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Sport: Am Ziel – und doch noch nicht

Hertha qualifiziert sich durch ein 0:0 in Gladbach für den Uefa-Cup, verpasst aber die Chance auf mehr

Am Ende musste Falko Götz noch einmal Schwerarbeit leisten. Der Trainer von Hertha BSC stand im Mittelkreis des Borussia-Parks, wedelte mit den Armen, um seine Spieler heranzuwinken. Als die Fußballer der Aufforderung nicht schnell genug Folge leisteten, wurde Götz ein bisschen böse. Er lief auf seinen Freund und Assistenten Andreas Thom zu, der noch ein gemütliches Schwätzchen mit Yildiray Bastürk hielt, schubste Thom zur Seite und befahl Bastürk zu den Kollegen. „Er hat uns gratuliert“, berichtete Mittelfeldspieler Niko Kovac nachher über die kurzfristig einberufene Vollversammlung auf dem Feld. Hertha, im vergangenen Jahr noch gerade dem Abstieg entronnen, hat sich durch ein 0:0 bei Borussia Mönchengladbach einen Spieltag vor Saisonende für den Uefa-Cup qualifiziert.

Allerdings haben die Berliner zugleich die Chance auf mehr verpasst: Mit einem Sieg in Mönchengladbach wären sie auf Platz drei vorgerückt und hätten die Qualifikation für die Champions League aus eigener Kraft schaffen können. Nun aber ist Hertha im Saisonfinale auf fremde Hilfe angewiesen. Während die Berliner (57 Punkte) am Samstag Hannover im Olympiastadion empfangen, muss Schalke (60) beim Absteiger Freiburg spielen; Stuttgart (58) trifft auf den Deutschen Meister Bayern München. „Ich habe ein sehr, sehr gutes Gefühl“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. „Wir werden gewinnen, und einer wird straucheln.“

Gleich nach dem Abpfiff hatte der Optimismus noch nicht alle Berliner ergriffen. Als Götz seine Spieler um sich versammelte, „habe ich in einigen Gesichtern Enttäuschung gesehen“. Die Berliner waren hin- und hergerissen zwischen der Freude über das Erreichte und dem Ärger über die vertane Chance. „Einen Tick Enttäuschung“ hatte auch Manager Hoeneß bei den Spielern registriert, völlig zu Unrecht, wie er findet: „Wir haben schon was erreicht. Es gibt überhaupt keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen.“

Es war auch weniger das Unentschieden in Mönchengladbach, das die Berliner schmerzte. „Hier muss man erst mal einen Punkt holen“, sagte Verteidiger Malik Fathi. Eigentlich leidet Hertha immer noch unter der Niederlage beim Absteiger Rostock vor zwei Wochen. „Wenn wir da einen Punkt geholt hätten, wären wir schon Dritter“, sagte Kovac. In Mönchengladbach stellte sich Hertha ganz anders an als in Rostock. Manager Hoeneß hatte von seiner Mannschaft „in der ersten Halbzeit ein Klassefußballspiel“ gesehen. Es war wohl eher ein Spiel der Taktik. „Nach vorne ging von beiden Mannschaften recht wenig“, sagte Kovac. Die Gladbacher verzichteten darauf, die eigene Offensive mit aller Macht zu forcieren und den Berlinern dadurch Räume zum Kontern zu offerieren. Zum fünften Mal blieben sie unter ihrem Interimstrainer Horst Köppel ohne Gegentor.

„Wir wollten auch auf Sieg spielen“, sagte Köppel, der nun plötzlich doch der Favorit des neuen Sportdirektors Peter Pander für den Posten des Cheftrainers zu sein scheint. „Aber Hertha hat das nicht zugelassen.“ Die Berliner wirkten spielerisch reifer. „Leider fehlte das Tor“, klagte Falko Götz. Dick van Burik vergab die erste gute Chance, als er in der neunten Minute nach einer Ecke frei zum Kopfball kam, der Ball aber über das Gladbacher Tor flog. Nur drei Minuten später hatte Andreas Neuendorf Pech: 25 Meter vor dem Tor fing er einen schwachen Klärungsversuch von Torhüter Kasey Keller ab und schoss sofort auf das leere Tor, doch der Ball drehte kurz vor der Linie ab und landete knapp neben dem Pfosten.

In der zweiten Halbzeit hatte der schwache Marcelinho noch eine gute Gelegenheit, als er nur noch Keller vor sich hatte, jedoch nicht zielstrebig genug den Abschluss suchte. Irgendwie traf das auch auf den Rest des Teams zu. Manager Hoeneß glaubte, dass am Ende die Kraft gefehlt habe, dass es vielen nicht gelungen sei, „die Extrareserven zu mobilisieren“. Eine Chance haben Herthas Spieler noch, alles aus sich herauszuholen.

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