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Selfie vom MVP. Jayson Granger (unten rechts) führte Alba am Sonntag zum zehnten Meistertitel und war auch bei der anschließenden Party ganz vorne dabei.

© Camera4+/Imago

Zehnte deutsche Meisterschaft: Alba Berlin feiert mit seinen Fans und genießt den Titel

Bei der Rückkehr aus München wird die Mannschaft von Alba Berlin von zahlreichen Fans feierlich empfangen. Die Zukunftsplanung muss noch warten.

In der Schützenstraße in Mitte ist abends nicht sonderlich viel los. Wohnhäuser sind rar in dieser Gegend, die vielen Büros sind fast ausnahmslos leer und Touristen vom nahen Checkpoint Charlie verirren sich nur selten hierher. Am späten Sonntagabend hätte sich ein kleiner Abstecher aber gelohnt. Es war schon nach 22 Uhr, als die Mannschaft von Alba Berlin mit der Trophäe vor ihrer Trainingshalle ankam, und gebührend empfangen wurde. Dutzende Fans – fast ausschließlich mit Masken – bejubelten den alten und neuen Deutschen Meister, zündeten gelbe Bengalos und feierten mit den Basketballern. Später am Abend setzte das Team die Party in einer Location auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain fort und kühlte sich im Pool ab.

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Der Gewinn der Meisterschaft durch ein hart erkämpftes 86:79 im vierten Finalspiel gegen Bayern München war der gelungene Abschluss einer verrückten Saison. In BBL, Euroleague und Pokal hat Alba seit Anfang Oktober 83 Spiele absolviert und 52 davon gewonnen. Im Herbst infizierten sich mehrere Spieler mit dem Coronavirus, die gesamte Mannschaft musste in Quarantäne und der Spielplan wurde noch enger. Vor einem Monat verloren die Berliner das Pokalfinale in München und nun kulminierte die extreme Belastung in der Finalserie um die Meisterschaft.

In vier engen Spielen an fünf Tagen lieferten sich Alba und der Dauerrivale aus München einen denkwürdigen Kampf. Beide Teams mussten auf wichtige Spieler verzichten, Rückschläge wegstecken, und das nach einer extrem langen Saison. „Respekt an die Jungs“, sagte Albas Kapitän Niels Giffey nach dem Spiel in Richtung des Gegners und schickte Grüße an Paul Zipser, der am Mittwoch wegen einer Gehirnblutung notoperiert werden musste. „Wir sind in Gedanken bei ihm und hoffen, dass es ihm bald gut geht und alles gut verläuft“, sagte Giffey, der den Bayern-Profi seit Jahren aus der Nationalmannschaft kennt. Trotz der großen Rivalität und einer sehr hitzigen Schlussphase war nach dem Spiel großer Respekt zu spüren.

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Die Erleichterung über das nun endlich erreichte Saisonende war allen Beteiligten deutlich anzumerken. Maodo Lo bezeichnete das Pensum wahlweise als „geisteskrank“ oder „unfassbar“. Trainer Aito Garcia Reneses wählte einen etwas bedachteren Ton, kritisierte die Belastung aber ebenfalls. „Ich weiß nicht, warum wir das alles nicht besser organisieren“, sagte der Spanier nach dem Spiel bei „Magentasport“. „Ich spreche dabei über die Fiba, die Euroleague, die Nationalmannschaften, die BBL – es sind zu viele Spiele, zu viele Reisen.“

Gerade diese enormen Herausforderungen haben aber besonders deutlich gemacht, was diese Alba-Mannschaft auszeichnet: Teamgeist, Vielseitigkeit, Spaß am Spiel, Ausgeglichenheit. Während Bayerns Trainer Andrea Trinchieri mit einer sehr kleinen Rotation spielte, vertraute Reneses wie schon im gesamten Saisonverlauf seinen jungen Spielern. Der 20 Jahre alte Malte Delow stand im vierten Finalspiel mit 14 Minuten länger auf dem Platz als die drei jüngsten Münchner auf den deutschen Positionen, David Krämer, Jason George und Sasha Grant, in den gesamten Play-offs. Die bessere Verteilung der Last erwies sich für Alba als entscheidender Vorteil und ist auch ein wichtiger Faktor für die hervorragende Stimmung.

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„Das Team ist wie eine Familie“, sagte Jayson Granger, der Alba am Sonntag mit 29 Punkten zum Sieg führte und zum wertvollsten Spieler der Finalserie gewählt wurde. Diesen Titel reichte er aber symbolisch gleich weiter an seine Frau. „Sie ist der wahre MVP“, sagte Granger. Der Uruguayer verpasste den Beginn der Play-offs, weil seine Frau in Spanien das zweite Kind zur Welt brachte, kehrte dann nach Berlin zurück und hob sich sein bestes Spiel im Alba-Trikot für den perfekten Moment auf.

Grangers Vertrag läuft in diesem Sommer ebenso aus wie jene von Trainer Reneses, Peyton Siva, Lo und Giffey, der sich laut Medienberichten mit Zalgiris Kaunas so gut wie einig sein soll. Simone Fontecchio ist noch länger an Alba gebunden, wird jedoch mit Fenerbahce Istanbul in Verbindung gebracht. Über die Zukunft wollte am Sonntag aber niemand sprechen. „Lass mich erst mal den Moment genießen“, sagte Giffey.

Das taten die Spieler dann auch. Die Meisterparty dauerte bis tief in die Nacht, am Montag traf sich das Team zum Essen, dann beginnt die Sommerpause. Zumindest für jene, die nicht wie Johannes Thiemann, Giffey, Lo oder Fontecchio zu ihren Nationalmannschaften reisen.

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