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Jubiläumsspiel, aber keinen Grund zum Feiern. Christoph Kramer ist mit der sportlichen Situation der Borussia gerade nicht zufrieden.

© Imago/Kolvenbach

Nach dem 0:0 gegen Frankfurt: Borussia Mönchengladbach steckt in der Kreativkrise

Die Leichtigkeit ist Borussia Mönchengladbach abhanden gekommen. Jetzt geht es ums Überwintern in der Champions League und den Anschluss in der Bundesliga.

Das Schicksal meinte es wirklich gut mit Christoph Kramer. Als das Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt abgepfiffen wurde, lag der Ball genau vor seinen Füßen. Kramer hätte nur zupacken müssen, ihn unters Trikot stopfen und als Erinnerung an sein 100. Bundesligaspiel in Sicherheit bringen können. Borussias Mittelfeldspieler nahm den Ball in beide Hände – und trat ihn senkrecht in die Luft. Vor Wut. Besonders erinnerungswürdig war Kramers Jubiläum, dieses maue 0:0 gegen die Eintracht, ganz sicher nicht.

Dafür bestätigte die Begegnung, was die vergangenen Wochen schon angedeutet hatten: zum einen, dass die Frankfurter in dieser Saison erstaunlich stabil sind und nicht ohne Grund Kontakt zum oberen Tabellendrittel haben, nachdem sie im Frühjahr erst in der Relegation den Abstieg verhindert hatten. Zum anderen aber, dass den Gladbachern die fußballerische Leichtigkeit abhanden gekommen ist und ihre Mannschaft ein wenig schwermütig wirkt. Vier Spiele ist sie in der Liga jetzt schon ohne Sieg, vier Mal hintereinander schoss sie kein Tor – das gab es zuletzt in der Abstiegssaison 2006/07.

Borussias Sportdirektor Max Eberl hatte am Tag vor dem Spiel gegen die Eintracht noch einmal explizit an die noch gar nicht so lange vergangene Vergangenheit erinnert und eine Art Regierungserklärung gegen überzogene Erwartungen abgegeben. Denn auch die machen der Mannschaft zu schaffen, obwohl oder gerade weil sie sich zuletzt zwei Mal hintereinander für die Champions League qualifiziert hat. Christoph Kramer vernahm im Spiel „viele Ohs und Ahs“ von den Rängen, wenn er oder seine Kollegen mit dem Ball mal wieder nach hinten abdrehten, weil sie gegen die sehr gut organisierten Frankfurter keine Lücken fanden.

„Wir können im Moment einfach nicht kreativer sein, wir haben keine offensive Struktur“, sagte Trainer André Schubert. Neben der Mehrfachbelastung macht sich vor allem der Ausfall der kompletten Kreativriege – Raffael, Thorgan Hazard, Ibrahima Traoré – bemerkbar. Ohne sie wirkt das Spiel der Borussia ziemlich irdisch, wenig inspiriert und leicht durchschaubar. „Momentan ist es mühsam“, sagte Sportdirektor Eberl, „aber eine Krise sehe ich definitiv nicht.“

Nach neun Spieltagen haben die Gladbacher exakt so viele Punkte wie vor einem Jahr, als sie mit fünf Niederlagen in die Saison gestartet waren und am Ende noch Vierte wurden. „Die Phase ist nicht so schwerwiegend schlimm, wie sie gerade gemacht wird“, findet Christoph Kramer. Wäre der Schuss von Oscar Wendt im Tor gelandet und nicht an der Latte, „redete man von einer ganz abgezockten Leistung“. Immerhin habe die Mannschaft in vier der vergangenen fünf Pflichtspiele kein Gegentor kassiert.

So konzentrieren sich die Gladbacher momentan auf das Mögliche. „Die Jungs arbeiten, rackern und kämpfen“, bescheinigte ihnen Schubert, alle drei Tage müssten sie derzeit ans Limit gehen, „auch wenn das Limit langsam ein bisschen weniger wird“. Bereits am Dienstag geht es in der Champions League gegen Celtic Glasgow ums Überwintern im Europapokal, dann vermutlich wieder mit Raffael. In der Liga heißen die nächsten drei Gegner Hertha BSC, 1. FC Köln und TSG Hoffenheim. Sie alle stehen in der Tabelle vor den Gladbachern, wohl auch weil sie nicht zusätzlich durch internationale Spiele belastet werden. André Schubert sagt: „Da müssen wir durch.“

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