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Simone Laudehr gewann in ihrer Karriere fast alles, nur die Deutsche Meisterschaft fehlt ihr noch.

© IMAGO / Sports Press Photo

Simone Laudehrs letzter Versuch: „Die Meisterschaft wäre der perfekte Abschluss“

Im letzten Spiel ihrer langen Karriere könnte Simone Laudehr erstmals den Meistertitel holen – wenn eine alte Bekannte nicht wieder dazwischenfunkt.

Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag der Bundesliga ist denkbar einfach. Punkten die Fußballerinnen des FC Bayern am Sonntag daheim gegen Frankfurt, holen sie die dritte Meisterschaft der Vereinshistorie, egal was Verfolger Wolfsburg gegen Bremen macht. Damit würde sich für Simone Laudehr im letzten Spiel ihrer Laufbahn ein Kreis schließen. 2003 begann beim FC Bayern ihre Karriere.

Sie wurde Welt- und Europameisterin, gewann 2015 die Champions League mit dem 1. FFC Frankfurt und insgesamt dreimal den DFB-Pokal. 2016 krönte sie ihre internationale Laufbahn mit dem Olympiasieg in Rio. Nur ein Titel fehlt ihr etwas überraschend noch: die Deutsche Meisterschaft. „Ich wurde ja immer Zweite“, sagt Laudehr: „Eine Meisterschaft ist eine Geburt von zehn Monaten.“ 2014 verspielte sie mit Frankfurt am letzten Spieltag die Meisterschaft gegen den direkten Konkurrenten aus Wolfsburg – mit Lena Goeßling. Auch Goeßlings Karriere könnte am Sonntag enden. In jedem Fall aber endet ihre Zeit in Wolfsburg.

Gemeinsam für die Nationalmannschaft

Laudehr und Goeßling wurden beide 1986 geboren. Laudehr in Regensburg, Goeßling in Bielefeld. Immer wieder kreuzten sich ihre Wege. In der Bundesliga immer Konkurrentinnen, prägten sie in der Nationalelf die erfolgreichsten Jahre mit Olympiasieg und EM-Titel gemeinsam. Zusammen durchliefen beide die U-Mannschaften, wurden schon 2004 U-19 Weltmeisterinnen. Später bei den Frauen bildeten beide zeitweise die Doppelsechs. Noch häufiger musste die offensivere Laudehr aber auf den Flügel ausweichen. 2019 sollten beide gemeinsam aus der Nationalmannschaft verabschiedet werden, nach jeweils über 100 Länderspielen. Goeßling wurde aber krank.

Der Frage, ob sie in ihrem letzten Spiel eine Einsatzgarantie habe, erteilte Laudehr am Freitag eine klare Absage: „Ich weiß, dass ich keine 90 oder 80 Minuten mehr spielen kann.“ Sie hoffe natürlich trotzdem darauf, eingewechselt zu werden, schließlich seien unter den wenigen Zuschauern, die im Stadion auf dem FC Bayern Campus zugelassen sind auch einige enge Freunde und Laudehrs Familie.

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Aufgrund chronischer Schmerzen wird sie nur noch sporadisch eingesetzt, wie auch Goeßling wanderte sie im Laufe der Karriere nach hinten und lenkt das Spiel inzwischen aus der Innenverteidigung. In 15 von 19 Partien kam sie von der Bank, meist erst in der Schlussviertelstunde. Das sei aber schon vor der Saison so abgesprochen worden, so Trainer Jens Scheuer, für den die enge Zusammenarbeit ein „großes Privileg“ sei.

Laudehr freut sich, Goeßling ist enttäuscht

Bei Lena Goeßling sieht das etwas anders aus. Seit Januar ist klar, dass ihr auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Die 35-Jährige zeigte sich darüber sehr enttäuscht. Seitdem findet sie sich immer öfter nur auf der Bank wieder. Beim Wolfsburger Pokalsieg am vergangenen Wochenende musste sie 120 Minuten lang zusehen. „Wir haben fest vor, dass die Spielerinnen, die uns verlassen werden, noch einmal für den VfL auflaufen“, sagte Wolfsburgs Trainer Stephan Lerch, der den Klub ebenfalls verlässt und Trainer der U-17-Junioren in Hoffenheim wird.

Ohnehin steht beim VfL ein Umbruch an. Mit Goeßling, Lara Dickenmann und Zsanett Jakabfi verlassen gleich drei erfahrene Kräfte den Verein. Die beiden Skandinavierinnen Fridolina Rolfö und Ingrid Engen verzichteten ihrerseits auf eine Vertragsverlängerung und stehen bei europäischen Topklubs auf dem Zettel.

Bei Laudehr ist schon jetzt klar, was die Zukunft bringt. Sie wird dem FC Bayern erhalten bleiben und im Museum der Münchner Arena arbeiten. Erstmal fahre sie aber ein paar Wochen in die Heimat. Ob Goeßling ebenfalls Schluss macht, oder ihre Karriere fortsetzt ist noch unklar. Genau zehn Jahre verbrachte sie in Wolfsburg. 18 der letzten 19 nationalen Titel gingen seitdem an den VfL oder München. Zumindest daran wird sich auch bei Titel Nummer 20 nichts ändern. Laudehr freut sich auf das Wochenende: „Die Meisterschaft wäre der perfekte Abschluss."

Luca Füllgraf

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