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25.01.2025, Berlin: Fußball: 2. Bundesliga, Hertha BSC - Hamburger SV, 19. Spieltag, Olympiastadion. Berlins Fabian Reese reagiert auf die Niederlage und zieht sein Trikot über den Kopf. Foto: Andreas Gora/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Andreas Gora

Update

Großer Kampf, bittere Niederlage: Hertha BSC verliert ein wahnwitziges Spiel gegen den HSV 2:3

Die Berliner liegen schon 0:2 hinten. Dank Fabian Reese gelingt ihnen noch der späte Ausgleich, und müssen sie sich dem Hamburger SV am Ende geschlagen geben.

Stand:

Die zweite Halbzeit war erst ein paar Sekunden alt, da stand Fabian Reese bei seinem Trainer an der Seitenlinie. Beide wechselten ein paar Worte miteinander, dann setzte sich Reese wieder hin. Es sollte noch 20 Minuten dauern, ehe der Angreifer sein zweites Comeback in dieser Saison feierte.

Seit dem DFB-Pokalspiel vor knapp 14 Monaten ist Fabian Reese so etwas wie der personifizierte Schrecken für den Hamburger SV. Und von diesem Schrecken hat er offenbar nichts verloren. Als er am Samstagabend auf Seiten des Berliner Fußball-Zweitligisten eingewechselt wurde, lag seine Mannschaft 0:2 hinten.

Dass Hertha in einem in der zweiten Hälfte wahnwitzigen Spiel zwischenzeitlich wenigstens von der Sensation träumen konnte, lag nicht zuletzt an Fabian Reese. Er gab seiner zuvor recht harmlosen Mannschaft nicht nur neue Energie, er leitete auch die Tore von Michael Cuisance und Marten Winkler zum zwischenzeitlichen 2:2 ein.

Trotzdem feierten am Ende die Hamburger – weil sie nur wenige Minuten nach dem Ausgleich noch einmal zurückschlugen und nach einem Konter durch Emir Sahiti den 3:2 (1:0)-Endstand erzielten. So kassierte Hertha im neunten Heimspiel der Saison nicht nur die sechste Niederlage, auch der erhoffte Angriff auf die Aufstiegsplätze zu Beginn des neuen Jahres blieb schon im Ansatz stecken. Während der HSV seine Tabellenführung behauptete, verharren die Berliner als Zwölfter weiterhin im Mittelfeld.

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Heimniederlagen hat Hertha in dieser Saison schon kassiert

Ob die Mannschaft nach dem Ausgleich zu gierig gewesen sein, wurde Herthas Sportdirektor Benjamin Weber nanch dem Spiel gefragt. „Nein“, antwortete er, „aber wir wollten gewinnen, und wir hatten das Momentum auf unserer Seite.“ Selbst nach dem 2:3 steckte das Team nicht auf. Der Eifer aber wurde nicht belohnt.

Wir wollten gewinnen, und wir hatten das Momentum auf unserer Seite.

Herthas Sportdirektor Benjamin Weber

Herthas Aufstellung hatte mindestens zwei Überraschungen bereitgehalten. Jonjoe Kenny, der zu Sheffield United in seine Heimat wechseln möchte, fehlte im Kader. „Für das Spiel brauchte ich Spieler, die hundert Prozent bereit sind“, sagte Trainer Cristian Fiél. „Das war er nicht.“ Zudem stand Marius Gersbeck erneut im Tor, obwohl Stammkeeper Tjark Ernst wieder fit war und auf der Bank saß.

Fiéls Mannschaft begann dominant wie selten, dazu ungewohnt spielfreudig und energisch im Spiel gegen den Ball. Nach zehn Minuten hatten die Berliner bereits drei gute Chancen ausgelassen – und die Hamburger zwei Gelbe Karten gesehen.

Das Olympiastadion war ausverkauft, es prickelte auf den Rängen. Nicht zuletzt dank der imposanten Choreografie in Erinnerung an den vor einem Jahr verstorben Vereinspräsidenten Kay Bernstein.

Und auch auf dem Rasen loderte es in den ersten Minuten gewaltig – als hätte man einen Stapel alter Zeitungen in Brand gesetzt. „Wir kommen super ins Spiel“, sagte Fiél. „Da musst du einfach mal einen machen.“ Herthas Trainer erkannte „viel von dem, was ich von den Jungs sehen will. Nur müssen wir anfangen uns zu belohnen.“

Von Dauer war Herthas Dominanz nicht. Der Stapel Altpapier war schnell verbrannt. Abgesehen von der feurigen Anfangsphase konnten die Berliner bis zur Pause keine zwingende Offensivaktion mehr vorweisen.

Der HSV übernahm nach einer knappen Viertelstunde mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel. Und er hatte etwas, das den Berlinern zu Beginn komplett abgegangen war: eine brutale Effizienz.

Der erste klare Angriff der Gäste führte zum 1:0. Von der linken Seite flankte Adam Karabec an den Fünfmeterraum, Davie Selke nutzte das Mismatch im Kopfballduell mit Herthas Linksverteidiger Michal Karbownik und traf zur Führung für den HSV. „Micky darf nicht gegen Davie Selke stehen“, sagte Fiél. „Das wird nie gut ausgehen.“

Die Berliner hatten daran erst einmal ordentlich zu knabbern und konnten die Hamburger nicht mehr ernsthaft in Verlegenheit bringen. Nach fast zwei Drittel Ballbesitz zu Beginn war das Verhältnis zur Pause beinahe ausgeglichen.

Am großen Ganzen änderte sich auch nach der Pause nichts. Hertha hatte zwar wieder mehr den Ball, der HSV aber weiterhin die Kontrolle. Dass Selke in der 55. Minute mit brummendem Schädel ausgewechselt werden musste, erwies sich für die Gäste nicht als gravierende Schwäche.

Für den Ex-Herthaner Selke kam der Ex-Herthaner Ransford Königsdörffer. Fünf Minuten nach seiner Einwechselung zirkelte er den Ball – ähnlich wie Derry Scherhant vor einer Woche in Paderborn – zum 2:0 für die Hamburger in den Winkel. Es schien bereits die Vorentscheidung zu sein.

„Hier regiert der HSV!“, riefen die rund 15.000 Fans der Hamburger. Dank Fabian Reese wäre Hertha fast noch die Revolution gegen die Herrschaft der Hamburger gelungen. Aber nur fast eben. „Es war eine ordentliche Leistung“, sagte Reese, „aber dafür können wir uns nicht kaufen.“

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