
© dpa/Andreas Gora
Erstes Spiel nach dem Tod von Tobias Eder: Die Eisbären sind im Schmerz vereint
Mit einer emotionalen Gedenkzeremonie gedenkt der Verein mit den Fans des verstorbenen Stürmers. Auch wenn das Sportliche in den Hintergrund rückt, bleibt das Tor zum 1:0 in besonderer Erinnerung.
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Bevor die Besucherinnen und Besucher des Eishockeyspiels zwischen den Eisbären Berlin und den Nürnberg Ice Tigers am Sonntagabend in die ausverkaufte Arena strömten, hielten sie vor Eingang Nummer neun inne. Seit Donnerstag gibt es hier einen Ort zum Gedenken an und Trauern um Tobias Eder, der am Mittwoch mit 26 Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren hatte.
Wahrscheinlich alle, die beim ersten Spiel nach Eders Tod dabei waren, wollten an diesem Ort für ein paar Minuten innehalten, Kerzen und Blumen ablegen oder einfach nur Freunde oder andere Fans in den Arm nehmen. „Für immer unsere Nummer 22“ oder „Mach’ es gut, Tobi“ stand auf selbst gebastelten Trauerkarten. So leise wie an diesem Tag war es wohl noch nie auf dem Platz vor der Arena rund um ein Spiel. Die übliche knallige Werbung an den Nachbargebäuden wurde ausgeschaltet.
Als Hallensprecher Uwe Schumann um 19.05 Uhr die Mitte der Eisfläche betrat, offenbarte sich das Gefühl, dass in diesen schweren Tagen ein ganzer Verein mit seinen Fans eng zusammensteht. Zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer verwandelten die Arena während der Gedenkminute und dem Video, das den Verstorbenen meist lachend zeigte, mit ihren Handys in ein Lichtermeer.
Beim ersten Tor ertönt Eders Lieblingslied
In seiner ersten Saison, der noch viele hätten folgen sollen, hatte Eder auch für viel Freude bei den Eisbären gesorgt – durch seine Tore und Vorlagen. Vor allem aber durch seine Art, die so ziemlich jeden ansteckte, der Kontakt mit ihm hatte. „Tobi war ein Mensch, der uns allen am Herzen lag“, heißt es auf der Gedenkseite für Eder auf der Website des Vereins. „Immer zu allem bereit und für jeden Blödsinn zu haben.“
Klatscht in die Hände, bis sie euch wehtun.
Hallensprecher Uwe Schumann gibt den Wunsch der Spieler weiter, sie mit viel Energie zu unterstützen.
In die letzten Sekunden des Gedenkens hinein ertönte dann ein lauter „Tobias Eder“-Ruf aus der Fankurve. Es war das Signal für alle in der Arena, noch mehr Energie als sonst zur Unterstützung aufzubringen. „Klatscht in die Hände, bis sie euch wehtun“, hatte Hallensprecher Uwe Schumann den Wunsch der Mannschaft weitergegeben. Beim Warm-up hatte die Musik bereits intensiv wie sonst aus den Lautsprechern gewummert.
Wie schwer es dem Eisbären-Team fiel, an diesem Tag Eishockey zu spielen, kann man nur erahnen. Viele kämpften während des Gedenkens mit den Tränen. Sie wurden auch nicht, wie sonst üblich, enthusiastisch durch den Spielertunnel aufs Eis gerufen, sondern kamen direkt aus der Kabine. Auch auf den üblichen Klamauk in den Pausen wurde an diesem Tag verzichtet.
Ein besonderer Moment war die 22. Minute, als sich in der Fankurve der Umriss eines Eisbären mit der Nummer 22 in ein großes rotes Herz verwandelte, neben dem in Großbuchstaben „Für immer in unseren Herzen“ stand. Minutenlange Standing Ovations und Applaus bildeten den passenden Rahmen dafür.
Trainer Serge Aubin sagte tief berührt: „Es war der härteste Tag für mich hinter der Bande, aber ich bin sehr stolz auf die Jungs. Zu sehen, welche Energie meine Spieler aufbringen können und zu sehen, dass sie gewinnen wollten, hat mich sehr beeindruckt.“

© Benedikt Paetzholdt
Obwohl das Sportliche beim 2:1 (1:0, 1:1, 0:0) aus Sicht der Gastgeber in den Hintergrund trat, war die Freude über Tore der Eisbären trotzdem groß. Besonders emotional war der Treffer von Ty Ronning, der mit dem Finger Richtung Himmel zeigte, nach nur 36 Sekunden. Anstatt der üblichen Hymne, die später nach dem Tor von Kai Wissmann noch zu hören war, ertönte hier Eders Lieblingssong „Viva la Vida“ von Coldplay. Es ist auch als Aufforderung zu verstehen, ihn vor allem mit Lebensfreude in Erinnerung zu behalten.
„Wir spielen ab jetzt nicht für oder mit Tobias Eder“, sagte Geschäftsführer Thomas Bothstede, der davon berichtete, dass er während des Spiels eine Nachricht von Eders Vater bekommen hatte, in der er sich zutiefst berührt äußerte zu der Anteilnahme am Tod seines Sohnes. „Es ist das emotionalste und schwierigste, was ich bisher bei den Eisbären erlebt habe“, so Bothstede weiter.
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