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Christopher Trimmel (links) verteidigte mit vollem Einsatz und machte den Bayern (im Bild Joshua Kimmich) das Leben schwer.

© imago/Matthias Koch

Eklig wie in den guten alten Zeiten: Der 1. FC Union Berlin stellt Bayern München ein Bein

Der 1. FC Union Berlin verdient sich mit einer defensiv und kämpferisch exzellenten Leistung ein 1:1 gegen den Tabellenführer. Der Punktgewinn könnte im Abstiegskampf noch wichtig werden.

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Das Spiel hatte gerade begonnen, da machte der Gästeblock die Prioritäten des FC Bayern klar. „Europapokal, Europapokal“, sangen die Münchner Fans und erfreuten sich in Gedanken vermutlich erneut am Sieg im Achtelfinale der Champions League gegen Bayer Leverkusen am Dienstag. Der große Traum heißt Finale im eigenen Stadion.

In der Bundesliga läuft es für den Tabellenführer hingegen nur mäßig. Nach der überraschenden Niederlage gegen den VfL Bochum vor einer Woche ließen die Münchner am Samstagnachmittag auch im mit 22.012 Zuschauenden ausverkauften Stadion An der Alten Försterei Punkte liegen.

Mit einer defensiv und kämpferisch exzellenten Leistung verdiente sich der 1. FC Union Berlin nach Toren von Bayerns Leroy Sané und Benedict Hollerbach ein 1:1 (0:0), das im Abstiegskampf noch sehr wichtig werden kann. „Wir haben in den letzten beiden Spielen, in denen keiner mit uns gerechnet hat, gezeigt, dass wir da sind, dass wir die Klasse halten wollen“, sagte Steffen Baumgart. 

Unions Trainer hatte schon vor dem Spiel angekündigt, dass er sich nicht mit dem Ausmaß der möglichen Rotation beim Tabellenführer beschäftigen würde – und das wäre auch unnötig gewesen. Denn Trainer Vincent Kompany baute weitgehend auf seine Stammformation.

Hatte Münchens Trainer gegen Bochum noch auf zehn Positionen rotiert, nahm er in Berlin nur drei Wechsel vor. Die tragende Achse um Harry Kane, Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Dayot Upamecano stand in der Startelf.

Unions Trainer Steffen Baumgart musste das Spiel gesperrt von der Tribüne verfolgen.

© IMAGO/Marco Steinbrenner

Bei Union gab es nach dem wichtigen Sieg in Frankfurt vor einer Woche zwei Veränderungen. Für Tim Skarke und Lucas Tousart begannen Woo-yeong Jeong und Andras Schäfer. Der gelbgesperrte Baumgart stimmte die Mannschaft zwar in der Kabine auf das Spiel ein, wurde an der Seitenlinie allerdings von seinem Assistenten René Wagner vertreten.

Dass für Union ein Duell mit dem großen FC Bayern auch im sechsten Jahr in der Fußball-Bundesliga noch etwas Besonderes ist, war schon 20 Minuten vor dem Anpfiff zu hören. „Eisern – Union“, donnerte es im Wechselgesang durch das Stadion.

Auf dem Rasen zeigte sich anschließend das erwartete Bild. Die Gäste kontrollierten das Spiel und schnürten Union von Beginn an ein. Der Ball kreiste um den Berliner Strafraum, Lücken fanden die Münchner dabei aber kaum.

Das lag zum einen am Mangel an Überraschungsmomenten und Präzision, zum anderen aber an der sehr disziplinierten Defensivleistung der Berliner. Union verteidigte in einem 5-4-1 und weckte dabei Erinnerungen an erfolgreiche Zeiten unter Urs Fischer. Das Zentrum war dicht und die Abstimmung exzellent. „Wir haben den Bus geparkt“, sagte Baumgart.

Bayern fand keine Lücke

Gegen die sehr variablen Münchner Angreifer rückten die Berliner Innenverteidiger immer wieder aus der Abwehrkette, um zu verhindern, dass sich Kane oder Musiala aufdrehen können. Aus dem Mittelfeld ließ sich dann meist Janik Haberer fallen, um die Abstände in der letzten Reihe eng zu halten. „Wir haben Bayern die Tiefe auf den Außen gut weggenommen“, sagte Christopher Trimmel.

Die Bayern taten sich gegen diesen Abwehrblock lange sehr schwer. Oft versuchten sie es mit Flanken aus dem Halbfeld, doch diese waren kein Problem für die kopfballstarke Berliner Verteidigung. Michael Olise und Serge Gnabry verfehlten das Tor mit Schüssen von der Strafraumgrenze.

Die einzige klare Chance gab es in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Nach einer kurz ausgeführten Ecke chippte Olise den Ball in den Lauf von Gnabry, der aus spitzem Winkel an Frederik Rönnow scheiterte. Trotz 84 Prozent Ballbesitz musste sich der Tabellenführer nach den ersten 45 Minuten mit einem 0:0 begnügen.

Baumgart durfte in der Pause zu seiner Mannschaft in die Kabine, an der Herangehensweise änderte sich aber vorerst nichts. Bayern drückte, kam abgesehen von einem Kane-Freistoß in die Arme von Rönnow aber nicht zum Abschluss. Auf der anderen Seite wurde es nach Kontern über Rani Khedira und Josip Juranovic gefährlich.

Die Berliner spürten, dass die Münchner nicht ihren besten Tag erwischt hatten und fassten nun mehr Mut. Das unterstütze Wagner und wechselte mit Benedict Hollerbach sowie Marin Ljubicic zwei Stürmer ein. Auch Kompany reagierte und brachte Leroy Sané für Gnabry.

Damit bewies der belgische Trainer ein glückliches Händchen, denn nur zehn Minuten später schoss der deutsche Nationalspieler die Münchner in Führung. Dabei machte der gerade erst eingewechselte Tom Rothe bei Union keine gute Figur. Der Linksverteidiger bemerkte nicht, dass in seinem Rücken Josip Stanisic in die Tiefe startete und wurde von Olise überspielt. Stanisic legte von der Grundlinie zurück an den Elfmeterpunkt, wo Sané vollendete.

Union riskierte nun mehr – und wurde belohnt. Bei einer Flanke von Juranovic patzte Bayerns Torhüter Jonas Urbig und lenkte den Ball genau vor die Füße von Hollerbach, der zum 1:1 traf.

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