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Mario Gomez zeigt es an: Die Bundesliga ist in Europa wieder konkurrenzfähig. Was auch am FC Bayern liegt.

© dpa

Kommentar: Deutschlands Fußball führt jetzt in Europa

Auf der europäischen Fußballbühne vollzieht sich gerade ein Wandel. Die zügellosen Verschwender müssen den Preis für ihre Maßlosigkeit zahlen. Die Bundesliga hingegen steht vergleichsweise gut da. Ein Zufall ist das nicht, meint Sven Goldmann in seinem Kommentar.

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Wo kommen bloß all diese Geschenke her? Das Volk fühlt sich in diesen vorweihnachtlichen Tagen umgarnt, wie es das sonst nur vor den Weihefesten der Demokratie her kennt, den Wahlen. Die Wertschätzung kommt nicht von innen. Sondern von den lieben Nachbarn, und natürlich hat sie nichts mit dem Euro zu tun. Sie betrifft den liebsten Zeitvertreib der Deutschen, den Fußball.

Am Donnerstag hat der europäische Verband Uefa die Deutschen mit der Ausrichtung des Champions-League-Finales 2015 beschert. Fünf Jahre später soll auch die Europameisterschaft zum Teil in Berlin ausgespielt werden. Dazu haben sich alle sieben Bundesligaklubs in den europäischen Wettbewerben für die nächste Runde qualifiziert. Das Spitzenspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund vor einer Woche schaffte mit einer Liveübertragung in 203 Länder einen neuen Bundesligarekord. Deutschland erfährt über den Fußball eine neue Aufwertung.

Beim Champions-League-Finale war Berlin irgendwann mal dran, und bei ihrem gesamteuropäischen EM-Projekt kommt die Uefa schlecht vorbei an ihrem größten Verband. Deutschland hat die nötige Infrastruktur, anders als etwas Griechenland, das auch für das Prestigeprojekt Olympia 2004 den Staatsbankrott fahrlässig in Kauf nahm.

Der sportliche Aufschwung der deutschen Klubs mag eine schöne Momentaufnahme sein, aber er fällt keineswegs zufällig zusammen mit den Gaben aus Europa. Auf der europäischen Bühne vollzieht sich gerade eine Andeutung dessen, was der FC Bayern München in Gestalt seines Präsidenten Uli Hoeneß seit Jahren voraussagt. Dass nämlich die zügellosen Verschwender in England, Spanien und Italien irgendwann den Preis für ihre Maßlosigkeit und den Ausverkauf ihrer Souveränität zahlen müssten.

In Spanien hat der Niedergang der Liga gerade begonnen

Die Bundesliga hat sich immer einer Öffnung des ganz großen Geldes verweigert, sie akzeptiert keine Scheichs und Magnaten und Mogule als Entscheider. Die Gegenwart scheint ihr recht zu geben. Gerade erst ist der mit russischem Kapital hochgezüchtete Champions-League-Sieger FC Chelsea beim Unternehmen Titelverteidigung schon in der Vorrunde gescheitert. Zu bestaunen war der Absturz einer Mannschaft, die nicht nach sportlichen Gesichtspunkten von einem Fachmann zusammengestellt wurde, sondern nach den Wünschen und Befindlichkeiten ihres russischen Besitzers Roman Abramowitsch. Mit ähnlichen Problemen haben auch Klubs aus Manchester und Liverpool zu kämpfen. Der englische Fußball ist zu einer fremdbestimmten Veranstaltung launischer Finanzspekulanten verkommen. Den neuen Neureichen in Paris und Osteuropa steht diese Erfahrung noch bevor.

In Spanien kaschieren Real Madrid und der FC Barcelona den dramatischen und gerade erst begonnenen Niedergang einer Liga. Über Jahre hat der Staat die Klubs über einen ermäßigten Spitzensteuersatz für Fußballmillionäre subventioniert. Weil dies dem Volk in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs nicht mehr zu vermitteln ist, steht die graue Masse hinter den beiden Ausnahmeklubs vor einer mehr als ungewissen Zukunft. Italien ist auf höchstem Niveau nicht mehr konkurrenzfähig, weil seine Stadien hoffnungslos veraltet sind und der Fußball sich durch Korruption und Randale aus der Mitte der Gesellschaft entfernt hat. In Italien beneiden sie die Deutschen um ihr Problemchen mit ein bisschen Pyrotechnik in den Stadien.

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