zum Hauptinhalt
Die verletzten Point Guards Jaleen Smith (links) und Maodo Lo dirigieren das Spiel aktuell nur von außen.

© IMAGO/Contrast

Fünf Leistungsträger fallen aus: Alba Berlin zahlt den Preis der erfolgreichen EM

Bei den Berlinern müsste die Stimmung nach sechs Siegen aus den ersten sechs Spielen eigentlich ausgezeichnet sein. Doch die Verletzungen von Lo, Thiemann und Smith bereiten Sorgen.

Die Formation von Alba Berlin konnte sich wirklich sehen lassen. Maodo Lo, Jaleen Smith, Marcus Eriksson, Johannes Thiemann, Ben Lammers – dieses Quintett stellt höchstes europäisches Niveau dar. Am Montagabend sprinteten die fünf Alba-Profis jedoch nicht über das Parkett der MB Arena, sondern verfolgten den knappen 98:95-Sieg ihres Teams in der ersten Pokalrunde gegen Bonn in Zivil hinter der Bande. „Der Verlauf war zu erwarten und das ist natürlich kein Zufall“, sagt Manager Marco Baldi über die vielen Ausfälle.

Center Lammers ist krank, Dreierspezialist Eriksson leidet seit einem Dreivierteljahr unter einer extrem hartnäckigen Fußsehnenentzündung. Bei den anderen drei Spielern ist jedoch ein klares Muster zu erkennen. Lo und Thiemann spielten bei der EM für Deutschland und holten Bronze, Smith wurde kurz vor dem Turnier in Kroatien eingebürgert und kam bis ins Achtelfinale.

Eine echte Sommerpause hatten sie nach der ebenso langen wie erfolgreichen Saison mit Alba nicht. Die beiden Deutschen waren im Jahr davor schon bei Olympia in Tokio und spielen seit 2020 mehr oder weniger durch. „Sie sind nicht umgeknickt oder haben einen Schlag abgekommen“, sagt Baldi. „Sie leiden alle unter Verletzungen, die durch hohe Belastung passieren können.“

Albas Spieler wussten, bei wem sie sich am Montag bedanken mussten: Spielmacher Tamir Blatt (Mitte).
Albas Spieler wussten, bei wem sie sich am Montag bedanken mussten: Spielmacher Tamir Blatt (Mitte).

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

Lo hat Probleme mit dem Sprunggelenk, Thiemann humpelte mit einem geschwollenen Knie durch die Halle und bei Smith zwickt die Wade. Wann sie wieder spielen können, ist ungewiss und abhängig von ihrem Gefühl. Sind die Schmerzen weg, können sie recht schnell in den Kader zurückkehren, doch für die kommenden Spiele rechnet Baldi eher nicht mit ihnen. Es sei nun trotz des engen Spielplans extrem wichtig, ihnen die nötige Zeit zum Auskurieren ihrer Blessuren zu geben. „Heute haben wir die Ausfälle mit Mentalität kompensiert, das kann man aber nicht endlos tun“, sagt der Manager. „Diese Woche wird extrem haarig.“

Schon an diesem Mittwoch (20 Uhr, Magentasport) steht das nächste Heimspiel auf dem Programm, in der Euroleague gegen Panathinaikos Athen. Am Freitag tritt Alba bei Titelverteidiger Anadolu Istanbul an, am Sonntag folgt ein BBL-Heimspiel gegen Heidelberg, in dem Fall in der Max-Schmeling-Halle. In die Freude über den besten Saisonstart seit Jahren mit sechs Siegen aus den ersten sechs Spielen mischt sich mittlerweile ein ordentliches Stück Besorgnis. Immerhin sieht es bei Malte Delow nach seiner Knieverletzung nach einem baldigen Comeback aus. In den vergangenen beiden Spielen stand das Eigengewächs schon wieder im Kader.

Dass sich Alba trotz all dieser Probleme gegen einen guten Gegner wie Bonn ins Viertelfinale rettete, spricht für die Einstellung und Reife der Mannschaft, aber auch für die Personalplanung im Sommer. Zum ersten Mal haben die Berliner in dieser Saison 15 Profis unter Vertrag, um die extreme Belastung aus Meisterschaft, Pokal und Euroleague besser verteilen zu können. Diese Kadertiefe war gegen Bonn einer der gewinnbringenden Faktoren.

Dennoch ist die Lage sehr prekär, gerade auf der Spielmacherposition. „Es liegt gerade viel Last auf mir und ich lasse alles auf dem Feld“, sagte der am Montag überragende Tamir Blatt. Der Israeli stand gegen Bonn 34 von 40 Minuten auf dem Feld, eine Einsatzlänge, die es bei Alba im Normalfall nicht gibt. Doch Trainer Israel Gonzalez konnte ohne einen weiteren erfahrenen Point Guard einfach nicht auf ihn verzichten. Mit 23 Punkten, herausragenden Wurfquoten, sechs Rebounds, sieben Assists und nur einem Ballverlust war Blatt der beste Berliner.

Auf Dauer wird der nur 1,78 Meter kleine Spielmacher diese Last allerdings nicht schultern können, zumal auch er bei der EM im Einsatz war. „Ich bin sehr müde“, sagte Blatt nach seiner Glanzleistung am Montagabend. „Ich hoffe, unsere Verletzten kommen schnell zurück, denn wir haben mehr als 80 Spiele und brauchen jeden.“ Und zwar auf dem Feld, nicht in Zivil hinter der Bande.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false