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Herthas Erich Beer (li.) überwindet Torwart Hubert Birkenmeier und erzielt das 2:0.

© imago/Werek

Berliner Derbys in der Bundesliga (Teil 3): Der Jubellauf des Erich Beer

Wir blicken zurück auf die bisherigen Stadtduelle. Diesmal: TeBe wirft alles rein, aber Hertha gewinnt auch das dritte Derby gegen TeBe.

Bisher erschienen: Hertha gewinnt die „Weltpremiere“ und Als Hertha TeBe in die Zweite Liga schickte.

Die Fans von Tennis Borussia haben ein Transparent im Oberring aufgehängt. Ganz schlicht, mit fünf Buchstaben: „Benny“. Es ist eine kleine Geste für Benny Wendt. Den Mann, der kurz vor Saisonbeginn auf Leihbasis von der Ersatzbank des 1. FC Köln zum Aufsteiger gewechselt ist und sich sofort atemberaubend treffsicher zeigt. Zwölf Tore schießt der Schwede in den ersten zehn Spielen.

Danach bei Borussia Mönchengladbach und gegen den MSV Duisburg muss er früh angeschlagen ausgewechselt werden. TeBe verliert 0:3 und 1:5. Nach dem dank der vielen Wendt-Tore erstaunlich guten Start mit Tabellenplatz elf nach zehn Spielen zeigt der Trend vor dem Derby bei Hertha BSC im Olympiastadion deutlich nach unten. Zudem sind mehrere Spieler nicht fit.

„Es ist geradezu ein Jammer, dass wir im entscheidenden Spiel nur die Hälfte wert sind“, hadert Trainer Rudi Gutendorf, der das Amt vom überraschend zum Grasshopper Club Zürich abgewanderten Helmuth Johannsen übernommen hat.  

Die große Frage im Vorfeld des Spiels gegen Hertha lautet: Kann Wendt auflaufen? Am Spieltag, dem 13. November 1976, meldet der Tagesspiegel groß: „Tennis Borussia doch mit Benny Wendt“. Der Stürmer, längst Liebling der TeBe-Fans, will es probieren, sagt aber: „Ich brauche nur einen falschen Schritt zu machen – und dann ist es wieder aus.“

Als ob die eigenen Probleme für TeBe nicht schon groß genug wären, blickt Hertha BSC auch noch auf einen Lauf von sechs ungeschlagenen Ligaspielen in Serie. Was Trainer Georg Kessler nicht davon abhält, die Favoritenrolle abzulehnen. Schließlich habe – die frühen Vertreter der Phrasenschwein-Zunft werden sich gefreut haben – ein Lokalderby „eigene Gesetze“. 

Fast 75 000 Zuschauer im Olympiastadion

Kessler lässt vor fast 75 000 Zuschauern Verteidiger Uwe Kliemann gegen den nicht komplett fitten Wendt spielen – der Herthaner entscheidet das Duell deutlich für sich. „Konzentriert und diszipliniert vom Scheitel bis zur Sohle gestattete er Benny Wendt in zahlreichen packenden Duellen keinen Stich“, schreibt die „Fußball-Woche“. Der Tagesspiegel beobachtet: „So sehr sich Wendt auch bemühte, von seiner eminenten Torgefährlichkeit war in der ersten Halbzeit kaum etwas zu sehen.“ Daran ändert sich auch in der zweiten Hälfte wenig.

Dieses Schlüsselduell geht also an die Blau-Weißen, denen nach der Pause die Führung durch Erwin Hermandung gelingt. TeBe wirft weiter alles rein und hält das Spiel bis zur 73. Minute offen. Dann gelingt Erich Beer das Tor zum 2:0-Endstand. Die Erleichterung darüber zeigt sich in Beers anschließendem Jubellauf, der erst in den Armen von Trainer Kessler endet.

Tennis Borussia bleibt im dritten Berliner Bundesliga-Derby erneut nur das Lob von vielen Seiten für eine engagierte Leistung. Auch Trainer Gutendorf ist trotz der Niederlage nicht unzufrieden: „Meine Mannschaft hat unter den gegebenen Verhältnissen großartig gekämpft und gespielt.“

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