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Leidenschaft, Glaube und fußballerische Qualität haben Italien ins Halbfinale gebracht.

© IMAGO/Sports Press Photo

Die EM wächst über sich hinaus: Endlich gehört den Fußballerinnen die große Bühne

Fans prügeln sich um Tickets und selbst kleinere Fußballnationen locken Tausende ins Stadion. Der Frauenfußball begeistert auf dem Rasen und auf den Rängen wie nie zuvor.

Charlotte Bruch
Ein Kommentar von Charlotte Bruch

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Oft ist den Spielerinnen anzusehen, dass sie es selbst noch nicht so ganz glauben können, dass das gerade wirklich passiert. Von ungläubigen Gesichtern über die Masse an Fans bis hin zu emotionalen Ausbrüchen bei Nationalhymnen oder grenzenloser Freude nach spektakulären Toren. Das erste Viertelfinale der laufenden Fußball-EM in der Schweiz hatte am Mittwochabend all das zu bieten.

Schon vor dem Anpfiff stand Norwegens Ada Hegerberg die Vorfreude ins Gesicht geschrieben, als die Fans beider Nationen im mit 26.276 Zuschauenden ausverkauften Genfer Stadion für eine herausragende Stimmung sorgten. Dass Italien das K.o.-Spiel mit 2:1 für sich entschied, ist zusätzlich der beste Beweis dafür, dass auch die vermeintlich kleinen Nationen sportlich aufgeholt haben und die einst Etablierten wie Norwegen schlagen können.

Diese gestiegene Leistungsdichte in der Breite ist eine Folge erhöhter Professionalität. Der Fußball an sich wird endlich mehr gefördert, ist daher besser geworden und attraktiver anzuschauen. Waren Spiele bei Endrunden oftmals noch von einer sehr defensiven Ausrichtung des einen Teams geprägt gewesen, trauen sich nun alle etwas zu und spielen mutig nach vorne. Und das wiederum führt zu einem deutlich erhöhten Interesse von Fußballfans. Insbesondere bei einem jüngeren sowie einem weiblichen Publikum.

Schon bei der EM 2022 in England machte der Frauenfußball einen Sprung in Sachen Sichtbarkeit, spielerischer Qualität und Zuschauerzahlen. Doch dieses Turnier in der Schweiz setzt nochmal einen obendrauf. „Von den ersten 24 Matches waren 22 ausverkauft. Das ist eine Seltenheit im Frauenfußball bisher, auch bei einer WM“, sagte Uefa-Direktorin Nadine Keßler nach dem Vorrundenabschluss.

Menschen würden sich mittlerweile sogar „um Tickets schlagen, um noch irgendwie ins Stadion reinzukommen“. Nach Uefa-Angaben steuere man geradewegs auf eine neue Rekordmarke an Zuschauenden zu. Dabei ist gerade die soziale und inklusive Fankultur beim Frauenfußball ausschlaggebend für die große Nachfrage.

Das enorme Interesse beschränkt sich längst nicht mehr auf Spiele mit Beteiligung von England, Spanien, Deutschland oder Gastgeber Schweiz. Selbst Nationen wie Wales, Polen oder Dänemark locken Tausende Fans in die Stadien. Noch nie sind so viele Menschen aus dem Ausland angereist, um ihre Teams zu unterstützen. Die Euphorie ist nicht nur in den Arenen spürbar – sie trägt sich bis auf die Fanmeilen.

Der Frauenfußball setzt immer wieder neue Maßstäbe, ohne dabei seinen besonderen Reiz zu verlieren. Spielerinnen wie Ada Hegerberg kämpften schon Jahre zuvor vor fünf Auswärtsfans für diese Entwicklung und selbst nach dem verlorenen Viertelfinale dürfte die Norwegerin in ein paar Tagen angesichts dieser Fortschritte wieder lächeln.

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