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Roger Federer, seine Frau Mirka Federer, Bastian Schweinsteiger und Boris Becker freuten sich über großes Tennis in Berlin.

© AFP/Odd Andersen

Großes Tennis, maximale Wertschöpfung: Der Laver Cup ist die perfekte Mischung aus Show und Sport

Auch in Berlin war der Laver Cup wieder ein voller Erfolg. Das Tennisspektakel verkörpert die Eventisierung des Profisports – und macht trotzdem Spaß.

Jörg Leopold
Ein Kommentar von Jörg Leopold

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Über den Laver Cup gehen die Meinungen auch nach jetzt sieben Austragungen immer noch auseinander. Die einen sehen ihn als dekadente Showveranstaltung ohne sportlichen Wert. Für die anderen ist es herausragende Unterhaltung mit den besten Spielern, die das Tennis zu bieten hat.

Nun also ist auch Berlin in den Genuss dieser Veranstaltung gekommen. Die Laver-Cup-Macher um Federer-Manager Tony Godsick sowie die Tennisverbände aus Australien und den USA haben die Uber Arena eine knappe Woche lang regelrecht gekapert.

Wenig erinnerte dabei noch an die Heimat des deutschen Eishockey-Meisters Eisbären Berlin oder den Court von Albas Basketballern. Die Stehtribünen wurden kurzerhand zu teuren Sitzplätzen umgebaut, auf denen sich neben Roger Federer selbst weitere Superstars wie „Vogue“-Chefredakteurin Anna Wintour oder Sportlegenden wie Dirk Nowitzki, Boris Becker und Bastian Schweinsteiger zeigten – um nur einige zu nennen.

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Die Inszenierung war nahe an der Perfektion und so glatt, dass die Zuschauer irgendwann vergessen haben dürften, dass sie in Berlin sind. Zur Sicherheit wurden bereits vorab am Brandenburger Tor „ikonische Teamfotos“ (Eigenwerbung) geschossen und via Social Media in der Welt verbreitet. Für das absurde Spektakel, bei dem sich dicke Luxuskarossen an den verdutzten Touristen vorbeizwängten, wurde extra ein Bereich vor dem Berliner Wahrzeichen in Beschlag genommen.

In den Spielstätten kommt der Laver Cup mit seiner einzigartigen Farbgebung aus schwarzem Tennisplatz, Rot und Blau für die Teams Welt und Europa überall gleich daher – und wird auch überall gleich präsentiert. Federer fühlte sich schon vor dem ersten Turniertag an seinen Abschied vom Tennis beim Laver Cup in London erinnert. Weil alles so ähnlich aussehen würde wie 2022.

Das Publikum in Berlin nahm den Laver Cup dankbar an. Bis auf wenige freie Plätze war die Arena stets rappelvoll und die Fans sorgten für prächtige Stimmung. Mehr als 60.000 Zuschauer wurden trotz horrender Ticketpreise insgesamt gezählt. Alexander Zverev sprach nach seinem dramatischen Match am Sonntag sogar von der besten Atmosphäre, die er in einem Tennisstadion je erlebt habe.

Menschen aus 82 Ländern waren über die drei Tage bei den Matches dabei, wie der Veranstalter stolz mitteilte und den Laver Cup deshalb als „wahrhaft globales Event“ anpries. Als Gewinner darf sich auch die Anschutz-Gruppe (AEG) als Eigner der Halle fühlen, der Laver Cup sorgte für die höchsten Einnahmen einer Veranstaltung in der 15 Jahre währenden Geschichte der Berliner Großarena. Auch für die AEG dürfte da noch etwas übrig geblieben sein.

Muss man das alles mögen? Diesen Kommerz in Reinkultur? Im Endeffekt regelt das Interesse den Markt. Und in diesem Punkt ist der Laver Cup seit seiner Initiierung 2017 ein voller Erfolg. Wenn der Tennissport dann noch so hochklassig und spannend präsentiert wird wie beim 13:11-Sieg der Europäer am Sonntag, können sich die Verantwortlichen noch zweimal mehr auf die Schultern klopfen.

Der Laver Cup hat seinen Platz im Tennis gefunden, weil er die perfekte Mischung aus Show und Sport liefert. Dass er dabei auch weiterhin polarisiert, liegt in der Natur der Sache. Den Unterhaltungswert kann ihm aber niemand absprechen. Und ist es nicht genau das, worum sich im Profisport heutzutage alles dreht?

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