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Iman Rondic (links) kam im Winter nach Köln und spielt engagiert, aber oft glücklos.

© dpa/Bernd Thissen

Die Probleme hätte Hertha BSC gerne: Der 1. FC Köln ist auf Aufstiegskurs, aber ständig in der Kritik

„Schöner Fußball in Liga zwei wird überschätzt“, sagt Lukas Podolski. Viele Fans des 1. FC Köln sehen das anders als ihre Klublegende und sind trotz der Tabellenführung unzufrieden.

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In dieser Woche war es wieder einmal so weit, Lukas Podolski hat sich zur Lage des 1. FC Köln gemeldet. Er finde die Diskussion um seinen Heimatverein überzogen, sagte der 39-Jährige – und: „Schöner Fußball in Liga zwei ist überschätzt.“ Denn am Ende zählten die Ergebnisse, nicht die Art und Weise, wie sie zustande kommen.

Doch das sehen in Köln vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC am Samstag (20.30 Uhr, Sport1) viele anders. Zwar ist der Verein nach dem 2:1-Sieg in Paderborn, erkämpft am vergangenen Wochenende nach ordentlicher Leistung und einem 0:1-Rückstand, auf einem guten Weg, den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Es herrscht sogar ein wenig mehr Zuversicht als in den Wochen zuvor.

Nicht unbedingt attraktiver Minimalisten-Fußball

„Der Tabellenplatz zeigt, wo wir hinwollen, den wollen wir nicht mehr verlieren“, sagt Thomas Kessler, der Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Köln. Trotzdem wird der Verein ständig kritisiert, vor allem wegen des unansehnlichen Spielstils der vom Österreicher Gerhard Struber gecoachten Zweitliga-Mannschaft.

Rechnen sollen andere, es wäre gefährlich, wenn wir uns auf so etwas einlassen.

Gerhard Struber, Trainer des 1. FC Köln

Nach einer Saison mit einigen Aufs und Abs, mit Platz zwölf am zehnten Spieltag, schwachen Spielen wie dem 0:3 in Magdeburg oder dem 0:1 in Karlsruhe, hat sich die Mannschaft einigermaßen stabilisiert. Attraktiv spielt sie aber fast nie – vielmehr bietet sie Minimalisten-Fußball.

Gleich acht Spiele endeten in dieser Spielzeit mit dem gleichen knappen Resultat: 1:0. Die Defensive arbeitet ordentlich, doch die Offensive wirkt uninspiriert. Von einer Mannschaft, die um den Aufstieg spielt, erwartet man in Köln mehr Dominanz und Spielfreude. Immerhin ging der FC trotz der fast zweijährigen Transfersperre, die im Dezember endete, mit dem wohl besten Kader aller Zweitliga-Teams in die Saison.

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Zuschauende sind im Schnitt bei den Kölner Heimspielen

Erschwerend hinzu kommt, dass der Kölner Sport-Geschäftsführer Christian Keller, ein Mann, dem allgemein ein Hang zur Überheblichkeit bescheinigt wird, unter den FC-Anhängern recht unbeliebt ist. Ihm wird unter anderem die Transfersperre angelastet, die der Weltverband Fifa aufgrund der Verpflichtung des slowenischen Jugendspielers Jaka Cuber Potocnik im März 2023 gegen den FC verhängte.

Kein allzu schweres Restprogramm

Die Transfers, die Keller schließlich in diesem Winter abschloss, brachten bislang wenig. Der bosnische Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic verletzte sich im März und kann in dieser Saison nicht mehr spielen. Stürmer Imad Rondic, ebenfalls ein Bosnier, wirkt zwar engagiert, ist aber bisher kein Spieler, der einen Unterschied ausmacht. Man ist sich einig: Falls der FC tatsächlich aufsteigen sollte, müsste der Kader rundum überarbeitet werden.

Für den siebten Aufstieg nach 2000, 2003, 2005, 2008, 2014 und 2019 könnte es dennoch reichen. Der FC, der einen Vorsprung von vier Punkten auf den Relegationsplatz drei hat und fünf Punkte auf Rang vier, muss kein allzu schweres Restprogramm absolvieren. Die kommenden Gegner bis zum Saisonende heißen nach dem Spiel gegen Hertha: Fürth, Münster, Hannover, Regensburg, Nürnberg und Kaiserslautern.

Mit Rechenspielen, wann und in welcher Konstellation der Aufstieg perfekt sein könnte, will sich Coach Struber nicht befassen. „Rechnen sollen andere, es wäre gefährlich, wenn wir uns auf so etwas einlassen“, sagt er. Gegen Hertha BSC müsse seine Mannschaft mindestens eine ähnlich starke Leistung wie zuletzt gegen Paderborn zeigen.

Trotz aller Kritik am Spielstil ist die Unterstützung für den Verein in Köln ungebrochen groß. Nach 13 Heimspielen, von denen die Kölner sieben gewannen, drei verloren und dreimal remis spielten, liegt der Zuschauerschnitt im Müngersdorfer Stadion bei fast 50.000. Zudem steht der FC kurz davor, die Marke von 150.000 Mitgliedern zu knacken.

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