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Endet die Serie an der Alten Försterei?: Fünf Gründe, warum der 1. FC Union die Super-Bayern ärgert
Der FC Bayern hat bisher alle 16 Pflichtspiele gewonnen. Die Rollen für das Spiel am Sonnabend sind klar verteilt, doch gerade als Underdogs fühlen sich die Berliner wohl.
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Ein Fußballspiel gegen den FC Bayern München bestreiten zu müssen, ist in diesen Tagen eigentlich ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen. Von 16 Pflichtspielen in dieser Saison hat der Deutsche Meister bisher alle gewonnen. Seit dem Sieg gegen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain am vergangenen Dienstag wird er von manchen sogar zum aktuell besten Team der Welt erklärt.
Für den 1. FC Union Berlin sind die Chancen auf einen Heimsieg an diesem Samstag (15.30 Uhr, Sky) also verschwindend klein. Der FC Bayern ist schließlich der einzige Bundesligist, gegen den Union noch nie gewinnen konnte. Und mit nur einem Punkt aus den letzten zwei Spielen sind die Gastgeber auch selbst nicht gerade in Topform.
Doch wie sagte es einst ein britischer Komiker so schön? Wenn sonst alles scheitert, bleibt uns nur die dickköpfige Weigerung, den Tatsachen ins Auge zu sehen. In diesem Sinne: ein Optimismus-Versuch. Hier sind fünf Gründe, warum Union als erste Mannschaft in dieser Saison gegen die Bayern nicht verliert.
1 Weil die Münchner müde sind
Bayerns Sieg in Paris mag einerseits eine Machtdemonstration gewesen sein, doch andererseits hat er auch Kraft gekostet. „Nach 25 Minuten habe ich mal nach oben geguckt und gedacht, ich kippe gleich um“, sagte Joshua Kimmich bei Prime über eine außergewöhnlich intensive Halbzeit im Parc des Princes. Nach der Pause wurde es in Unterzahl nur noch schlimmer, und so kann Union zumindest darauf hoffen, dass die bayerischen Beine am Samstag etwas schwerer sind.
Im besten Fall für die Berliner sieht sich Vincent Kompany zur Rotation gezwungen. So müssten die Bayern mit solch unterklassigen Spielern wie Jahrhunderttalent Lennart Karl, Klub-Weltmeister Nicolas Jackson oder Champions-League-Sieger Leon Goretzka auskommen. Da wäre Union fast schon wieder in der Favoritenrolle.
2 Weil Union immer als Außenseiter glänzt
In Wirklichkeit wäre Union auch gegen eine Münchner C-Mannschaft wohl Außenseiter. Doch das muss kein Nachteil sein. Im Gegenteil: Gerade unter Steffen Baumgart konnten die Köpenicker immer dann am meisten überzeugen, wenn man ihnen gar nichts zutraute. Wie etwa im vergangenen Frühling, als man mitten im Abstiegskampf gegen Frankfurt, Bayern, Leverkusen und Stuttgart punkten konnte.
Auch in dieser Saison setzt sich der Trend fort. Die bisher beste Leistung der Saison lieferte Union beim 4:3-Auswärtssieg in Frankfurt. Gegen vermeintlich leichtere Gegner wie den HSV, Werder Bremen oder Arminia Bielefeld tat sich Baumgarts Team hingegen schwer. Am Samstag ist man wieder krasser Außenseiter. Und damit auch irgendwie Favorit.
3 Weil Ilyas Ansah doch nicht verletzt ist
Anfang der Woche gab es einen kleinen Schreck für Union, als Ilyas Ansah das Training mit einer Sprunggelenksverletzung abbrechen musste. Seit seinem Wechsel vom SC Paderborn im Sommer hat sich der 21-Jährige als Glücksgriff erwiesen: Mit bisher fünf Torbeteiligungen ist er der gefährlichste Spieler in der Berliner Angriffsreihe. Sein Ausfall wäre ein Rückschlag gewesen, zumal Union ohnehin eine kleine Torflaute durchlebt. In den letzten zwei Ligaspielen blieben die Berliner ohne eigenen Treffer.
Umso größer war die Erleichterung am Donnerstag, als Baumgart Entwarnung gab. Ansah sei wieder fit und könne am Samstag spielen. Eine einzigartige Chance zu beweisen, dass er besser als der gesamte Angriff von Paris Saint-Germain ist.
4 Weil die Statistiken das (irgendwie) hergeben
Statistisch gesehen ist es nicht so einfach, mögliche Gründe für einen Union-Erfolg zu finden. Bayern hat in dieser Saison genau dreimal so viele Tore geschossen und etwa fünfmal so wenige kassiert wie Union. Mit 59 Prozent hat der Rekordmeister auch die höchste Ballbesitzquote der Liga, während Union mit 37 Prozent ganz unten liegt. Auch in Sachen Laufleistung sind die Münchner überlegen mit 1098 Kilometern gegen Unions 1063,6.
Doch auch die Berliner haben ihre Stärken. Keine Bundesliga-Mannschaft hat in dieser Saison so viele Fouls begangen wie Union. Zudem hat Union bisher 190 Kopfballduelle gewonnen, mehr als doppelt so viel wie die Bayern. Heißt: Mit genug langen Bällen und rustikalen Zweikämpfen kann man am Samstag eigentlich nur gewinnen.
5 Weil Deutschland das braucht
Nach dem Sieg der Bayern gegen PSG hätte Matthias Sammer am liebsten gleich den 4. November zum bundesweiten Feiertag erklärt. „Das bewegt mich, weil es eine deutsche Mannschaft ist – mit deutschen Tugenden“, schwärmte der TV-Experte. Dabei hatte er sich selbst noch vor einigen Monaten über die Selbstgefälligkeit des deutschen Fußballs echauffiert. Doch das ging im Rausch des Moments genauso unter wie die Herkunft von Vincent Kompany oder Luis Diaz.
Ein Union-Sieg am Samstag wäre aber tatsächlich von nationaler Wichtigkeit. Er würde nicht nur der Bundesliga etwas mehr Spannung verleihen, sondern auch die Gesellschaft stärken. Denn wenn es irgendwas gibt, was die Deutschen in diesen unsicheren und polarisierten Zeiten noch zusammenschweißen kann, dann die Schadenfreude über eine Bayern-Niederlage.
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