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Adam Smith (r.) soll die Gegner ab sofort vom Eisbären-Tor fernhalten.

© Imago/CTK Photo

Eishockey-Alltag trotz Trauer um Tobias Eder: Die Eisbären probieren die Normalität aus

Trotz der Trauer um den verstorbenen Mitspieler wollen die Berliner Fahrt in Richtung Play-offs aufnehmen. Der neu verpflichtete Verteidiger Adam Smith soll dabei helfen.

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Für die Eisbären hat am Dienstag eine Phase der Saison begonnen, die sie in dieser Form bisher nicht kennen. Beim Training vor dem Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG am Mittwochabend in der Friedrichshainer Arena (19.30 Uhr, Magentasport) ging es für das Team von Serge Aubin um weitaus mehr, als sich auf die letzten Spiele der Hauptrunde einzustimmen.

Zwei Wochen nach dem Tod des Teamkollegen und Freundes Tobias Eder versuchen die Eisbären, ein Stück weit in die Normalität zurückzukehren. „Das wird nicht von heute auf morgen gehen, sondern eine Zeit dauern, aber wir sind froh, dass wir den Alltag wieder haben“, sagt Kapitän Kai Wissmann.

Am Montag war die komplette Mannschaft bei der Beerdigung von Tobias Eder in Miesbach am Tegernsee. „Das war ein harter Tag für uns alle, es war sehr emotional“, sagt Sportdirektor Stéphane Richer, „aber für die Jungs ist auch klar, dass die Arbeit wieder anfängt. Tobi wird immer bei uns sein.“

Eisbären müssen elf Spiele in 24 Tagen bestreiten

Nach dem emotionalen Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers am Sonntag vor einer Woche, in dem Spieler, Verein und Fans um den Verstorbenen trauerten, hat das Team eine Woche freibekommen, um den Verlust zu verarbeiten und auch wieder neue Kraft zu schöpfen. „Die Jungs haben eine Pause gebraucht mit ihren Freunden und ihren Familien“, sagt Aubin, „aber das Energielevel heute war so hoch, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen haben.“

Elf Spiele müssen die Eisbären innerhalb von 24 Tagen bestreiten, das gibt schon mal einen Vorgeschmack auf die Play-offs, die nach einer kurzen Pause dann anschließend warten. „Das ist natürlich herausfordernd“, weiß Aubin, „aber es ist sportlich die beste Zeit im Jahr, und darauf freuen sich alle.“

Wenn sie auf dem Eis sind, ist der Kopf frei und sie machen das, was ihnen Spaß macht, auch wenn es ihr Job ist.

Sportdirektor Stéphane Richer über die Vorzüge eines intensiven Spielplans in den nächsten Tagen

Gleichzeitig ist die enge Taktung der kommenden Wochen eine gute Möglichkeit, wieder in den Rhythmus zu kommen. Und − was derzeit keinesfalls zu unterschätzen ist – es bietet die Chance, viel Zeit zusammen auf dem Eis zu verbringen. „Die Jungs spielen Eishockey, seitdem sie klein sind“, sagt Richer, „wenn sie auf dem Eis sind, ist der Kopf frei und sie machen das, was ihnen Spaß macht, auch wenn es ihr Job ist.“

Aubin hat in dieser Saison schon häufiger den Charakter seines Teams gelobt. Und dass es eng zusammenrückt, wenn es auf dem Eis zur Sache geht. Durch das gemeinsame Verarbeiten des Schmerzes in den vergangenen Tagen ist das Gefühl gewachsen, dass man sich aufeinander verlassen kann und jederzeit füreinander einsteht.

Adam Smith soll die Abwehr widerstandsfähiger werden

„Wir haben etwas erlebt, das wir nicht erleben wollten“, sagt Wissmann, „aber wir haben eng zusammengehalten.“ Die eine oder andere Aktion, um an Eder zu gedenken, hat sich das Team ausgedacht. So soll wohl auch weiterhin sein Lieblingslied „Viva la Vida“ von Coldplay beim ersten Eisbärentor des Abends laufen.

Bereits für die Hauptrunde hat Wissmann sich und seinem Team entsprechend hohe Ziele gesetzt. „Wir haben noch ein Nachholspiel gegen Ingolstadt und ein weiteres Spiel weniger bestritten. Wenn wir beide gewinnen, können wir bis auf drei Punkte heranrücken.“ Wenngleich alle betonen, dass es am Ende nicht so entscheidend sei, ob man als Erster, Zweiter oder Vierter in die K.-o.-Runde einzieht.

Um sportlich noch widerstandsfähiger zu werden, haben sich die Eisbären in der Pause mit dem kanadischen Verteidiger Adam Smith, 28, verstärkt, der in den vergangenen beiden Spielzeiten Meister mit dem tschechischen Klub HC Ocelari Trinec geworden war. „Er ist ein sehr guter Defensivverteidiger. Wir haben ihn lange beobachtet, dann ist er vor einer Woche auf den Markt gekommen“, sagt Richer. „Wir haben eine sehr gute Kabine, er wird da gut reinkommen.“

In den vergangenen Jahren hatten sich die Eisbären kurz vor den Play-offs schon häufiger mit Verteidigern verstärkt, die anschließend eine gute Rolle gespielt haben. Thomas Schemitsch fand beim Titel 2024 seine Rolle genauso wie Simon Després 2021, der auch 2022 einen Titel mit dem Team gewann. Und das ist auch in diesem Jahr trotz der besonderen Situation natürlich das Ziel.

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