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Böse Miene zum schlechten Spiel. Bundestrainer Flick war von seiner Mannschaft alles andere als begeistert.

© Foto: IMAGO/Sven Simon

DFB-Team nach Niederlage gegen Ungarn: Es gibt noch viel zu tun für Hansi Flick

Das 0:1 gegen Ungarn zeigt, dass die deutsche Nationalmannschaft noch nicht WM-tauglich ist. Das ist eine ebenso hilfreiche wie beängstigende Erkenntnis.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Die Frage kam spät, und sie wirkte, bei flüchtiger Betrachtung, ein wenig seltsam. So seltsam, dass sogar Hansi Flick lächeln musste: „Herr Flick, wie geht es Ihnen?“

Bei genauerer Betrachtung aber war die Frage gar nicht seltsam, sondern überaus berechtigt. Zum einen nämlich fehlten der Öffentlichkeit für einen solchen Fall – eine Niederlage Flicks als Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft – bisher jegliche Erfahrungswerte. Zum anderen waren auf Flicks Gesicht keinerlei Regungen zu erkennen, die auf sein Gemüt hätten schließen lassen.

Aber, nein: Es ging dem Bundestrainer nicht gut mit diesem 0:1 gegen Ungarn, die Nummer 37 der Welt. Abgesehen davon, dass Flick Niederlagen grundsätzlich ablehnt, brachte diese noch einige unschöne Weiterungen mit sich.

Es war nicht nur im 14. Spiel seit Flicks Debüt im September 2021 die erste Niederlage überhaupt, es war auch die erste Niederlage in einem Heimspiel in der Nations League. Mit der Folge, dass die Deutschen schon vor dem abschließenden Spiel gegen England am Montag keine Chance mehr auf den Gruppensieg und damit auf die Teilnahme am Final Four im kommenden Juni haben.

Dass die Nationalmannschaft sich mit aller Macht und aus gutem Grund für das Finalturnier qualifizieren wollte, davon war am Freitagabend in Leipzig leider nur wenig zu sehen. Im Gegenteil: Die Niederlage gegen Ungarn war eine überaus verdiente.

Vor allem in der ersten Halbzeit lieferte Flicks Team eine erschreckende Darbietung ab. Oder, wie es Jonas Hofmann ausdrückte: „Das war richtig scheiße heute.“

Das war richtig scheiße heute.

Jonas Hofmann, Nationalspieler

Und es war definitiv anders geplant. Es ging nicht nur um die Tabellenführung in der Nations-League-Gruppe; es ging, exakt zwei Monate vor dem ersten Vorrundenspiel bei der WM, auch um die Vergewisserung, dass die Mannschaft für das Turnier in Katar gerüstet ist.

Dieses Unterfangen ist gehörig schief gegangen. Anstatt den Glauben an die eigene Stärke zu demonstrieren, kehrten am Freitag die grundsätzlichen Zweifel zurück.

„Lieber jetzt als im November“, sagte Flick. In einer solchen Situation muss man das wohl so sagen, damit der fußballinteressierte Teil des Landes kurz vor der WM nicht allzu schwermütig wird. Die Nationalmannschaft hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass sie in der Lage ist, Wichtigem von Unwichtigem zu unterscheiden; dass sie da ist, wenn sie da sein muss.

Nur ein Sieg aus den jüngsten sechs Spielen

Ein Automatismus aber ist das nicht mehr. Das haben die jüngsten beiden Turniere gezeigt, die den Deutschen mal mehr, mal weniger missraten sind.

Und vielleicht ist das tatsächlich die beste Erkenntnis des ziemlich unbefriedigenden Abends von Leipzig. Die Niederlage gegen Ungarn hat mehr über die wahre Stärke der Nationalmannschaft erzählt als die klaren Siege gegen Liechtenstein, Armenien und Island.

In diesem Jahr haben die Deutschen – bei sieben Versuchen – nur einmal zu null gespielt: gegen Israel. Und in den vergangenen sechs Begegnungen, in denen sie es mit ernstzunehmenden Gegnern zu tun hatten, ist ihnen lediglich ein Sieg geglückt.

Hansi Flick und seine Mannschaft haben bis zur WM in Katar noch eine Menge Arbeit vor sich. Das wissen er und sein Team spätestens seit Freitagabend. Das Problem ist nur: Durch die besonderen Umstände des Turniers hat Hansi Flick so gut wie gar keine Gelegenheit, mit der Mannschaft zu arbeiten.

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