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Erstes Spiel für den großen Rivalen Bayern München: So erlebte Niels Giffey seine Rückkehr nach Berlin
Bei Alba Berlin war Niels Giffey Kapitän und Identifikationsfigur. „Die Pfiffe kann ich ab und ich kann die Fans verstehen“, sagte er nach seinem Debüt für Bayern München.
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Niels Giffey hatte sich bereits aus der Umarmung seiner Mutter gelöst, als er sich noch einmal umdrehte und auf ihr Oberteil deutete. Es war gelb, die Farbe von Alba Berlin. Das nötigte dem Nationalspieler im roten Münchner Trikot doch noch einen kleinen Seitenhieb ab. „Ich habe sie ein bisschen gefoppt", sagte der Neuzugang der Bayern nach seinem erfolgreichen Debüt. „Sie hat auf jeden Fall Berliner Flagge gezeigt.“
Giffey junior war bestens gelaunt, als er nach dem knappen 79:77-Sieg seines neuen Teams viele bekannte Gesichter auf den Tribünen begrüßte. Sieben Jahre hatte er als Profi für Alba gespielt, war zum Kapitän und Gesicht des Vereins geworden. Dass ihm der Seitenwechsel zum größten Rivalen nicht leichtgefallen ist, war Giffey anzumerken. „Berlin ist trotzdem Heimat, das sind Freundschaften – egal ob das Trikot rot, gelb, schwarz oder grün ist“, sagte der 31 Jahre alte Flügelspieler. Zwar hat er in der vergangenen Saison schon mit Zalgiris Kaunas gegen Alba gespielt, doch München ist noch mal eine andere Geschichte. Für Giffey und für die Fans.
„Meine Frau hat mir geschrieben, ich soll das Pflaster schnell abreißen, es hinter mich bringen“, sagte Giffey. Ganz ohne Schmerzen geht das nicht. „Als ich gesehen habe, dass das erste Spiel gegen Alba ist, dachte ich nur: Wow, das ist doch wie geschrieben“, sagte er. Die Fans begrüßten den verlorenen Sohn mit gemischten Gefühlen. Es gab Applaus, es gab aber auch Pfiffe. „Die kann ich ab und ich kann die Fans verstehen", sagte Giffey und sprach von einem guten Empfang.
So richtig böse sein wollte ihm am Donnerstag kaum jemand. Profisport ist schließlich ein Geschäft und nach der verkorksten vergangenen Saison in Litauen hat sich Giffey die Entscheidung nicht leicht gemacht. Im Sommer wartete er lange auf ein Angebot, ging vertragslos in die EM. „Das Ziel war ein Euroleague-Team im Ausland“, sagte Giffey. Doch es erfüllte sich nicht und so unterschrieb er bei CB Murcia.
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Vier Spiele machte er für den spanischen Erstligisten, aber dann meldete sich doch noch ein Team aus der Euroleague. Bayern München. „Das war ein Angebot mit viel Sicherheit, über zweieinhalb Jahre“, sagte Giffey. „Sie haben nicht nur nach irgendjemanden mit einem deutschen Pass gesucht, sondern nach einem richtigen Spieler.“ Dass sie in Giffey einen im positivsten Sinn soliden Basketballer gefunden haben, wurde schon beim ersten Einsatz nach nur drei Trainingseinheiten deutlich.
Nach drei Berliner Meisterschaften in Folge drängte sich schon im Sommer der Eindruck auf, dass die Münchner die deutschen Positionen als entscheidende Schwäche ausgemacht hatten. In den vergangenen Jahren war das Team eindeutig für die Euroleague gebaut, wo keine Restriktionen für den Einsatz von Ausländern gelten. Den Preis dafür zahlte München in den Play-offs gegen Alba. Mit den Verpflichtungen von Isaac Bonga, Elias Harris, Niklas Wimberg und Giffey ist Bayern auf den deutschen Positionen nun deutlich besser besetzt als in der Vergangenheit – und vielleicht sogar besser als Alba.
Aktuell gehen die Formkurven der beiden deutschen Rivalen in der Euroleague ziemlich auseinander. Alba kassierte nach den drei Siegen zum Start die vierte Niederlage in Folge. Mit Louis Olinde, der sich im Training eine Kapselverletzung am Daumen zuzog und mehrere Wochen fehlen wird, gab es die nächste personelle Hiobsbotschaft. Marco Baldi ließ das Spiel etwas ratlos zurück. „Beide Teams waren irgendwie uninspiriert und sahen extrem müde aus, obwohl es dafür keinen Grund gab“, sagte der Berliner Manager.
Vielleicht habe die ganze Geschichte um Giffey den Spielern Konzentration genommen, mutmaßte Baldi. „Ich bin hier reingelaufen und mich haben 30 Leute darauf angesprochen, das wird den Spielern auch so gegangen sein.“ Die Niederlagenserie in der Euroleague macht dem Manager allerdings keine Sorgen. „Wir waren am Anfang überlegen, weil viele Teams neu zusammengestellt waren und wir einen kleinen Vorteil hatten“, sagte Baldi. „Das sind normale Wellen und es wird auch bald wieder nach oben gehen.“
Die Münchner befinden sich nach dem enttäuschenden Start mit fünf Niederlagen in Folge gerade auf solch einer aufsteigenden Welle. Trainer Andrea Trinchieri war mit der Leistung seiner Mannschaft sehr zufrieden, sah aber noch Verbesserungspotenzial. „Wir haben noch viel zu tun“, sagte der Italiener. „Ich wäre sehr beunruhigt, wenn mein Team im November gut spielen würde. Was sollte ich dann den Rest der Saison tun? Nach Garmisch fahren?“
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