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Noch ist nicht mal klar, ob, wann und unter welchen Umständen Fans wieder ins Stadion dürfen. 

© Federico Gambarini/dpa

Fußball in der Coronakrise: Dauerkarten vermitteln das trügerische Gefühl von Planbarkeit

In der Bundesliga werden munter Dauerkarten verkauft - obwohl niemand weiß, wie sich die Situation entwickelt.

Stand:

Nehmen wir das Beispiel Borussia Mönchengladbach. Der Klub hat am Freitag den Verkauf von Dauerkarten für die neue Saison in der Fußball-Bundesliga gestoppt – bei sportlichen 30.000 verkauften Tickets, die allerdings bei halbem Preis erst für die Rückrunde gelten sollten, also ab dem 23. Januar 2021.Das ist sehr, sehr optimistisch in einer Phase, in der noch nicht zu 100 Prozent klar ist, wann Profi-Fußball in Deutschland überhaupt wieder vor Zuschauern gespielt werden kann.

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Dauerkarten, das sagt schon das Wort, stehen für einen langen, planbaren Zeitraum. Wir aber leben in einer andauernden Phase der Unplanbarkeit. Insofern vertragen sich Dauerkarten mit dieser Zeit so wenig wie Feuer und Wasser. Am Freitag hat die Deutsche Fußball-Liga den Spielplan für die Saison veröffentlicht. Für die vielen Fußballfans im Lande war der Tag des neuen Spielplans seit Jahrzehnten ein großer Tag, denn an dem galt es doch, alles auf die Spiele der eigenen Mannschaft abzustimmen. 

Wer voll dabei ist, ordnet dem Fußball vieles bis alles unter 

Arbeit, Freunde und so weiter – wer hart dabei ist, der ordnet dem Fußball vieles bis alles unter. Besser gesagt, er drapiert das Leben um die Auftritte des Lieblingsverein herum. Welcher Dienst etwa muss für das Auswärtsspiel in Sinsheim verlegt werden, wann ist der Tag der Derbys und bleibt danach genug Zeit zum Feiern oder um vor der Frühschicht ordentlich auszunüchtern? Das Kernproblem der Bundesligisten und ihren Dauerkarten ist doch: Sie verkaufen ein Erlebnis, das es so es nicht geben kann, wenn etwa nur wenige Teile der Ränge gefüllt werden dürfen. 

Sicher ist es ehrlicher, Spendenaufrufe machen, Solidarität von den Fans zu fordern, die womöglich nichts zurückbekommen. Aber vielleicht wollen die Anhänger das gar nicht, womit wir wieder bei Borussia Mönchengladbach wären. Am Niederrhein hat der Klub tatsächlich nach Gesprächen mit Fanvertretern entschieden, vom „bewährten“ Dauerkartensystem nicht abzuweichen. Der Fußballfan möchte halt, dass das Leben planbar bleibt. Auch wenn sich derzeit nichts mit Gewähr planen lässt.

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