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John Anthony Brooks ist gerade erst aus einer langen Verletzungspause zurückgekommen. Jetzt hat es ihn wieder erwischt.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Michael Taeger

„Das ist extrem bitter für uns“: Bei Hertha BSC häufen sich die Ausfälle durch Verletzungen

Schon in den vergangenen beiden Jahren wurde Hertha BSC in der Saisonvorbereitung von Verletzungsausfällen geplagt. So dramatisch ist es bisher zum Glück noch nicht.

Stand:

Leon Jensen sah furchterregend aus. Das Blut lief ihm von der Schläfe großspurig über die Wange. Fast fünf Minuten dauerte es, bis die Wunde verarztet war und der Mittelfeldspieler von Hertha BSC mit einem blauen Turban um den Schädel auf den Platz zurückkehrte.

„Ich bin froh, dass der Cut nicht zu groß ist und Leon weiterspielen konnte“, sagte Herthas Trainer Stefan Leitl nach dem 6:0-Erfolg seiner Mannschaft im Testspiel beim Berliner Regionalligisten BFC Dynamo. Es ist schließlich nicht so, dass Leitl sonst keine personellen Sorgen hätte.

Das trübt natürlich die Stimmung.

Herthas Trainer Stefan Leitl über die beiden neuen Verletzungen

Sein Plan, dass jeder Spieler eine Halbzeit zum Einsatz kommen sollte, war schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff des zweiten Tests der Vorbereitung hinfällig geworden. Beim Warmmachen im Sportforum Hohenschönhausen knickte Pascal Klemens so unglücklich mit dem Fuß um, dass er nur mit fremder Hilfe den Platz verlassen und folglich auch nicht spielen konnte.

Nach einer Viertelstunde gab es für Trainer Leitl die nächste Hiobsbotschaft. Ohne gegnerische Einwirkung verletzte sich Herthas Innenverteidiger John Anthony Brooks an der linken Wade. Er hatte einen stechenden Schmerz verspürt und musste ausgewechselt werden.

Auch Leon Jensen hat beim Testspiel gegen den BFC Dynamo ordentlich was abbekommen, konnte aber zum Glück weiterspielen.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Michael Taeger

Was in seinem Fall besonders bitter ist: Brooks hatte sich gerade erst wieder herangekämpft, nachdem er die komplette Vorsaison ausgefallen war. Im August 2024 hatte Hertha den Routinier kurz vor Ende der Transferperiode als Ersatz für den nach Italien gewechselten Abwehrchef Marc Kempf verpflichtet. Doch Brooks bestritt während der gesamten Saison kein einziges Spiel für Hertha.

Gleich in seinem ersten Training in Berlin zog er sich eine schwerwiegende Sprunggelenksverletzung zu. Das Spiel beim BFC am Samstag war nun das erste, in dem er von Anfang an auflief. Noch in der Woche zuvor, im ersten Test der Vorbereitung, hatte der 32-Jährige nur eine halbe Halbzeit gespielt. „Aktuell sieht es gut aus“, hatte Leitl nach der Begegnung in Ludwigsfelde gesagt. „Er gibt positives Feedback. Wir haben keine Rückschläge, das ist sehr positiv.“

Eine genaue Diagnose zu den Verletzungen der beiden Defensivspieler soll erst Anfang der neuen Woche vorliegen. Bei Brooks vermutet Leitl, dass es länger dauern wird; bei Klemens klang er etwas optimistischer. Wahrscheinlich sei es bei ihm „irgendeine Kapsel-Band-Verletzung“. Alles in allem ist das „extrem bitter für uns“, klagte Herthas Trainer. „Das trübt natürlich die Stimmung.“

Weil Hertha mit zwanzig Feldspielern und zwei Torhütern in den Osten der Stadt gereist war, musste der für Brooks eingewechselte Toni Leistner etwas mehr als eine Stunde spielen, Marten Winkler stand sogar 75 Minuten auf dem Platz. Linus Gechter und Michal Karbownik, die in der ersten Halbzeit zum Einsatz gekommen waren, wurden 15 respektive zehn Minuten vor Schluss noch einmal eingewechselt.

Schon Ende der Vorsaison hatte sich Leitl kritisch über die Vielzahl an Verletzten in seinem Kader geäußert. Es sei ihm noch nie passiert, „dass so viele Spieler so lange verletzt ausfallen“, sagte er. „Das ist einfach nicht gut“ und müsse in Zukunft besser werden.

Im Moment aber ist es das nicht. Nicht nur Brooks und Klemens fehlen Leitl nun in der Vorbereitung. Er muss aktuell auch auf weitere Spieler verzichten:

  • Luca Schuler, der schon am Ende der Vorsaison mehrere Wochen wegen einer Hüftverletzung ausgefallen war, trainiert weiterhin nur individuell.
  • Deyovaisio Zeefuik fehlt wegen Problemen an der Wade seit inzwischen zehn Tagen.
  • Neuzugang Paul Seguin pausiert seit Anfang der Woche mit muskulären Probleme.
  • Und Torhüter Tim Goller ist im Training so unglücklich auf die Schulter gefallen, dass er wohl sogar längere Zeit ausfallen wird.

Während Zeefuik und Seguin im Trainingslager (11. bis 19. Juli) wieder ins Mannschaftstraining einsteigen sollen, plant Leitl in Kitzbühel noch nicht mit Goller. Das ist auch insofern ärgerlich, als ihm mit Marius Gersbeck ein weiterer Torhüter nach einer Operation an der Schulter derzeit nicht zur Verfügung steht.

Verletzungssorgen in der Sommervorbereitung sind für Hertha nichts Neues. Vor zwei Jahren erwischte es Ibrahim Maza in einem Testspiel gegen RWD Molenbeek. Er musste am Meniskus operiert werden und musste insgesamt drei Monate pausieren. Noch ärger war es im vergangenen Jahr, als die Berliner nach dem Testspiel gegen Energie Cottbus die langwierigen Ausfälle von Fabian Reese und Kevin Sessa zu beklagen hatten.

So dramatisch sind die Verletzungen diesmal offenbar nicht. Ärgerlich ist für Trainer Leitl eher die Häufung als die Schwere. Denn schon am Dienstag steht für seine Mannschaft gegen den Drittligisten TSV Havelse der nächste Test an (18 Uhr, Amateurstadion). Die Belastung gerecht zu verteilen, das könnte für Herthas Trainer dann zu einer recht kniffligen Rechenaufgabe werden. „Da müssen wir echt aufpassen“, sagte er.

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