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In der Capoeira Akademie in Friedrichshain-Kreuzberg dreht sich alles um den brasilianischen Kampfsport.

© Elena Zakh

Capoeira in Berlin: Perfekte Mischung aus Sport, Kunst und Kultur

Der ehemalige Hertha-Profi Alex Alves brachte mit seinem besonderen Torjubel Capoeira ins Olympiastadion. In der Stadt gibt es viele Adressen, um die brasilianische Kampfkunst zu erlernen.

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Ein Kick mit links, eine Drehung, dann noch ein Kick – wer sich mit Capoeira in Berlin beschäftigt, kommt an dem ehemaligen und viel zu früh verstorbenen Hertha-Spieler Alex Alves kaum vorbei. Seine Capoeira-Tor-Geste war legendär und hat die brasilianische Kampfkunst nicht nur ins Berliner Olympiastadion gebracht.

Ursprünglich von versklavten Afrikanern in Brasilien entwickelt, diente Capoeira als Mittel zur Selbstverteidigung und als Ausdruck von Freiheit. Dabei ging und geht es nicht darum, den anderen zu besiegen. Capoeira ist eher ein Spiel, bei dem mit musikalischer Begleitung Bewegungselemente kombiniert werden.

Akrobatische Sprünge, rhythmische Tritte und tänzerische Bewegungen bilden die Grundlage. „Beim Capoeira wird im Kreis mit Kreativität, Geschicklichkeit und Spielwitz improvisiert“, sagt Nik Schneider, Trainer und Geschäftsführer der Capoeira Akademie Berlin.

„Es geht um Angriff und Verteidigung, nicht um das direkte, geradlinige Besiegen nach Punkten oder um einen Knockout, sondern viel mehr um einen spielerischen Austausch zu Rhythmen der Capoeira-Musik“, sagt Schneider.

Alex Alves tanzt nach seinem Tor für Hertha BSC beim FC Barcelona im März 2000 Capoeira.

© IMAGO/Contrast

Was ihn selbst an Capoeira fasziniert? „Die Energie, die bei diesem Sport entstehen kann. Die Interaktion, egal ob zwischen groß oder klein, jung oder alt“, sagt Schneider. „Alle können dazu beitragen. Durch das gemeinsame Musizieren entsteht eine besondere Stimmung, die man auch als Lebensfreude bezeichnen kann. Das ist gut, um Alltagsstress abzubauen.“

Für Schneider ist Capoeira schon lange ein Teil des Berliner Stadtlebens. Es gibt eine Vielzahl von Gruppen und Trainingsmöglichkeiten. Egal, ob man Anfänger ist oder schon jahrelang trainiert, eine passende Schule zu finden, ist kein Problem.

So treffen sich die Mitglieder des Capoeira Senzala regelmäßig in Prenzlauer Berg. Der Verein Capoeira Angola Berlin bietet in den Räumen der Academia Jangada Kurse in Capoeira Angola an und in der Capoeira Akademie in Friedrichshain-Kreuzberg kann man immer dienstags einen Basiskurs belegen.

Dort trainieren die Minis, wie Schneider sie nennt, schon im Alter von zweieinhalb Jahren. „Unsere ältesten Mitglieder sind über 60 Jahre“, sagt Schneider. Seiner Ansicht nach kann Capoeira je nach Fitnessstand auch unterschiedlich erlernt werden.

„Unsere jungen Leute trainieren mehr Akrobatik und andere konzentrieren sich mehr auf entspannte, runde Bewegungen oder auf die Musik, die sehr wichtig ist.“ Für Schneider steht beim Capoeira das Miteinander im Vordergrund. „Höher, schneller, weiter ist nicht wichtig.“

Durch das gemeinsame Musizieren entsteht eine besondere Stimmung, die man auch als Lebensfreude bezeichnen kann. Das ist gut, um Alltagsstress abzubauen.

Nik Schneider, Geschäftsführer der Capoeira Akademie

Das passt zum Herzstück von Capoeira: der Roda. Zwei Capoeiristas treten in den Kreis, um ihre Fähigkeiten im „Jogo“ (Spiel) zu messen. Es gibt keine klassischen Turniere. Stattdessen finden „Batizados“ (Taufe) und „Troca de Cordas“ (Gürtelwechsel) statt, bei denen Schüler offiziell in die Capoeira-Gemeinschaft aufgenommen werden oder eine neue Gürtelfarbe erhalten.

Internationale Treffen finden trotzdem statt. Dazu kommen Capoeiristas aus aller Welt zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu trainieren. Diese Events beinhalten Workshops, Rodas und Auftritte. Berlin hat schon mehrfach große internationale Capoeira-Events ausgerichtet, bei denen Meister aus Brasilien und anderen Ländern anwesend waren, so wie im Oktober 2024 in der Max-Schmeling-Halle.

Wer mit Capoeira beginnen will, braucht nicht viel. Meist wird in bequemer Sportkleidung trainiert. Fortgeschrittene tragen oft die traditionelle weiße Capoeira-Hose (genannt Abadá) und ein T-Shirt der jeweiligen Gruppe.

Alles andere, also Flexibilität, Kraft und Ausdauer, ist Teil des Trainings und entwickelt sich. Ebenso der Umgang mit den Instrumenten, denn das Spiel von Berimbau, Atabaque und Pandeiro gehört ebenfalls zum Training dazu.

Capoeira ist eben nicht nur Bewegung. Wer den Sport praktiziert, erzählt damit Geschichten und vereint Sport, Kunst und Kultur. Schneider sagt, dass das Lernen nie aufhört und dass das für ihn das Faszinierende an dieser Kunst ist.

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