Trikots. 85 erzielte Punkte sehen nach einer ordentlichen offensiven Leistung aus, das täuscht aber. Die Wurfquote aus der Distanz bewegte sich bis kurz vor Schluss im einstelligen Prozentbereich, 18 Ballverluste lassen sich in der Euroleague kaum kompensieren und das gesamte Gebilde wirkt momentan sehr fragil.

Alba fehlt die Konstanz

Alba ist zu mitreißenden Spielen wie gegen Ulm oder Mailand fähig, zeigt anschließend aber enttäuschende Leistungen wie gegen Vechta oder am Donnerstag gegen Maccabi. Himar Ojeda sieht in der Unerfahrenheit und den vielen Verletzungen zwei Erklärungsansätze für die fehlende Konstanz, die schwache Leistung am Donnerstag wollte er damit aber nicht entschuldigen. „Gerade defensiv waren wir sehr schwach und ich verstehe nicht, warum. Wir müssen an unsere Prinzipien glauben und das haben wir heute nicht getan“, sagte Albas Sportdirektor.

Der Schlüssel zu mehr Konstanz liegt in der Verteidigung – darin waren sich alle Berliner einig. In der Euroleague kassiert Alba im Schnitt 91 Punkte pro Spiel und damit so viele wie kein anderes Team. Auch in der BBL ist die Defense unterdurchschnittlich und der Hauptgrund, warum der Vizemeister nach acht Spieltagen erst dreimal gewonnen hat.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Durch die vielen Verletzungen und die Trennung von Khalifa Koumadje ist Alba gerade unter den Körben sehr dünn besetzt. Es mangelt an der Physis sowie der Abstimmung. Delow fehlte am Donnerstag aber vor allem eine Basisvoraussetzung für erfolgreichen Basketball. „Wir können über Taktik reden, aber wir müssen erst mal die Einstellung bringen“, sagte der 23-Jährige. „Wenn du 100 Punkte kassierst, sind überall Baustellen.“

Viel Zeit, um an diesen zu arbeiten, hat Alba nicht. Am Sonntag (15 Uhr) sind die Riesen Ludwigsburg zu Gast in der Arena in Friedrichshain und in der BBL stehen die Berliner nach dem schwachen Saisonstart bereits leicht unter Druck. In der kommenden Woche wartet eine anstrengende Auswärtsreise. Mittwoch spielt Alba in Bologna, von dort geht es direkt weiter nach Monaco und zum Abschluss nach Bamberg, wo das Pokalviertelfinale stattfindet.

Etwas Hoffnung macht immerhin die Personalsituation. David McCormack gab am Donnerstag ein Debüt mit Licht und Schatten. Der 2,08 Meter große Center sammelte zwar fünf schnelle Fouls und kam daher nur auf zehn Minuten Einsatzzeit, deutete dabei aber an, dass er dem Team mit seiner Präsenz unter dem Korb mehr Physis verleihen kann.

„Das Positive heute war, dass wir zehn Profis im Kader hatten“, sagte Ojeda und was klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist für Alba tatsächlich eine gute Nachricht – und es deutet sich weitere Entlastung an. Matt Thomas, der aufgrund einer Knieoperation in dieser Saison noch gar nicht gespielt hat, und der an Achillessehnenproblemen leidende Martin Hermannsson stehen kurz vor der Rückkehr. „Vielleicht reicht es am Sonntag schon für den Kader, ansonsten hoffen wir auf nächste Woche“, sagte Ojeda.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })