zum Hauptinhalt
Trainer Israel Gonzalez (rechts) wirkte am Sonntag oft ratlos, im Schlussviertel ging es seinen Spielern (im Bild Yanni Wetzell und Justin Bean) ähnlich.

© imago/Max Vincen

Alba Berlin bricht in Hamburg ein: Ein Fehlstart, der Fragen aufwirft

Alba Berlins dezimiertes Team verliert das BBL-Auftaktspiel in Hamburg nach einem desolaten Schlussviertel. Die Gründe dafür nur beim Verletzungspech zu suchen, greift zu kurz.

Julian Graeber
Ein Kommentar von Julian Graeber

Stand:

Vor wenigen Tagen klang Israel Gonzalez noch recht zuversichtlich. „Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit in der letzten Woche. Wir haben eine gute Intensität und guten Fokus“, sagte Alba Berlins Trainer. Die drei Testspiele in der Türkei hätten dem Team sehr gutgetan, um langsam in den Wettbewerbsrhythmus zu kommen.

Am Sonntag war von Zuversicht nichts mehr zu spüren. Schon früh im Spiel verfolgte Gonzalez das Geschehen an der Seitenlinie mit finsterer Miene, später schüttelte er mehrfach den Kopf und wirkte ratlos. Im Schlussviertel kassierte Alba einen 2:19-Lauf und verlor das erste Pflichtspiel der Saison bei den Hamburg Towers verdient mit 80:97. Der Fehlstart in die BBL kommt nicht völlig unerwartet, die Art und Weise wirft aber Fragen auf.

Kennen Sie schon unsere Sport-Videos?

„Das ist natürlich sehr bitter. Aber das haben wir uns voll selbst zuzuschreiben. Wir waren körperlich nicht bereit für einen Fight und dann bekommt man hier halt 97 Punkte“, sagte Jonas Mattisseck bei Dyn. Der Vizekapitän war gerade erst nach einer leichten Sprunggelenksverletzung zurückgekehrt und gehörte mit zwölf Punkten zu den wenigen positiven Erscheinungen bei Alba.

Dass die Berliner schon zu Saisonbeginn mit massiven Personalsorgen zu kämpfen haben, ist sicherlich nicht förderlich für den Entwicklungsprozess. Mit Matt Thomas (Knieprobleme) und Gabriele Procida (umgeknickt im Abschlusstraining) fehlten die zwei designierten Topscorer des Teams. Auch Tim Schneider (Augen-OP), Malte Delow (Gehirnerschütterung) und Ziga Samar (Aufbautraining) hätten Alba gutgetan.

Die Niederlage allein auf die Verletzungssituation zu schieben, wäre aber zu einfach. Denn auch so hatten die Berliner auf dem Papier die besseren Spieler auf dem Parkett. Erschöpfung sollte auch kein Grund für den Offenbarungseid im Schlussviertel sein, denn kein Alba-Profi spielte mehr als 25 Minuten.

Um den Panikmodus auszurufen und alles infrage zu stellen – wie es in Teilen der Fanszene passiert –, ist es nach dem ersten Saisonspiel definitiv zu früh. Dass Alba in Hamburg aber wichtige Kerneigenschaften der eigenen Spielphilosophie fehlten, müssen die Verantwortlichen so schnell wie möglich aufarbeiten. Aufgrund der gerade im Vergleich zur Euroleague-Konkurrenz niedrigeren individuellen Klasse baut Alba auf Intensität, Zusammenspiel und Teamgeist. Davon war bei der Auftaktniederlage nicht viel zu sehen.

Um nicht schon vor dem ersten Euroleague-Spiel in eine Negativspirale zu kommen, brauchen die Berliner am kommenden Samstag (18.30 Uhr) in eigener Halle gegen Oldenburg nicht nur eine klare Leistungssteigerung, sondern auch einen Sieg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })