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Genie und Lässigkeit. Leverkusens Florian Wirtz verkörpert mitunter beides.

© Imago/Maximilian Koch

Bayer Leverkusen und die Arroganz-Vorwürfe: Florian Wirtz steht als Sinnbild für Lässig-Kusen

Nach dem Pokal-Aus sind die Kölner enttäuscht und werfen dem Gegner Arroganz vor. Tatsächlich wandelt der Meister auf einem schmalen Grat. Exemplarisch dafür steht ihr bester Spieler.

Jörg Leopold
Ein Kommentar von Jörg Leopold

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Florian Wirtz wird zu Recht als Zauberfuß bezeichnet. Wie er den Ball vor dem 1:2 von Bayer Leverkusen im Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Köln mit der Fußspitze aus der Luft pflückte, dann seinen Gegenspieler vernaschte und auch noch Patrik Schick perfekt bediente, war zum Zungeschnalzen.

Es gibt allerdings auch noch den anderen Florian Wirtz. Den, der lässig über den Platz trabt und genervt reagiert, wenn ein Gegenspieler es wagt, ihm zu nahe zu kommen. Natürlich: Der 21 Jahre Leverkusener ist nicht mehr nur ein Rohdiamant, er ist ein Diamant! Zuweilen wirkt es allerdings so, als sei ihm genau das sehr wohl bewusst. Das drückt er dann durch eine mitunter herausfordernd lässige Körpersprache aus.

Beim glücklichen Sieg gegen tapfere Kölner wurde Bayers gesamte Mannschaft so ein bisschen vom Wirtz-Syndrom erfasst. Und das war in dieser Saison nicht zum ersten Mal der Fall. Die zwei verlorenen Punkte in Leipzig müssten den Leverkusenern eigentlich Warnung genug sein. Denn bereits in der Bundesliga-Hinrunde ließ der Deutsche Meister auf diese Art und Weise einige Punkte liegen.

Trainer Xabi Alonso hat seine Mannschaft nach ihrem Stolperstart wieder in die Spur gebracht, aber jetzt droht Bayer ein Rückfall. Die Kritik von Kölns Abwehrspieler Dominique Heintz mag aus der Emotion heraus geäußert worden sein, aber er hat einen Punkt mit seinem Arroganz-Vorwurf und dem Satz: „Da muss ich mich heute beherrschen, dass ich nichts Falsches sage…“

In dieser Verfassung dürften die Leverkusener gefundenes Fressen für so manche Mannschaft sein, die es gern mal etwas rustikaler mag. Das Spiel bei Atletico Madrid jüngst in der Champions League lieferte dafür eine Art Blaupause. Bayer war eine Halbzeit überlegen, spielte mit einem Mann mehr und ließ sich dann den Schneid abkaufen. Auch Florian Wirtz.

Der Nationalspieler ist die natürliche Zielscheibe der gegnerischen Wadenbeißer, wenn es bei ihm und dem Team läuft, dann prallt das alles ab und er bestraft die Attacken auf seine Person mit purer Genialität. Tut sich Leverkusen jedoch schwer, hängt das oft auch damit zusammen, dass Wirtz sich in Privatfehden verstrickt und auch deswegen nicht zur Entfaltung kommt.

In ein paar Tagen steht das Topspiel gegen die Bayern in der Bundesliga an, möglicherweise ist es nur der Auftakt zu einem Dauerduell mit den Münchnern, sollten die Klubs auch noch in der Champions League aufeinandertreffen. Leverkusen hat die Qualität, um in diesen Spielen zu bestehen. Gefährlicher aber scheinen für Wirtz und seine Kollegen derzeit Begegnungen mit Mannschaften, die sie klar beherrschen müssten. Wie am Mittwoch im Pokal der Zweitligist aus Köln.

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