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„Ein historischer Sieg“: Alba Berlin kämpft sich gegen alle Widerstände ins Finale
Lange sieht es nicht gut aus für das dezimierte Team von Alba. Doch durch eine große Willensleistung besiegen die Berliner die Niners Chemnitz und treffen nun auf Bayern München.
Stand:
Franz Wagner saß lange Zeit weitgehend regungslos auf der Tribüne, dreieinhalb Minuten vor dem Ende sprang der Berliner Basketball-Weltmeister jedoch auf, jubelte und hüpfte wie ein gewöhnlicher Fan auf der Stelle. Matt Thomas hatte seinen Heimatverein im fünften Halbfinale soeben durch seinen sechsten Dreier entscheidend in Führung gebracht.
Alba Berlin bezwang die Niners Chemnitz vor 9781 Zuschauenden mit einer beeindruckenden Willensleistung 97:84 (30:28, 18:25, 26:20, 23:11) und steht im Finale um die deutsche Meisterschaft.
Dort trifft das Team ab Samstag (20.30 Uhr) in bis zu fünf Spielen auf den ausgeruhten Favoriten Bayern München. „Das war heute kein Endspiel, aber es war ein historischer Sieg für Alba“, sagte Albas Trainer Israel Gonzalez ungewohnt emotional.
Das war heute kein Endspiel, aber es war ein historischer Sieg für Alba.
Israel Gonzalez, Trainer von Alba Berlin
Ein Spiel fünf gehört im Basketball zu den absoluten Highlights, am Donnerstag bildeten sich die Warteschlangen lange vor dem Beginn aber nicht am Eingang zu den Tribünen, sondern in der Lobby der Arena in Friedrichshain. Viele Fans nutzten die Gelegenheit, um zwei Berliner Weltmeistern einmal ganz nah zu sein. Franz und Moritz Wagner statten ihrem Heimatverein einen Besuch ab, posierten für Selfies und signierten die von ihrer Mutter Beate geschriebene Biografie.
Später nahmen die NBA-Profis auf der Tribüne Platz und sahen ein erwartet intensives Duell. Zum siebten Mal trafen Alba und Chemnitz am Donnerstag aufeinander und alle Spiele waren spannend, umkämpft, hitzig. Die Voraussetzungen für die Berliner waren vor diesem entscheidenden fünften Halbfinale nicht gerade gut. Für Martin Hermannsson ist die Saison wegen einer Muskelverletzung in der Wade beendet und so war Malte Delow der einzig verbliebene Point Guard. Weltmeister Johannes Thiemann biss trotz Knieschmerzen auf die Zähne.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler
Alba startete sehr wach und konnte sich kurz vor Ende des ersten Viertels mit einem 9:0-Lauf innerhalb von 55 Sekunden, davon sieben Punkte von Jonas Mattisseck, erstmals etwas absetzen.
Direkt im Anschluss bewahrheitete sich aber erneut eine Einschätzung von Himar Ojeda. „Die Serie besteht nur aus Ups und Downs“, hatte Albas Sportdirektor am Mittwoch gesagt – und passend dazu kassierten die Berliner sofort einen Chemnitzer Lauf. Alba leistete sich zwei unnötige Ballverluste, foulte bei einem Dreipunktewurf und schon war der Vorsprung von neun auf einen Punkt geschmolzen.
Im zweiten Viertel verkomplizierte sich die Lage weiter. Die Gastgeber verloren offensiv völlig den Faden und Chemnitz zog erst vorbei, um dann durch Kevin Yebo, Kaza Kajami-Keane und Wes van Beck mit einem 15:0-Lauf auf 53:42 davonzuziehen. Alba wankte und das merkte das Publikum.
„Weltmeister, Weltmeister“
Kapitän Thiemann, der mit Schmerzen in der Kabine geblieben war, kam zur Überraschung seiner Kollegen doch noch mal ins Spiel. Als er an der Freiwurflinie stand und von den mitgereisten Gästefans mal wieder als „Schauspieler“ bezeichnet wurde, konterte der Alba-Block: „Weltmeister, Weltmeister“, schallte es durch die Halle.
Thiemann traf beide Versuche und mit viel Einsatz kämpften sich die Berliner Stück für Stück wieder näher heran. In die Pause ging es mit einem 48:53. Bei Alba war, angesichts der schwierigen Bedingungen wenig überraschend, nichts von der Leichtigkeit der vergangenen Jahre zu sehen.
Die Mannschaft von Israel Gonzalez musste sich jeden Punkt hart erarbeiten, man musste ihr jedoch zugutehalten, dass sie vor diesem Abnutzungskampf nicht zurückschreckte. In der Schlussphase krönte Alba diese Willensleistung dann durch Dreier von Thomas und Sterling Brown, Punkte von Delow und eine effektive Zonenverteidigung mit Khalifa Koumadje. In der Halle fühlte es sich an wie in einem Finale – doch das kommt erst noch.
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