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Bayerns Franziska Kett (li.) spielt bislang eine herausragende Saison und erzielte am Montagabend den ersten Treffer gegen Leverkusen.

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Halbzeit in der Fußball-Bundesliga der Frauen: Hinter Bayern ordnet sich die Liga neu

Neue Gesichter prägen die Bundesliga der Frauen: Werder überrascht, Aufsteiger halten mit, Bayern enteilt – und personelle Fragen wie bei Lea Schüller begleiten die Hinrunde.

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Sechs Wochen ist es her, dass beim 45. DFB-Bundestag die Weichen für die Zukunft des deutschen Frauenfußballs gestellt wurden. Am 10. Dezember folgte auf das grundsätzliche Ja zum eigenen Ligaverband „Frauen-Bundesliga Gesellschaft“ die tatsächliche Ausgliederung – und das mit großem Tamtam und einem offen ausgetragenen Streit zwischen den 14 Bundesligaklubs und dem DFB. Ein historisches Ereignis, das in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen rund um den deutschen Frauenfußball bestimmte.

Nun ist es aber an der Zeit, sich wieder dem Sportlichen zu widmen. Welches Team hat an den bisherigen 14 Spieltagen der Saison 2025/26 am meisten überzeugt, enttäuscht oder überrascht? Welche Spielerin ragt am meisten heraus und wer ist die spannendste Newcomerin?

Bayern ist der Konkurrenz weit voraus

Zunächst einmal ist der Blick auf die Tabelle alles andere als überraschend. Bayern thront mit sechs Punkten Vorsprung vor dem VfL Wolfsburg an der Spitze und scheint sich in dieser Saison noch mal weiterentwickelt zu haben. Abgesehen vom 1:7 beim FC Barcelona schlägt sich das endlich auch in der Champions League nieder. Dank der Siege über Spitzenteams wie Juventus Turin, den FC Arsenal oder Paris Saint-Germain qualifizierten sich die Münchnerinnen kürzlich direkt für das Viertelfinale.

Der Erfolg ist dabei hauptsächlich ein Verdienst von Klara Bühl. Die deutsche Nationalspielerin führt nahezu alle Offensivstatistiken der Bundesliga an und erzielte in 13 Spielen sechs Tore und legte 13 Treffer auf. „Sie ist mittlerweile eine absolute Weltklassespielerin“, sagte Bundestrainer Christian Wück jüngst.

Das Team von Trainer José Barcala könnte daher wohl auch den Abgang von Angreiferin Lea Schüller verschmerzen. Die deutsche Nationalspielerin soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge im Winter zu Manchester United wechseln. Nach dem 3:0-Sieg der Bayern in Leverkusen am Montagabend stand sie mit Tränen in den Augen vor den mitgereisten Bayern-Fans. Alles sah nach Abschied aus.

Lea Schüller schien am Montagabend von den Bayern-Fans Abschied zu nehmen.

© Imago/HMB-Media/Hendrik Hamelau

Dass Wolfsburg zumindest teilweise mit den Bayern mithalten kann, ist aufgrund des riesigen Umbruchs im Sommer beachtlich. Auf 16 Abgänge – unter anderem von Leistungsträgerinnen wie Jule Brand und Kathrin Hendrich – folgten zwölf Zugänge. Dass sich dieses völlig neue Team schnell fand, dürfte vor allem Alexandra Popp und Svenja Huth zu verdanken sein, die mit ihrer Erfahrung nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz vorangehen.

Dass wir direkt in der Hinrunde einen neuen Rekord aufstellen, hätte ich nicht gedacht.

Friederike Kromp, Trainerin von Werder Bremen

Weitere acht Punkte hinter dem VfL kommt Werder Bremen. Und damit dürften dann doch die Wenigsten gerechnet haben. „Natürlich hatte ich gehofft, dass wir die Vorsaison toppen können. Dass wir direkt in der Hinrunde einen neuen Rekord aufstellen, hätte ich nicht gedacht“, sagte Friederike Kromp, die seit der neuen Saison Trainerin bei Werder ist und den langjährigen Chefcoach Thomas Horsch beerbte.

Mühlhaus und Lein sind die spannendsten Newcomer

Für die Bremerinnen ist die 22-jährige Larissa Mühlhaus der entscheidende Erfolgsfaktor. „Sie ist unglaublich wichtig. Wenn du erfolgreich sein willst, dann brauchst du eine Stürmerin, die in Topverfassung ist. Sie ist unsere Unterschiedsspielerin vorne. Das bleibt auch in der Liga nicht unbemerkt“, sagt Kromp. Ihre Angreiferin erzielte bislang neun Tore und bereitete sechs Treffer vor. Damit ist Mühlhaus zweitbeste Scorerin der Bundesliga.

Wer auch mit Scorerpunkten auffiel, ist Nastassja Lein vom 1. FC Nürnberg. Sieben Tore sowie fünf Assists sind der siebtbeste Wert und genauso viele Punkte, wie Starspielerin Pernille Harder vom FC Bayern auf dem Konto hat. Die Zahlen Leins sind noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Nürnberg ein Aufsteiger ist. Dass der Club derzeit nichts mit dem Abstieg zu tun hat, liegt an den Leistungen der 24-jährigen Stürmerin.

Nürnbergs Nastassja Lein (re.) sammelte bereits zwölf Scorerpunkte.

© imago/Zink/IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Marr

Eher enttäuscht haben in den bisherigen 14 Spielen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt. Beide Teams galten im Vorfeld als ärgste Bayern-Verfolger, konnten dieser Rolle aber kaum gerecht werden. Die SGE steht derzeit auf Rang fünf, zwei Plätze dahinter folgt Leverkusen. Bei Frankfurt scheinen die namhaften Abgänge von Tanja Pawollek, Sophia Kleinherne oder Barbara Dunst zu sehr ins Gewicht zu fallen, sie machten sich besonders in der Defensive bemerkbar.

Das könnte sich in der Rückrunde allerdings ändern. Wie die Eintracht am Dienstag verkündete, wird Sara Doorsoun nach nur einem halben Jahr bei Angel City FC zu den Hessinnen zurückkehren. „Ich wusste, sollte sich die Tür für eine Rückkehr öffnen, muss ich mich damit beschäftigen. Es gab in Los Angeles keinen Tag, an dem ich nicht an Frankfurt gedacht habe“, sagte die 34-Jährige.

Union enttäuschte in der Hinrunde

Auch vom 1. FC Union war in der Hinrunde mehr als nur Platz neun erwartet worden. Die Berlinerinnen, die sich im Sommer mit einigen prominenten Spielerinnen verstärkten, hatten allerdings so viel Verletzungspech, dass die fußballerische Qualität über einige Spiele auf der Strecke blieb. Mit dem Abstiegskampf werden die Köpenickerinnen wohl dennoch nichts zu tun haben. Zumal einige Leistungsträgerinnen nach der Winterpause wieder auf den Platz zurückkehren dürften.

Um den Klassenverbleib dürften dafür die Aufsteigerinnen des Hamburger SV, der FC Carl Zeiss Jena und die SGS Essen zittern. Letztere entließ im Oktober als erster Verein in dieser Saison den Trainer. Auf Robert Augustin folgte zunächst interimsweise Jessica Wissmann, ehe vor wenigen Tagen Heleen Jaques vorgestellt wurde. Die gute Entwicklung unter Wissmann dürfte die Belgierin fortführen wollen.

Optimistisch fällt auch der allgemeine Blick auf die Liga aus. Es ist klar ersichtlich, dass sich einige Vereine stärker professionalisiert haben, was für deutlich engere Duelle und ein insgesamt besseres fußballerisches Niveau sorgt. Selbst die Teams unten sind in der Lage, mal die Favoriten zu ärgern.

Eine Ausnahme aber bleibt der FC Bayern. Die Münchnerinnen sind in dieser Saison noch ungeschlagen, gaben nur beim 0:0 gegen Jena zwei Punkte ab. Insgesamt haben sie sich weiter gesteigert – und dürften in dieser Saison keinen Gegner mehr finden, der ihnen dauerhaft Paroli bieten kann.

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