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Wieder auf dem Sattel. Lance Armstrong fährt für einen wohltätigen Zweck.

© dpa

Radsport: Dopingsünder Lance Armstrong provoziert mit Rückkehr zur Tour

Der frühere Seriensieger und ertappte Doper Lance Armstrong ist in den Dunstkreis der Tour de France zurückgekehrt. Als Teilnehmer an einem Charity-Rennen für Leukämiekranke zelebrierte der in Ungnade gefallene Ex-Star seinen Auftritt - und sorgte für Aufregung.

Lance Armstrong ist wieder bei der Tour de France. Gut, der ehemalige siebenfache Gesamtsieger des wichtigsten Radrennens der Welt startet nicht im offiziellen Programm. Er kehrt, vier Jahre nach seinem Abschied und drei Jahre nach Verkündung seiner lebenslangen Sperre, als Teilnehmer von „Le Tour - One Day Ahead“ zurück. Bei dieser Veranstaltung fahren zahlreiche begeisterte Radamateure einen Tag vor den Profis die jeweilige Touretappe ab. Der an Leukämie erkrankte frühere englische Fußballprofi Geoff Thomas organisiert in diesem Rahmen eine Spendentour für seine Leukämiestiftung. Stiftungsgründer Thomas begründet die Einladung Armstrongs mit dessen Prominenz und dem Engagement gegen den Krebs. Armstrong soll Geld in die Forschungskassen gegen Leukämie spülen.

Für seine Teilnahme bekommt Armstrong Kritik

In der aktuellen Welt des Radsports löst die Rückkehr von Lance Armstrong bei der Tour de France unterschiedliche Reaktionen aus. Von einem „Mangel an Respekt“ für die Tour sprach der Präsident des Radsportverbandes UCI, Brian Cookson. „Lance wäre gut beraten, nicht daran teilzunehmen“, sagte Cookson.

Nun ja, beraten lässt sich Armstrong nicht gern, erst recht nicht von Cookson. So hält er an seinen Plänen fest. Durchaus zum Ärger von Christian Prudhomme. Der Direktor der Tour winkt nur genervt ab, wenn man ihn nach dieser Personalie fragt. Auch Altprofis wie Michele Scarponi, selbst ein verurteilter Doper, wollen sich nicht zu Armstrong äußern. „Wir haben heute genug mit der Etappe über den Tourmalet zu tun, da kümmere ich mich nicht um anderes“, sagt der Helfer von Titelverteidiger Vincenzo Nibali.

Paul Martens: "Armstrong war nicht der Letzte, der gedopt hat"

Etwas differenzierter fällt die Auskunft von Paul Martens aus. „Ich würde sagen, wenn er noch genug Ansehen hat, um für einen guten Zweck Geld zu sammeln, dann habe ich keine Probleme damit. Aber warum es ausgerechnet bei der Tour sein muss, ist etwas anderes“, sagt Martens. Er will in Armstrong auch nicht die böse Überfigur sehen, als die er häufig gezeichnet wird. Der Amerikaner sei nicht der Einzige und auch nicht der Letzte gewesen, der gedopt hätte, meint der deutsche Profi in Diensten von Lotto Jumbo.

Tatsächlich geht die Tour mit anderen früheren Dopern sanfter um. Richard Virenque war Ehrengast im Startvillage in Rennes, als auch der Verteidigungsminister (und starke Mann hinter dem Wildcard-Team Bretagne Seche) Jean-Yves Le Drian dort seinen Auftritt hatte. Laurent Jalabert ist als Experte beim Fernsehsender RTL mit dabei. Und der frühere Dopingprobenverweigerer Bernard Hinault hat gar einen führenden Posten beim Organisator ASO inne.

Armstrong streut freudig Salz in die Wunden

Die Wunden, die Armstrong der Tour zufügte, sind aber offenbar nicht verheilt. Und der Texaner, Zeit seiner Karriere ein cleverer Kommunikator, streut voller Freude Salz in neue Wunden. Während alle Welt sich fragte, was man von der starken Pyrenäenperformance von Chris Froome nun halten solle, beteiligte er sich per Twitter ebenfalls an der Debatte. „Die erste Bergetappe wirft einige Fragen auf“, begann er. „Ganz klar sind Froome/Porte/Sky sehr stark. Zu stark, um sauber zu sein? Fragt mich nicht, ich habe keine Erklärung“, schickte er hinterher. Armstrong wirft Fragen zur Sauberkeit seiner Nachfolger auf, ohne das Problem differenziert zu betrachten. Er nutzt die Tour, um sich wieder ins Gespräch zu bringen. Er nutzt die Charity Ride, um wieder in der Öffentlichkeit präsent zu sein – so wie einstmals auch seine Krebsstiftung dazu diente, vom eigenen Dopingproblem abzulenken.

Lance Armstrong ist weiter der alte, auch wenn er nicht mit der Nummer eins im Peloton fährt.

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