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Der FC Bayern ist Meister, die Bierdusche gab es allerdings erst mit Verspätung auf der Couch.

© Imago/Sven Simon

Bayern München ist wieder Meister: Von der alten Dominanz ist der FC Bayern noch weit entfernt

Das Interregnum von Bayer Leverkusen ist beendet, der Normalzustand im deutschen Fußball scheint mit der Meisterschaft der Bayern wiederhergestellt. Aber ist das wirklich so?

Stefan Hermanns
Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Stand:

Das Imperium hat zurückgeschlagen, und das gleich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Nur ein Jahr hat diesmal das Sabbatical des FC Bayern München gedauert. Das Sabbatical vom ewigen Titelsammeln.

Aber es passt natürlich ein bisschen zu dieser Saison, dass sich die Bayern am Samstag nicht selbst zum Deutschen Meister gekrönt haben, sondern sich erst am Sonntag – auf dem sprichwörtlichen Sofa sitzend – von Bayer Leverkusen haben krönen lassen. Egal: Die Münchner sind endlich am Ziel, und das nach dem drittletzten Spieltag der Saison sogar noch halbwegs standesgemäß. Oder, wie die Bayern selbst und ihre Fans sagen würden: Der Normalzustand im deutschen Fußball ist wiederhergestellt.

Als die Verhältnisse zuletzt derart ins Wanken wie in der vergangenen Saison mit dem Interregnum von Bayer 04 Leverkusen gerieten, da haben die Münchner immerhin zwei Jahre benötigt, um der Revolution Einhalt zu gebieten. In den Spielzeiten 2010/11 und 2011/12 war das, als Borussia Dortmund mit dem jungdynamischen Trainer Jürgen Klopp das Establishment aus dem Süden erfolgreich herausforderte.

Das konnten die Bayern natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Der Demütigung durch Klopp und die Dortmunder folgte das erfolgreichste Jahrzehnt ihrer Historie, mit zwei Titeln in der Champions League (2013 und 2020) und Meisterschaften in Serie.

Und diesmal? Im Idealfall dient ein Sabbatical dazu, sich zu hinterfragen, zu sich selbst zu finden und mit frischem Elan aus der selbstverordneten Titelpause zurückzukehren. Dass den Bayern dies aber erneut so eindrucksvoll gelingen wird wie in den Jahren 2013 ff., das darf zumindest bezweifelt werden.

Trotz der Meisterschaft macht der Klub insgesamt nicht den Eindruck, seine Selbstfindungsphase bereits abgeschlossen zu haben. Die Verhältnisse sind weiterhin in Bewegung, sowohl in der Führung um den noch recht neuen und trotzdem nicht unumstrittenen Sportchef Max Eberl als auch in der Mannschaft, die kurz- bis mittelfristig ein anderes Gesicht bekommen soll – und muss.

Thomas Müller wird den Klub nach dieser Spielzeit verlassen, Manuel Neuer ist auch nicht mehr der Jüngste, dazu stehen einst wichtige Stützen wie Leon Goretzka, Serge Gnabry, Leroy Sané oder Kingsley Coman zur Disposition. Von Profis wie Joao Palinha oder Sacha Boey, die von einer zuletzt nicht immer glücklichen Transferpolitik künden, ganz zu schweigen.

In der Vergangenheit sind die Bayern in Situationen wie dieser erst mal schön shoppen gegangen. Aber auch das ist nicht mehr so ohne weiteres möglich. Selbst die Münchner müssen sparen und die Kosten reduzieren, weil das legendäre Festgeldkonto in der Vergangenheit ordentlich geplündert worden ist.

Das heißt nicht zwingend, dass den Bayern in der Bundesliga nun viele dürre Jahre drohen. Der vorzeitige Gewinn der Meisterschaft zeigt, dass sie im nationalen Maßstab weiterhin das Maß der Dinge sind. Ihre vermeintlichen Konkurrenten Leverkusen, Leipzig und Dortmund haben auch ihre Probleme. Und im Zweifel sind diese Probleme eben noch deutlich größer als die der Bayern.

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