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Die NHL siegte. Eine Szene aus dem Spiel Russland gegen Kanada.

© Skolimowska/ dpa

Eishockey-Ligen: NHL und KHL hängen den Rest ab

Die Eishockey-Weltmeisterschaft wird immer mehr zu einer Veranstaltung der zwei großen Ligen NHL und KHL. Die "Drachen" wachsen.

Leon Draisaitl hat gesagt, dass er Köln für die schönste Stadt überhaupt hält. Insofern war es für den vermutlich zum besten deutschen Eishockeyangreifer aller Zeiten heranreifenden Mann natürlich etwas Besonderes, dass er die Chance hatte, bei der Weltmeisterschaft drei Spiele mit dem Nationalteam in seiner Heimatstadt zu bestreiten. Es war auch für die deutschen Fans in der Kölnarena aufregend, Draisaitls Künste zu bestaunen.

Wer weiß, wie schnell der junge Mann noch einmal auf heimischem Eis zu sehen ist. Denn sein Geld verdient er nun mal in der National Hockey-League (NHL) – der größte Teil der Spieler, die bei der WM in Köln und Paris spielten, ist als Profi in Nordamerika beschäftigt.

Segen und Fluch zugleich

Das ist einerseits ein Segen für die Spieler, dass sie in der besten Liga der Welt für gutes Geld spielen können. Andererseits ein Fluch für die europäischen Ligen. Sie sind inzwischen entweder Zulieferer für die NHL (Schweden und Finnland) oder Anlaufstelle für Spieler, die es in Nordamerika nicht geschafft haben (Deutschland, Österreich).

Die aktuelle WM hat wieder deutlich gezeigt, dass Nationen ohne NHL-Spieler quasi chancenlos sind, Italien und Slowenien (NHL-Star Anze Kopitar fehlte) blieben sieglos. Das ist keine neue Entwicklung, neu ist aber, dass die Stärke der Nationen hinter den großen Nationen auch an der Anzahl ihrer eingesetzten NHL-Spieler bemessen werden kann: So hatten die Dänen diesmal keine Chance auf das Viertelfinale, weil mit Nikolaj Ehlers nur einer ihrer neun NHL-Profis zur Verfügung stand.

Das ordentliche Auftreten der Deutschen, die bis ins Viertelfinale kamen, hing damit zusammen, dass sie insgesamt immerhin fünf NHL-Profis einsetzen konnten, darunter mit Thomas Greiss und Philipp Grubauer zwei starke Torhüter.

Problem für europäische Klubs

Was für die WM gut sein mag, ist für die Entwicklung des europäischen Eishockeys auf Klubebene dauerhaft eher ein Problem: Die NHL expandiert in der nächsten Saison auf 31 Teams. Der Bedarf an guten Spielern wird immer mehr in Europa gedeckt – finanziell kann dort keiner mithalten, allein ein Spieler wie Thomas Greiss verdient bei den New York Islanders in drei Jahren (zehn Millionen Dollar) mehr als etwa das gesamte Team der Straubing Tigers aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in einer Spielzeit.

Die Russen versuchen seit ein paar Jahren mit der von ihnen initiierten Kontinental Hockey League (KHL) dagegenzuhalten, mit etwas Erfolg. Die KHL hat zwar weder die Strukturen noch die Stadien der NHL, aber es gibt für die Profis mehr Geld zu verdienen als andernorts in Europa und inzwischen hat die Liga nicht nur Finnlands Spitzenklub Jokerit Helsinki gewonnen, sondern auch ein Team aus Peking.

Seitdem es die KHL gibt, flüchten nicht mehr alle guten russischen Profis nach Übersee. Mehr als die Hälfte des Teams, das am Samstag im WM-Halbfinale gegen Kanada (siehe Text links) auf dem Eis stand, ist in der KHL beschäftigt. Selbst bei den Kanadiern spielte mit Chris Lee ein KHL-Profi. Es illustriert den gewachsenen Stellenwert der Liga, die aber etwas zu undurchsichtig in ihrem Geschäftsgebaren daherkommt. Nationen wie Schweden, Schweiz und Deutschland haben sich bisher beim Thema KHL zurückgehalten.

Europäische Liga als Lösung

Wollen die europäische Ligen außerhalb der KHL eine Chance haben auf Spitzeneishockey, dann müssen sie etwas bewegen: Eine gemeinsame europäische Liga mit regionalen Gruppen könnte die Lösung sein, um den Niveauverfall zu bekämpfen. Spieler etwa aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) haben es schwer, auf Weltniveau mitzuhalten, das hat die WM wieder gezeigt.

Waren vor ein paar Jahren noch die Stars kleiner Nationen in der DEL beschäftigt, hat sich auch dies geändert. Charles Linglet von den Eisbären hat für Weißrussland gespielt, Mads Christensen vom Meister München für Dänemark. Das war es dann schon.

Allein 200 Schweden spielen zurzeit in NHL und KHL – trotzdem ist die Liga noch führend in der vor ein paar Jahren gegründeten europäischen Champions League. Vor deren Einführung sagte der Turnierdirektor des Vorläufers „European Trophy“ Bo Lennartsson: „Europa ist zwischen zwei Drachen, der NHL und KHL.“ Das war vor vier Jahren. Inzwischen sind die Drachen weiter gewachsen.

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