
© Imago/Jan Huebner/Daniel Lakomski
Hertha BSC erlebt ein Debakel: Die Berliner verlieren 1:4 gegen Elversberg
Im vierten Heimspiel der Saison kassiert Hertha BSC die dritte Heimniederlage. Beim 1:4 gegen die SV Elversberg geht von der ersten Minute fast alles schief.
Stand:
Tjark Ernst war ungehalten. Der Torhüter von Hertha BSC war gerade zum zweiten Mal ernsthaft gefordert worden, weil Semih Sahin, Mittelfeldspieler der SV Elversberg, in zentraler Position sehr frei zum Schuss gekommen war. „Mann, ey!“, rief Ernst, der den Ball über die Latte gelenkt hatte.
Seinem Versuch, die Kollegen wachzurütteln und zu mehr Ernsthaftigkeit anzuhalten, war jedoch wenig Erfolg beschieden. Nur drei Minuten später war Ernst ein zweites Mal geschlagen. Luca Schnellbacher lupfte den Ball über ihn hinweg zum 2:0 für die Gäste aus dem Saarland ins Tor.
Das Unheil für den Berliner Fußball-Zweitligisten nahm seinen Lauf. Am Ende hieß es vor 42.123 Zuschauern im Olympiastadion gar 1:4 (0:2). „Extrem bescheiden heute“, sagte Mittelstürmer Luca Schuler über den Auftritt seines Teams. „Wir haben uns gefühlt vier Tore selbst hinten reingeschossen.“
Herthas Heimschwäche nimmt langsam bedenkliche Formen an. Während die Mannschaft von Trainer Cristian Fiél in drei Auswärtsspielen noch keine einzige Niederlage kassiert hat, sind es in vier Begegnungen vor eigenem Publikum nun bereits drei.
Bei Hertha stand am Sonntag Jon Dagur Thorsteinsson erstmals in der Anfangsformation. Der Isländer ersetzte den angeschlagenen Marten Winkler. Sonst bot Fiél dieselbe Elf auf wie vor einer Woche beim 2:0-Erfolg in Nürnberg. Auf dem Platz aber war diesmal alles anders.
Die Berliner spielten, als wären sie allesamt am Morgen mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden – und hätten sich dann den linken Schuh an den rechten Fuß gezogen und den rechten an den linken. „Gebrauchter Tag“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber. „Wir sind nie richtig reingekommen, die Tagesform war gar nicht da, bei keinem. Viel zu viele Fehler.“
Wir sind nie richtig reingekommen, die Tagesform war gar nicht da, bei keinem. Viel zu viele Fehler.
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber
Nicht mal zwei Minuten waren vorüber, als sich das Spiel für die Berliner bereits in die falsche Richtung entwickelte. Derry Scherhant, in der Offensive zu Hause, brachte im eigenen Strafraum Elversbergs Rechtsverteidiger Elias Baum zu Fall. Den daraus resultierenden Elfmeter verwandelte Sahin zur frühen Führung für die Gäste.
Hertha wirkte nach dem frühen Rückstand träge und schläfrig. „Dann versucht man, macht man, aber irgendwie war es ein Tag, wo es nicht funktioniert hat“, sagte Kapitän Toni Leistner. „Da müssen wir uns hinterfragen, warum viele Spieler hinter ihrem Leistungsniveau geblieben sind.“
Boris Lum feierte sein Profidebüt – mit 16
Herthas Vortrag war erschreckend fehlerhaft. Vor allem Michael Cuisance im zentralen Mittelfeld war ungewohnt fahrig, und auch Scherhant, vor einer Woche in Nürnberg noch einer der Besten, gelang wenig. Immerhin gab er in der Anfangsphase den ersten Torschuss seiner Mannschaft ab, der Elversbergs Torhüter Nicolas Kristof jedoch keine Probleme bereitete.
Kurz vor der Pause war die Sache schon kniffliger. Aber Kristof reagierte bei einem Abschluss aus kurzer Distanz prächtig. Elversbergs Innenverteidiger Maximilian Rohr hatte eine Hereingabe von Deyovaisio Zeefuik aufs eigene Tor gelenkt. Es passte zu Herthas Auftritt, dass für die gefährlichste Chance ein gegnerischer Spieler verantwortlich war.
Andererseits hatte Hertha beim 2:0 der Elversberger gehörig mitgeholfen. Innenverteidiger Marton Dardai verlängerte den Ball ungewollt in den Lauf von Schnellbacher, der nur noch Tjark Ernst vor sich hatte und Herthas Torhüter mit einem Heber überwand.
Trainer Fiél reagierte zur Pause: Zeefuik blieb wegen Magenproblemen in der Kabine, für ihn kam Pascal Klemens. Marton Dardai übernahm die Position des linken Außenverteidigers. Doch schon die ersten Minuten der zweiten Hälfte zeigten, dass die Berliner sich weiterhin schwertaten, ihre Linie zu finden.
Für die Berliner auf Elversberger Seite galt das hingegen nicht. Nach einem schlampigen Pass von Diego Demme schalteten die Gäste schnell um. Fisnik Asllani, gebürtiger Berliner, bediente Muhammed Damar, ebenfalls gebürtiger Berliner, und der überwand Ernst zum 3:0.
Erst als schon so gut wie alles verloren schien, wehrte sich Hertha erkennbar und mit Wucht gegen die Niederlage. Scherhant und Schuler vergaben gute Chancen, ehe Cuisance doch noch zum 1:3 traf. 30 Minuten waren da noch zu spielen.
Doch die Hoffnung auf eine späte Wende endete jäh. Aus dem Nichts verhängte Schiedsrichter Nicolas Winter einen Handelfmeter für die Elversberger, nachdem er vom Videoassistenten an den Monitor am Spielfeldrand gerufen worden war. Schuler hatte den Ball bei einer Ecke zwei Minuten zuvor an den zu weit abgespreizten Arm bekommen. Sahin verwandelte erneut.
So sehr sich Hertha in der Folge auch mühte, es blieb bei der ernüchternden 1:4-Niederlage. Grund zur Freude hatten die Fans trotzdem noch, als fünf Minuten vor Schluss Boris Lum eingewechselt wurde. Der 16-Jährige gilt als riesiges Talent – und ist jetzt der jüngste Spieler, der je für Herthas Profis zum Einsatz gekommen ist.
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