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Marco Baldi sieht Alba und den europäischen Basketball an einem Scheideweg.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

Alba Berlin zwischen Saisonstart und Zukunftsvisionen: „Die NBA Europe wird kommen und wir wollen dabei sein“

Personeller Umbruch, finanzielle Einbußen: Alba Berlin startet mit viel Ungewissheit in die neue Saison. „Dieser vermeintliche Schritt zurück ist für uns zentral“, sagt Manager Baldi.

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Axel Schweitzer wirkt etwas verloren. „Könnt ihr mich hören?“, fragt der Präsident von Alba Berlin in die Runde. Schweitzer ist bei der Saisoneröffnungspressekonferenz aus Asien zugeschaltet, groß auf einer Leinwand zu sehen, allerdings nur ganz leise über den Lautsprecher eines Laptops zu vernehmen. Es dauert gut zwei Minuten, ehe ein Techniker die Probleme gelöst hat und es richtig losgehen kann.

Es ist ein Start mit Symbolcharakter, denn Anlaufprobleme sind bei Alba in dieser Saison eingepreist. Nach der enttäuschenden Vorsaison und einem großen personellen Umbruch im Profiteam der Männer ist Ungewissheit das vorherrschende Gefühl.

Am 3. Oktober beginnt für Alba die neue Spielzeit mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger Trier, fünf Tage später geht es auch in der Champions League los. „Wir wissen, dass es der Beginn von etwas Neuem für uns ist“, sagt Sportdirektor Himar Ojeda. „Wir sind realistisch, aber wir sind auch ambitioniert.“

Bei diesem ungesunden Wettlauf können wir nicht mehr mitmachen und das wollen wir auch gar nicht.

Marco Baldi über Albas Abschied aus der Euroleague

Den Verantwortlichen von Alba ist anzumerken, dass sie an diesem Tag vor allem ein Ziel haben: der aktuellen Lage einen positiven Spin zu geben. In den vergangenen Monaten wurden viele Abgesänge auf die Berliner verfasst.

Viertelfinalaus in den Play-offs, Abschied aus der Euroleague, sinkendes Budget – der ein oder andere sah sich schon an die Entwicklung der Bamberg Baskets erinnert, die innerhalb weniger Jahre vom Serienmeister zur grauen Maus wurden. Gibt sich Alba mit Mittelmaß zufrieden? „Das Gegenteil ist der Fall“, sagt Marco Baldi.

Der Manager sieht seinen Klub – und den europäischen Basketball – an einem Scheideweg. In der Euroleague häuften die Teams Jahr für Jahr Verluste in Höhe von rund 200 Millionen Euro an. „Bei diesem ungesunden Wettlauf können wir nicht mehr mitmachen und das wollen wir auch gar nicht“, sagt Baldi.

Dennoch stellt die Zäsur, künftig in der Champions League und nicht mehr in der Euroleague zu spielen, für den Klub eine große Herausforderung dar. Obwohl die Resonanz der Sponsoren „hervorragend“ gewesen sei, so Baldi, kalkuliert Alba mit deutlich weniger Einnahmen.

40
Prozent niedriger ist Albas Spielerbudget im Vergleich zur Vorsaison

Das hat vor allem mit der geringeren Anzahl an Heimspielen in der Champions League zu tun. Laut Ojeda ist das Budget für das Männerteam um mehr als 40 Prozent gesunken. Viele Leistungsträger haben Berlin verlassen, dafür sind junge Spieler mit viel Talent, aber wenig Erfahrung gekommen.

„Dieser vermeintliche Schritt zurück ist für uns nicht nur notwendig und gesund, er ist zentral, um den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen“, sagt Baldi. Denn der europäische Basketball steht vor großen Veränderungen.

Die NBA und der Weltverband Fiba arbeiten an einem neuen Wettbewerb, der „das Ökosystem verändern und zu mehr wirtschaftlicher Nachhaltigkeit führen wird“, sagt Schweitzer. NBA-Chef Adam Silver sprach kürzlich von einem geplanten Start 2027 oder 2028.

Weder Schweitzer noch Baldi wollen näher darauf eingehen, wie konkret die Gespräche mit NBA und Fiba bisher sind, doch während sich viele große Euroleague-Klubs noch alle Optionen offenhalten, hat sich Alba klar positioniert. „Die NBA Europe ist kein Hirngespinst mehr. Sie wird kommen und wir wollen dabei sein“, sagt Baldi.

„Wir wollen ein zentraler europäischer Basketballstandort sein“, so der Manager. Im Januar wird dies bereits für einen Tag der Fall sein, wenn Franz und Moritz Wagner mit ihren Orlando Magic gegen Memphis in Berlin das erste reguläre NBA-Spiel auf deutschem Boden austragen werden.

Doch erst mal steht im Hier und Jetzt der Start einer Saison mit vielen Unbekannten an. Das Ziel sei es, „am letzten Spieltag in den Play-offs noch dabei zu sein“, sagt Baldi. „Bei unseren Voraussetzungen ist das ambitioniert.“

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