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Dennis Schröder haderte noch lange mit der Niederlage gegen Italien.

© dpa

Basketball-EM in Berlin: Dennis Schröder kritisiert den Bundestrainer

Im deutschen Nationalteam knirscht es. Nach dem 82:89 gegen Italien äußert Dennis Schröder Unverständnis über die Taktik von Trainer Chris Fleming.

Von Johannes Nedo

Dennis Schröder lag am Boden unter dem gegnerischen Korb, es war die letzte Minute der Verlängerung. Langsam richtete er sich auf, doch weil der deutsche Aufbauspieler von den Schiedsrichtern nach seinem wilden Alleingang kein Foul gegen ihn zugesprochen bekam, sah er aus der Ferne, wie seine Mannschaft verlor. Denn auf der anderen Seite verwandelte der Italiener Marco Belinelli einen Drei-Punkte-Wurf. So unterlagen die deutschen Basketballer am Mittwochabend in der Berliner Arena am Ostbahnhof Italien mit 82:89 (76:76, 41:42). Sie verloren ein Spiel, in dem sie dank großen Einsatzes lange Zeit geführt hatten, in dem sie aber auch viele Chancen auf den Sieg vergeben hatten.

Nun haben die Deutschen von ihren bisherigen vier Vorrundenspielen bei dieser Europameisterschaft drei verloren. Ins Achtelfinale können sie aber trotzdem noch einziehen. Für sie steht am heutigen Donnerstag gegen Spanien das entscheidende Spiel an (17.45 Uhr/live in der ARD). Gewinnt die Mannschaft von Bundestrainer Chris Fleming, werden sie in der Sechsergruppe noch Vierter und reisen für die K.o.-Phase weiter nach Lille in Frankreich.

„Wir müssen dann einfach genauso spielen, wie wir es gegen Italien gemacht haben“, sagte Schröder. Nur mit dem Unterschied, dass die Deutschen dann den letzten Wurf treffen müssen. Schröder hatte diese Chance. Beim Stand von 76:76 bekam er drei Sekunden vor dem Ende den Ball, zog zum Korb, doch sein Wurf sprang vom Ring zurück. So wurde der 21-Jährige zur tragischen Figur – trotz seiner 29 Punkte und sechs Assists. Dennoch haderte der NBA-Profi von den Atlanta Hawks mit dem Verlauf des Spiels – und das lag an einer weiteren, aus seiner Sicht entscheidenden Szene. 27 Sekunden vor dem Ende führten die Deutschen 75:72 und Fleming wies sein Team an, die Italiener zu foulen. Schröder sprach sich später gegen diese Vorgabe aus. „Ich hätte nicht gefoult“, sagte er. Fleming entgegnete diese Äußerung wenig begeistert: „Wenn Dennis danach wiederum seine Freiwürfe macht, ist das Spiel vorbei.“ Aber Schröder traf nur einen, Italien kam zum Ausgleich. Und so zeigt auch dieser Disput, dass im deutschen Team einiges knirscht. Das war bereits nach der enttäuschenden Vorstellung bei der Niederlage am Dienstag gegen die Türkei deutlich geworden.

Gestern Abend taten die deutschen Basketballer jedoch alles dafür, um diese Leistung vergessen zu machen. Die gesamte deutsche Mannschaft legte einen starken Start hin, sie verteidigte aggressiv und war treffsicher. Die 13 050 Zuschauer feierten immer wieder Schröder, der während seiner starken ersten Halbzeit bewies, dass er das Team anführen kann. Allerdings schwankte er später immer mehr, versuchte zu viel allein.

Ende der ersten Hälfte kam Italiens Danilo Gallinari von den Denver Nuggets dann in Fahrt. Anders als sein NBA-Kollege Belinelli, der am Vortag beim 105:98 gegen Spanien noch der herausragende Spieler seines Teams gewesen war. Gallinari, der am Ende 25 Punkte erzielte, führte die Italiener wieder heran und mit ihrem letzten Angriff in der ersten Hälfte gingen sie erstmals mit 42:41 in Führung.

In der zweiten Hälfte erarbeiteten sich die Deutschen wieder einen Vorsprung, zwischenzeitlich führten sie mit neun Punkten (54:45). Die Italiener ließen sich jedoch nicht abschütteln und feierten schließlich ausgelassen mit ihren Fans. So könnte das heutige Spiel gegen Spanien ein historisches werden. Bei einer Niederlage könnte es das letzte von Dirk Nowitzki im Nationaltrikot werden. Der 37-Jährige hat aber etwas dagegen: „Wir werden kratzen, wir werden beißen, wir müssen dieses Spiel gewinnen.“

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