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Alba Berlin trifft auf Maccabi Tel Aviv: Hochrisikospiel in der Uber-Arena verläuft friedlich
Kontrollen mit Polizeihunden und ein Großaufgebot der Polizei: Unter besonderem Schutz spielte Alba gegen Maccabi Tel Aviv. Befürchtete Ausschreitungen blieben aus.
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Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei und strengen Sicherheitskontrollen hat am Donnerstagabend das Spiel des israelischen Basketballteams Maccabi Tel Aviv gegen Alba Berlin in der Uber-Arena stattgefunden.
Es war wohl einer der größten, aber auch ruhigsten Einsätze der Berliner Polizei in diesem Jahr: Vor, während und nach dem Spiel gab es laut Polizei keine nennenswerten Störungen. Eine Gruppe polizeibekannter Anti-Israel-Aktivisten soll sich nach Angaben des Polizeisprechers im Simon-Dach-Kiez getroffen haben. Die Gruppe, deren Teilnehmerzahl im zweistelligen Bereich lag, wurde demnach aber schon dort kontrolliert und kamen nicht einmal in der Nähe der Uber-Arena.
Für die Basketballer von Alba Berlin endete der Abend mit einer Niederlage: Der Bundesligist verlor in eigener Halle vor nur 4897 Zuschauern mit 85:103 (36:52) gegen die Gäste aus Israel. Alba bleibt nach der zehnten Niederlage im zwölften Spiel Schlusslicht der Königsklasse. Beste Berliner Werfer waren Matteo Spagnolo mit 16 Punkten und Elias Rapieque mit 14.

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Aus Sorge vor antiisraelischen und antisemitischen Protesten und Ausschreitungen wurde das Spiel, das um 20 Uhr begann, massiv geschützt. Im gesamten Tagesverlauf waren laut Polizei 1800 Kräfte im Einsatz. Unterstützung bekamen die Berliner Beamten unter anderem aus Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.
Das Maccabi-Team wurde am Abend in einem Alba-Berlin-Bus unter Polizeibegleitung zum Stadion gebracht. Laut Polizei gab es dabei keine Zwischenfälle. Konkrete Anhaltspunkte für Störaktionen vor der Arena habe es nicht gegeben. „Aus den Erfahrungen der letzten Monate sind wir aber auf alles vorbereitet“, sagte ein Polizeisprecher. Auch der Tagesspiegel konnte keine nennenswerte Mobilisierung der israelfeindlichen Szene feststellen.
Taschenkontrollen mit Polizeihunden
Auch für den Einlass ins Stadion gab es strenge Sicherheitsvorkehrungen und gründliche Kontrollen: Gegen 19 Uhr wurden die ersten Gäste in die Arena hineingelassen. Vor dem Gebäude zeigten die Fans ihre Eintrittskarten vor, im Foyer mussten die Leute wie üblich durch einen Metalldetektor laufen, danach wurden Jacken und Taschen kontrolliert. Hierbei kamen auch Polizeihunde zum Einsatz.
Auch im Innenbereich der Halle war die Polizei präsent. Vor dem Gästeblock standen einige Polizisten, außerdem von der Tribüne nicht sichtbar im Durchgangsbereich.
Obwohl ungewöhnlich wenig Zuschauer den Weg zum Spiel gefunden hatten, waren doch rund 450 Maccabi-Fans in der Halle – die zwar weitgehend auf die gelb-blauen Trikots ihrer Mannschaft verzichteten, dafür gab es einige Israel-Fahnen zu sehen.

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Im Alba-Block kam es zu einem kleineren Zwischenfall: Dort standen etwas abseits der Fans zwei Männer, die demonstrativ augenscheinliche Palästinenser-Tücher hochhielten. Die Polizei ging mit etwa zehn Beamten in den Block, verließ ihn dann aber recht schnell wieder. Kurz darauf kam in einer Auszeit ein Alba-Ultra zu den zwei Männern und bedeutete ihnen offenbar, doch zumindest den Fanblock zu verlassen. Einige Ordner kamen dazu und begleiteten die zwei aus dem Block.

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Bereits vor dem Spiel war die Polizei rund um die Uber-Arena im Einsatz. Sämtliche Straßen, selbst Schleichwege, wurden von Polizeiautos bewacht.
„Wir sehen dem Abend gelassen entgegen“, sagte ein Polizeisprecher am frühen Abend vor Spielbeginn. Einzig ein Transparent, dass von Israelgegnern an einer Bahntrasse nahe dem Bahnhof Schlesisches Tor aufgehängt wurde, habe man entfernt, so der Sprecher.
Gefährderansprachen und Besuchsverbote
Vor dem Spiel hatte die Polizei Gefährderansprachen durchgeführt und ein Messerverbot im Bereich der Uber-Arena und dem Teamhotel ausgesprochen. Zudem sei potenziellen Störerinnen und Störern der Besuch der Partie untersagt worden, wie Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bei X erklärte.

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„Die Sicherheit aller Beteiligten hat für uns oberste Priorität“, wurde Spranger vom Account der Senatsverwaltung für Inneres und Sport zitiert. Am Hotel von Maccabi und an der Arena am Ostbahnhof wurde ein Versammlungsverbot erlassen. Nach Angaben der Polizei kam es in der Nacht vor dem Spiel nicht zu Vorfällen.
Kritik an Bezirksbürgermeisterin
Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde Berlin, äußerte sich am Donnerstag bei einem Pressetermin anlässlich der Vorstellung von Zahlen antisemitischer Vorfälle zu dem Spiel. Dass in der Uber-Arena ein Basketballspiel stattfinde, sollte „eigentlich ein Anlass der Freude sein, bei dem alle zusammen kommen“.
„Aber nein. Dieses Basketballspiel zwischen Alba Berlin und Maccabi Tel Aviv ist wegen der Judenhasser, wegen des Antisemitismus zu einem Polizeigroßeinsatz geworden.“ Das sei für ihn „nicht akzeptabel“. Ebenso wenig sei es nicht akzeptabel, dass im Amateursport, bei Erwachsenen wie Kindern, Schutz notwendig sei.
Ich frage mich, wo sind beispielsweise die Stimmen der verantwortlichen Politiker wie der Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg?
Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde Berlin
Er kritisierte die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann, ohne allerdings ihren Namen zu nennen. „Ich frage mich, wo sind beispielsweise die Stimmen der verantwortlichen Politiker wie der Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, wo eben die Uber-Arena ist?“ Sie müsse eindeutig Stellung beziehen, sagte er. Er habe bislang nichts gehört, sagte Königsberg. „Man kann nicht alles der Polizei überlassen.“
Er verwies in dem Zusammenhang auch auf ein Restaurant im Bezirk, das aufgrund der Anfeindungen geschlossen hatte. Damals sei man auch einfach zur Tagesordnung übergegangen. Er wünsche sich, dass man proaktiv vorgehe und sage, man wolle „ein Verhältnis haben, wo alle Menschen im Kiez, egal, woher sie kommen, egal, welche sexuelle Orientierung sie haben, egal, welche Hautfarbe und so weiter, einfach gut nebeneinander leben können. Das will ich. Nicht mehr, nicht weniger“. (mit dpa)
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