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Erinnerungen an Claus Vetter: „Claus hörte nicht nur zu, er verstand“
Am Sonntag ist Claus Vetter, der Leiter der Tagesspiegel-Sportredaktion, überraschend verstorben. Reaktionen auf seinen unerwarteten Tod.
Stand:
Am vergangenen Sonntag ist Claus Vetter plötzlich und unerwartet gestorben. Drei Jahrzehnte war er für den Tagesspiegel tätig, seit 2020 als Leiter der Sportredaktion. Sein viel zu früher Tod im Alter von nur 60 Jahren hat alle, die ihn kannten, bestürzt und berührt.
In Erinnerung an einen geschätzten Kollegen, vor allem aber an einen lieben Freund dokumentieren wir an dieser Stelle einige Reaktionen auf seinen Tod.
„Ein fairer, versierter Sportjournalist“
Die Nachricht vom Tod von Claus Vetter, die mich gestern erreicht hat, hat mich zutiefst erschüttert und traurig gemacht. Noch heute kann ich das alles nicht begreifen. Ich kannte ihn seit vielen, vielen Jahren und schätze ihn sehr als einen fairen, versierten Sportjournalisten. Unsere Begegnung bei der Sportlerwahl im Hotel Estrel ist mir in sehr guter Erinnerung. Ich bin sehr betroffen. Für euch in der Redaktion und für uns Sportler in der Stadt ist das ein großer Schock.
Kaweh Niroomand ist Manager des deutschen Volleyball-Rekordmeisters BR Volleys.
„Er konnte vor allem über sich selbst lachen“
Claus Vetter, Sportchef des Berliner Tagesspiegel, ist gestorben. Viel zu unerwartet. Viel zu schnell. Ich habe einige Wochen mit ihm verbracht. Für EM/WM-Beilagen – „11Freunde täglich“ – erschienen im Tagesspiegel. Radio Vetter haben wir ihn genannt. Weil er so irre viel gequasselt hat.
Dabei hat er auch irre viel geflucht. Was die Chefs sich da wieder denken. Oder die Kollegen vor Ort. Oder die Welt, so als Ganzes. Das war sehr intense. Und sehr, sehr komisch. Weil Claus Vetter die größte Gabe von uns immer Strauchelnden hatte – er konnte über die Lächerlichkeit des Lebens und vor allem aber über sich selbst lachen.
Claus Vetter sah immer unverschämt gut und kraftvoll aus. Er wirkte wie einer, der dem Ideal, jeden Tag auch wirklich zu leben, ziemlich nahe kam. Viele Freunde, viel zu tun. Und am Ende hat er alles immer hinbekommen irgendwie. Trotz oder wegen dem Gefluche. Radio Vetter ist jetzt stumm. Was für eine Frechheit.
Ilja Behnisch ist freier Sportjournalist. Während der Fußball-WM 2018 hat er für „11Freunde täglich“ in der Redaktion des Tagesspiegels gearbeitet. Seine Erinnerungen an Claus Vetter sind seinem Account bei Blue Sky entnommen.
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„Neugierde. Musik. Unter Leuten sein“
„Danke für die Scheibe, endlich mal wieder Vinyl. Höre ich mir die Tage an und wir treffen uns dann gern bei Dir ums Eck!“ Die letzte Nachricht von Claus Vetter klang nicht nach Abschied. Im Gegenteil, da schwang so ziemlich alles mit, was ihn in Bewegung hielt. Neugierde. Musik. Unter Leuten sein. Ein Mensch aus dem analogen Zeitalter, zweifellos.
Ich weiß gar nicht, wie ich dazu komme, ihn so zu bewerten. Schließlich haben wir uns nur zwei Mal im Leben persönlich getroffen. (…) Wir kannten uns zwei Jahrzehnte lang nur vom Telefon. (…) Anfangs erlebte ich ihn häufig als den latent gestressten Redakteur, der stetig mit Karacho auf den Abgabetermin zuschliddert. Doch nach einiger Zeit stellte ich fest, dass das leicht Hochtourige zum Habitus gehörte – und keineswegs negativ auszulegen war.
Nach der WM in Katar 2022, die ich als Reporter vor Ort begleitete und bei der Claus in der Redaktion mein Ansprechpartner für die Beilage „11Freunde täglich“ war, vereinbarten wir, dass es nach 16 Jahren an der Zeit sei, sich persönlich zu treffen. (…)

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Es wurde einer dieser Berliner Abende, die wir beide inzwischen nur noch aus einer lang entfernten Vergangenheit kannten, als nicht der Gedanke an die Pflicht des nächsten Tages das Handeln bestimmte, sondern die Überzeugung, dass dieses Gespräch noch eine Verlängerung verdient – und damit noch ein weiteres Getränk.
Als uns der Wirt zu später Stunde hinauskomplimentierte, lud mich Claus spontan zu seiner Geburtstagsfeier ein. „Sollten wir öfter mal machen, gute Kneipe übrigens.“
Tim Jürgens ist Stellvertretender Chefredakteur des Magazins „11 Freunde“. Die Passage stammt aus seinem Nachruf auf 11freunde.de .
„So muss ein Sportjournalist sein“
Er hat mich damals bei meinem Praktikum unter seine Fittiche genommen, ich war beeindruckt von ihm, dachte damals: So muss ein Sportjournalist sein.
Marc Schwitzky ist freier Journalist und war im August 2015 Praktikant in der Tagesspiegel-Sportredaktion. Seine Erinnerungen an Claus Vetter sind seinem Account bei Blue Sky entnommen.
„Eine der klügsten, mutigsten Stimmen“
Die Nachricht vom Tod von Claus Vetter hat mich tief getroffen.
Ich denke zurück an unser erstes Aufeinandertreffen bei den Olympischen Winterspielen 2018 in PyeongChang – ein Moment, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist. Claus hörte nicht nur zu, er verstand. Es beeindruckte mich zutiefst, dass er Wert darauf legte, meine Olympia-Geschichte aus einer deutsch-koreanischen Perspektive zu erzählen – etwas, das mir in dieser Form zuvor nie begegnet war. In einer Welt, in der Geschichten oft in vertraute Narrative gepresst werden, erkannte er die Kraft des Anderen, des Vielschichtigen.
Unsere Gespräche über sportpolitische Themen blieben über die Jahre hinweg lebendig. Auch noch vor wenigen Wochen, unmittelbar vor meinem Umzug, ermutigte Claus mich erneut, aus meinen Erfahrungen in der Sportwelt zu schreiben – so wie er es immer getan hatte: mit einer Klarheit und Ernsthaftigkeit, die Mut machte.
Ich danke ihm für seine Wertschätzung, seine Weitsicht und seine stille, aber nachhaltige Art, Menschen zu fördern.
Mit seinem Tod verliert der Sportjournalismus und der Tagesspiegel Sport eine seiner klügsten, mutigsten Stimmen – eine Stimme, die nicht davor zurückschreckte, unbequeme Themen anzusprechen, Missstände zu benennen und neue Sichtweisen einzufordern.
Auch Hockey is Diversity e.V. verliert einen Unterstützer, der verstanden hat, dass Sport mehr ist als Spiel und Ergebnis – nämlich ein Raum gesellschaftlicher Verantwortung.
Claus Vetter hinterlässt eine Lücke.
Sein Vermächtnis wird bleiben: die Erinnerung daran, dass Haltung und Empathie keine Gegensätze sind, sondern einander bedingen. Ruhe in Frieden, Claus.
Martin Hyun ist früherer Eishockey-Profi und Politikwissenschaftler. Er wuchs als Sohn koreanischer Einwanderer in Krefeld auf und hat mehrere Bücher zum Thema Südkorea und Einwanderung verfasst. Die Erinnerungen an Claus Vetter sind seiner Facebook-Seite entnommen.
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„Das muss der wahre Journalismus sein“
Ich fühle mich Euch, auch wenn mein letztes Gastspiel nun schon beinah zehn Jahre her ist, noch immer verbunden und denke sehr gern an die heißen Sommerwochen am Askanischen Platz zurück – was nicht zuletzt an Claus liegt, an seiner fiebrigen Emsigkeit, die im Laufe des Nachmittags immer fiebriger und emsiger wurde, sodass er mich immer ein wenig an einen Broker von der Wall Street erinnerte und mich denken ließ: Das muss er sein, der wahre Journalismus.
Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich mit Claus und Euch machen durfte.
Dirk Gieselmann ist freier Autor und hat während mehrerer großer Fußballturniere in der Redaktion des Tagesspiegels gearbeitet.
„Wertschätzung und Aufmerksamkeit“
Ich habe gerade vom Tod Claus Vetters gelesen und bin sehr bestürzt.
Mein Sohn Tim hat vor ein paar Jahren ein Praktikum in der Sportredaktion gemacht, und es war für ihn durch die Freundlichkeit und Zugewandtheit von Claus Vetter eine sehr gute Zeit. Er konnte einen Text veröffentlichen und war sehr stolz.
Die Wertschätzung und Aufmerksamkeit, das Engagement und die Freude sind keine Selbstverständlichkeit. Ich bin froh, dass Tim Claus Vetter kennenlernen konnte, und wir sind sehr traurig, dass er gestorben ist.
Anke Stessun ist Leserin des Tagesspiegels.
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