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Enges Duell. Timo Werner (l.) im Zweikampf mit Francesco Acerbi.

© Alberto Lingria/REUTERS

Update

Auftakt der Nations League: Die Nationalmannschaft spielt 1:1 in Italien

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist mit einem 1:1 gegen Italien in die Nations League gestartet. Bundestrainer Flick bleibt damit weiter ungeschlagen.

Die Sonne war gerade untergegangen, und die Torre della Maratona, der zu Zeiten des Faschismus gebaute Turm über der Gegentribüne, war an diesem diesig- heißen Frühsommerabend in ein schummriges Licht gehüllt.

Das Stadio Renato Dall’Ara in Bologna wirkt mit seinen großen Abständen zwischen Tribüne und Spielfeld, den hohen Flutlichtmasten sowie der in großen Teilen fehlenden Überdachung etwas aus der Zeit gefallen – und passt damit ziemlich gut zum aktuellen Zustand des italienischen Fußballs. Mit der richtigen Beleuchtung und dem perfekten Timing versprüht er wie bei der EM vor einem Jahr durchaus Charme, strukturell ging es ihm aber schon mal besser.

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Diese Ambivalenz war auch am Samstag beim ersten Gruppenspiel der Nations League in Bologna zu erkennen. Beim 1:1 (0:0) gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zeigte das junge italienische Team eine ordentliche Leistung. Joshua Kimmich verhinderte mit seinem Ausgleich in der 73. Minute den Fehlstart in die Nations League, in der die DFB-Elf und Italien nun mit einem Punkt hinter den Ungarn liegen, die am Nachmittag überraschend gegen EM-Finalist England mit 1:0 gewonnen hatten.

Dass die Nations League trotz aller Lobpreisungen der Uefa auch bei ihrer dritten Austragung nicht den allerhöchsten Stellenwert besitzt, war nicht nur an den deutlichen Lücken auf den Tribünen zu erkennen, sondern auch an der Aufstellung der Gastgeber. Während Hansi Flick im Hinblick auf die näher rückende Winter-WM in Katar das Beste aufbot, was der deutsche Fußball momentan hergibt, wird die italienische Mannschaft vermutlich nie wieder in dieser Formation auflaufen.

Bei Italien fehlten die meisten Europameister

Da den Azzurri durch die verpasste Qualifikation ein Ziel für die nähere Zukunft fehlt, steht das aktuelle Länderspielfenster für Nationaltrainer Roberto Mancini ganz im Zeichen des Umbruchs. Bis auf Torwart Gianluigi Donnarumma und die erfahrenen Abwehrspieler Alessandro Florenzi sowie Francesco Acerbi bestand die Startformation vor allem aus Perspektivspielern, von denen einzig Sandro Tonali vom AC Mailand international zu den größten Talenten seines Jahrgangs zählt. Zahlreiche Europameister hatte Mancini gar nicht erst nominiert oder nach dem 0:3 gegen Argentinien am vergangenen Mittwoch in den Sommerurlaub verabschiedet.

Auch wenn die italienischen Fans kurz nach Anpfiff mit „I campioni dell’Europa siamo noi“-Gesängen noch mal den offiziellen Status ihres Teams als beste Mannschaft des Kontinents in Erinnerung riefen, war die Favoritenrolle klar verteilt. Die Anfangsphase gestaltete die deutsche Mannschaft dann auch dominant. Sie war deutlich ballsicherer, drückte Italien tief in die Defensive und versuchte, ihre Geschwindigkeitsvorteile auf den Außenbahnen zu nutzen. Da im Angriffsdrittel jedoch die nötige Präzision fehlte, resultierten aus dieser optischen Überlegenheit keine klaren Chancen. Nur ein einziges Mal musste Donnarumma bei einem Schuss von Serge Gnabry eingreifen.

Die Deutschen wirkten seltsam passiv

Die Italiener verlegten sich zu Beginn ausschließlich aufs Kontern, was der Gestik von Mancini an der Seitenlinie zufolge wohl nicht der Matchplan war. Allerdings zeigte seine Mannschaft dabei durchaus sehenswerte Ansätze. Besonders Sassuolos Gianluca Scamacca behauptete den Ball in der Spitze einige Male gut und hatte auch den gefährlichsten Abschluss der ersten Hälfte, traf aber aus der Distanz nur den Außenpfosten.

Italien schöpfte langsam mehr Mut und presste nun auch mal höher. „Die Italiener haben es gut gemacht“, sagte Bundestrainer Flick. Die offensivere Gangart der Gastgeber eröffnete der deutschen Mannschaft aber auch Räume. Eine vielversprechende Überzahl spielten die Deutschen zwar nicht ideal aus, doch nach einem cleveren Pass von Thomas Müller stand Leon Goretzka im Strafraum erstaunlich frei. Sein Abschluss wurde geblockt und Gnabrys Nachschuss aus zehn Metern flog über das Tor.

Das 0:0 zur Pause ging in Ordnung und kurz nach Wiederanpfiff hatten die Gäste Glück, dass Scamacca freistehend am Fünfmeterraum das Timing beim Kopfball fehlte. Die Fans in den blauen Trikots waren mit der Leistung ihrer experimentellen Mannschaft hör- und sichtbar zufrieden. Mehrfach ging die Welle durch das Stadion.

Mit den Einwechslungen kam mehr Schwung

„Der Anspruch war schon, dominanter, zielstrebiger, klarer nach vorne zu spielen, mit einer geringeren Fehlerquote“, sagte Thomas Müller. Doch die deutsche Mannschaft wirkte seltsam passiv, und Matteo Politano verfehlte mit einem schönen Schlenzer von der rechten Seite knapp den langen Pfosten. Kurz darauf hatte Flick genug gesehen und brachte erst Jamal Musiala und Jonas Hofmann, dann Kai Havertz und Ilkay Gündogan.

Bevor die deutschen Joker aber überhaupt Einfluss auf das Spiel nehmen konnten, leitete ein italienischer Einwechselspieler das 1:0 ein. Wilfried Gnonto, 18 Jahre jung und beim FC Zürich unter Vertrag, flankte perfekt auf Lorenzo Pellegrini, der aus vier Metern nur noch den Fuß hinhalten musste.

Es war bis dahin ein ziemlich bescheidener Auftritt der Deutschen, und das war auch dem Gesicht von Flick deutlich anzusehen. Doch immerhin zeigten seine Spieler nach dem Rückstand eine Reaktion. Nach einem Angriff über Kimmich und Havertz schoss Hofmann Werner mit einer Flanke an – und Kimmich staubte ab. Das deutsche Team machte noch mal Druck, es blieb aber beim 1:1.

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