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So sah das mal aus. Die volle Mercedes-Benz-Arena in Berlin bei einem Eishockeyspiel der Eisbären.

© Mario Stiehl/Imago

Existenzielles Zuschauer-Bingo: So droht dem Sport der Kollaps

Kurzfristige Verbote von Spielen mit Zuschauern sind für viele Sportarten nicht nur „bitter“, wie Gesundheitsminister Spahn findet, sondern auch ein Todesurteil

Mit Zuschauern oder ohne, das ist im Bundesliga-Fußball eine wichtige und im deutschen Profisport sogar eine existenzielle Frage. Insofern wurde der Testlauf am ersten Spieltag im Sportlande sehr genau von den anderen Sportarten beobachtet, steht ja schließlich bald der verspätete Saisonstart an im Handball, Basketball und Eishockey.
In sieben von neun Bundesligastadien waren am Wochenende Fans, es lief so weit sehr anständig mit Abstand. In München und Köln allerdings gab es statt der andernorts 20-prozentigen erlaubten Auslastung dann doch nur Geisterspiele. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die kurzfristigen Entscheidungen ohne Zuschauer zu spielen, gelobt und ähnliche kurzfristige Anordnungen für die Zukunft nicht ausgeschlossen.

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„So bitter das für den Einzelnen und die Stimmung beim Fußball sein mag: Wenn regional die Infektionszahlen steigen, sollten keine Fans ins Stadion. Die Stadt München hat das genau richtig gemacht“, sagte der Politiker der „Rheinischen Post“. In einem Punkt verschätzt sich der Bundesgesundheitsminister allerdings gewaltig. Mindestens lässt sich Spahn Euphemismus bei der Wortwahl unterstellen: es ist nicht nur „bitter“ für den Einzelnen oder die Stimmung, es ist existenzgefährdend für den Sport. Wer es nicht positiv sehen will, der kann Spahns Worte sogar als ein so nebenbei formuliertes Todesurteil für den Handball, Basketball und Eishockey betrachten. Diese Sportarten können von ein paar 1000 Zuschauern ohnehin schon kaum leben, wenn sie dann von einem Tag auf den anderen nicht mal die existenzielle Einnahmen aus diesen Karten haben, können sie den Laden dicht machen.

Vielleicht lässt sich auch außerhalb des Fußballs weiterdenken

In der Bundesliga geht derweil das Zuschauer-Bingo in die zweiten Runde. Am zweiten Spieltag hat Schalke 04 die besten Chancen auf die höchsten Zahlen, die dann null Zuschauer bedeuten. Das Duell zwischen Schalke und Bremen gilt als gefährdet. Sicher, Spahn will, das muss man ihm unterstellen, nur das Beste für die Bevölkerung.

Vielleicht aber sollte man beim Schutz dieser noch genauer hinschauen, was möglich ist: Die Fan-Organisation „ProFans“ hat sich im „Kicker“ für eine besser durchdachte und somit der Situation gerechter werdenden Zulassung von Zuschauern ausgesprochen. Wenn in Bayern zehn Mal so viele Neuinfektionen zu verzeichnen seien als in Mecklenburg-Vorpommern, dann stelle sich doch die Frage, warum für Rostock gleich große Beschränkungen wie für Augsburg gelten würden.

Und vielleicht lässt sich das auch außerhalb des Fußballs weiterdenken. Denn wenn es für die anderen Profisportarten nach dem Fußball keine ordentlichen Möglichkeiten gibt, dann ist der Staat gefragt: Von Saisonabsage bis Geisterspiele, alles wird kosten. Zahlt der Staat nicht, dann kann sich der Profifußball irgendwie retten, die anderen Sportarten zum Großteil sicher nicht. Das wäre dann wirklich bitter.

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