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Die Pause ist vorbei. Agustin Rogel (r.) feierte am Wochenende nach mehr als zwei Jahren sein Comeback für Herthas Profis.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

„Es wird nichts mehr passieren“: Hertha BSC kann nicht auf die Personalmisere reagieren

Bis Montag hätte Hertha BSC noch Zeit, Verstärkungen für den arg gebeutelten Kader zu verpflichten. Doch danach sieht es derzeit nicht aus – selbst wenn Agustin Rogel den Klub noch verlässt.

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Vielleicht muss man bei Agustin Rogel einfach ein bisschen nachsichtig sein. Das, was ihm am Sonntag auf fast schon spektakuläre Weise misslungen ist und was Hertha BSC beim 0:0 gegen Darmstadt 98 beinahe zum Verhängnis geworden wäre, das war er schlicht nicht mehr gewohnt: in einem offiziellen Profispiel auf deutschem Boden gegen einen Fußball zu treten.

Als Rogel das zuletzt getan hat, spielte sein Verein Hertha BSC noch in der Bundesliga. Die Mannschaft wurde von Pal Dardai trainiert, und seine Mitspieler hießen unter anderem Stevan Jovetic, Suat Serdar und Chidera Ejuke. Mehr als zwei Jahre sind seitdem vergangen.

Am vergangenen Sonntag hat der Innenverteidiger aus Uruguay ein überraschendes Comeback für die Berliner gefeiert. In Darmstadt wurde er in der sechsten Minute der Nachspielzeit eingewechselt. In seiner ersten Aktion auf dem Platz wollte Rogel einen simplen Rückpass aufnehmen, trat aber am Ball vorbei. Zum Glück für ihn und seine Mannschaft blieb dieser Fauxpas ohne Folgen.

Mit seiner überraschenden Einwechslung hatte Herthas Trainer Stefan Leitl auf die Größenverhältnisse auf dem Platz reagiert. Gegen die großgewachsenen Darmstädter wollte er noch einen hoch gewachsenen Verteidiger in der Abwehr haben. Einen wie den 1,91 Meter großen Rogel.

Ich kann das hier auch mal klar und direkt sagen: Es wird nichts mehr passieren.

Trainer Stefan Leitl über Herthas Planungen bis zum Ende der Transferperiode

Davon abgesehen sei es „nach wie vor so, dass sich an der Grundsituation nichts geändert hat“, erklärte Leitl. Diese Grundsituation ist, dass Hertha den früheren Nationalspieler Uruguays in diesem Sommer am liebsten noch abgeben möchte – weil Rogel, der seit gut drei Jahren bei den Berlinern unter Vertrag steht, immer noch ein deutlich überdimensioniertes Gehalt bezieht, das die Möglichkeiten des Klubs übersteigt.

In der vergangenen Spielzeit war der Verteidiger an SC Internacional aus Porto Alegre verliehen. Die vereinbarte Kaufoption aber ließ der Klub aus Brasilien verstreichen. Und auch sonst ist das Interesse an Rogel wenige Tage vor dem Ende der Transferperiode am kommenden Montag überschaubar bis nicht vorhanden.

Für Hertha macht das die Lage einigermaßen verzwickt. Angesichts der angespannten Personalsituation braucht Trainer Leitl im Moment jeden Innenverteidiger. Anderseits hoffen die Berliner, dass sie Rogel, einen Innenverteidiger, noch von der Gehaltsliste bekommen, damit sie neue Spieler, zum Beispiel einen für die linke Schiene, verpflichten können.

Danach aber sieht es im Moment nicht aus. Weder danach, dass Hertha Rogel bis zum Transferschluss noch abgibt; noch danach, dass es weitere Transfers geben wird. „Ich kann das hier auch mal klar und direkt sagen: Es wird nichts mehr passieren“, erklärte Trainer Leitl am Mittwoch in der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Freitag gegen die SV Elversberg (18.30 Uhr).

Auf die Nachfrage, ob das auch für den Fall gelte, dass Rogel noch gehe, antwortete Herthas Trainer: „Vielleicht dann, aber Stand heute: nein.“

Pascal Klemens fällt die komplette Hinrunde aus

Zwanzig Spiele in der Bundesliga hat Rogel für die Berliner bestritten und nun auch sein erstes in der Zweiten Liga. Die Erwartungen, die einst mit seiner Verpflichtung verbunden waren, haben sich nicht erfüllt. Und doch könnte der 27-Jährige für Leitl jetzt tatsächlich noch zu einer echten Option werden.

An Innenverteidigern besteht bei Hertha aktuell erhöhter Bedarf, nachdem sich zu den schon länger verletzten Pascal Klemens und John Anthony Brooks am Wochenende auch noch Niklas Kolbe gesellt hat. Ausgerechnet bei seinem Startelfdebüt für die Berliner stürzte Kolbe so unglücklich, dass er sich mehrere Rippen gebrochen hat.

Wann die drei Abwehrspieler wieder zur Verfügung stehen, ist schwer zu prognostizieren. Die Ausfallzeit ist wohl eher mit Monaten als mit Wochen zu veranschlagen. Bei Kolbe rechnet Leitl mit zwei Monaten, mit Klemens erst in der Rückrunde, und bei Brooks will er am liebsten überhaupt keine Vorhersage abgeben.

Der 32-Jährige hat vor inzwischen anderthalb Jahren zuletzt ein Pflichtspiel im Profifußball bestritten, damals noch für die TSG Hoffenheim. Die vergangene Saison verbrachte Brooks ausschließlich in der Reha, und nachdem er sich in der Vorbereitung eine Muskelverletzung zugezogen und gerade einen Rückschlag erlitten hat, ist er bis auf Weiteres nicht verfügbar.

Bei ihm lautet die Frage inzwischen schon nicht mehr, wann er wieder spielen kann. Bei ihm ist die Frage eher, ob er überhaupt noch einmal wird spielen können. Die Zweifel daran werden immer größer.

Für die drei Positionen in der zentralen Verteidigung fehlt es Trainer Leitl vor allem an Alternativen zur mutmaßlichen Stammbesetzung mit Linus Gechter links, Toni Leistner in der Zentrale und Marton Dardai auf links. Und trotzdem schließt Herthas Trainer eine Rückkehr zur Viererkette aus, obwohl er für eine solche Formation nur zwei zentrale Verteidiger brauchte, nicht drei.

Leitl setzt auf Marton Dardai, obwohl der seinen Platz nach drei eher schwachen Auftritten gerade erst an Niklas Kolbe verloren hatte. „Marton hat vollstes Vertrauen von uns“, sagt Herthas Trainer.

Echte Konkurrenz muss der Ungar erst einmal nicht fürchten. Als Ersatz für die Dreierkette steht unter anderem noch der 20 Jahre alte Tim Hoffmann zur Verfügung, der bisher ein Zweitligaspiel bestritten hat und in diesem Sommer – wie schon im Vorjahr – erneut ein Kandidat für eine Leihe war. Solche Planungen sind nun hinfällig. Hoffmann muss bleiben.

Zur Not kann auch Außenverteidiger Deyovaisio Zeefuik innen spielen. Und jetzt auch wieder Agustin Rogel.

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