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Bei Hertha BSC wird der Ton rauer: Boateng nimmt sich Maolida zur Brust
Nach dem Frust: Hertha BSC ist vor dem schwierigen Heimspiel gegen Leipzig leicht reizbar. Und jetzt hat sich auch noch Suat Serdar mit Corona infiziert.
Stand:
Der neue Co-Trainer von Hertha BSC wurde plötzlich richtig laut. Seine Stimme nahm einen drohenden Unterton an. Er suchte den Körperkontakt zu Myziane Maolida, hob warnend den Zeigefinger und rief immer wieder: „Don't do like this, my friend!“ Myziane Maolida sagte: nichts.
Bei dem Co-Trainer von Hertha BSC handelte es sich in Wirklichkeit um Kevin-Prince Boateng, der nicht Maolidas weisungsbefugter Vorgesetzter ist, sondern sein Kollege, mit dem er am Dienstagvormittag im Training in derselben Mannschaft stand. Maolida hatte im Mittelfeld auf denkbar einfache Weise den Ball verloren, so wie ihm das auch im richtigen Spiel schon das eine oder andere Mal passiert ist, und der gegnerischen Mannschaft dadurch einen gefährlichen Gegenangriff ermöglicht. Das reichte, um Boateng auf die Palme zu bringen.
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Etwas mehr als eine Dreiviertelstunde läuft die Trainingseinheit des Berliner Fußball-Bundesligisten zu diesem Zeitpunkt, und die anfängliche Ausgelassenheit ist längst einer allgemeinen Gereiztheit gewichen. An Anlässen dazu mangelt es bei Hertha gerade ganz sicher nicht.
Auf eine gute Nachricht folgt in der aktuell schwierigen und maximal unangenehmen Lage mit ziemlicher Sicherheit gleich wieder eine negative. Und so ist es auch zum Auftakt der Trainingswoche, die am Sonntag mit dem Heimspiel gegen die derzeit so formstarken Leipziger (Sonntag, 19.30 Uhr) endet. Marc Kempf, der Hertha am Wochenende bei der frustrierenden Niederlage gegen Greuther Fürth nicht zur Verfügung stand, ist nach überstandener Covid-Erkrankung zurück im Training. Dafür hat es nun Suat Serdar erwischt.
Suat Serdar fehlt wohl gegen Leipzig
Serdar wurde ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet und befindet sich in häuslicher Isolation. Da er frühestens nach sieben Tagen mit einem negativen Test die Quarantäne verlassen darf, ist der Einsatz des Mittelfeldspielers gegen die Leipziger so gut wie ausgeschlossen.
Neben Kempf stand am Dienstag auch Boateng, der in der vergangenen Woche wegen Magen-Darm-Problemen hatte pausieren müssen, wieder auf dem Trainingsplatz. Die beiden Innenverteidiger Dedryck Boyata und Marton Dardai fehlten hingegen ebenso weiterhin wie die Torhüter Oliver Christensen und Nils Körber. Kélian Nsona, im Winter aus Frankreich verpflichtet, absolvierte eine individuelle Einheit.
Nach der 1:2-Niederlage beim Tabellenletzten Greuther Fürth, die Hertha heftig aufs Gemüt geschlagen ist, probierte es Trainer Tayfun Korkut im Training mit einer Mischung aus Spaß und Seriosität. Anfangs ließ er Handball und Fangen spielen, was zu großer Ausgelassenheit bei seinen Spielern führte. Doch die verflog schnell wieder, als es ums Fachliche ging.
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Ein bisschen stand die Trainingseinheit damit sinnbildlich für die Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen Wochen. Die anfängliche Gelöstheit nach dem Trainerwechsel ist längst einer ernsten Sorge um den Verbleib in der Bundesliga gewichen.
Korkut vermisste bei den Übungen Stringenz und Klarheit. „Mit Ball ruhiger werden!“, forderte er. „Kopf hoch.“ Auch die interne Kommunikation gefiel ihm nicht. Es wurde zwar viel und laut geredet, aber für Herthas Trainer ohne erkennbares Ziel.
Letztlich war es dann Marco Richter, der den latenten Unmut Korkuts ganz konkret zu spüren bekam. Nachdem sich Richter, der bei seinem Trainer zuletzt ohnehin keinen leichten Stand gehabt hatte, etwas zu heftig echauffierte, wurde er von Korkut angepflaumt: „Marco, wenn du keine Lust hast, dann gehst du raus! Mein letztes Wort. Konzentrier dich auf dein Spiel!“
Tat Marco Richter dann auch und trug mit einigen guten Aktionen dazu bei, dass seine Mannschaft das Trainingsspiel am Ende recht souverän für sich entscheiden konnte.
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