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Hertha BSC gegen Elversberg: So leer war es schon lange nicht mehr im Olympiastadion
Am Wochenende wird es voll im Olympiastadion – wenn Dynamo Dresden kommt. Im Pokal unter der Woche wird das Stadion hingegen für Herthas Verhältnisse ausgesprochen schwach besetzt sein.
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Hertha BSC steht eine Woche der Extreme bevor. Nicht nur sportlich. An diesem Dienstag treffen die Berliner im DFB-Pokal auf die SV Elversberg, eines der spielstärksten Teams der Zweiten Liga. Am Samstag dann folgt die Partie gegen Aufsteiger Dynamo Dresden, der sich mit sieben Punkten aus zehn Spielen in den unteren Gefilden der Tabelle befindet.
Auch das Olympiastadion, Herthas Heimstätte, wird sich in dieser Woche in zwei unterschiedlichen Aggregatzuständen präsentieren: einmal – gegen Elversberg – ziemlich leer und einmal gegen die Dresdner, die von bis zu 30.000 Fans begleitet werden, proppevoll und brodelnd.
Gegen Elversberg erwartet der Berliner Fußball-Zweitligist an diesem Dienstag 30.000 Fans. Nicht einmal der Oberrang der Ostkurve ist bisher ausverkauft. Das ist in jüngerer Vergangenheit so selten vorgekommen wie Schnee an Heiligabend.
Denn über eins können sich die Berliner im Moment nicht beschweren: fehlende Unterstützung ihres Anhangs. In der vergangenen Zweitligasaison hatte Hertha einen Zuschauerschnitt von 53.191. Geringfügig besser war er in der Geschichte des Klubs nur zweimal, interessanterweise jeweils in Spielzeiten, die mit dem Abstieg aus der Bundesliga endeten: nämlich 2011/12 (53.449) und 2022/23 (53.652).
Umso bemerkenswerter ist das Desinteresse an der Partie gegen Elversberg. Hertha droht die kleinste Heimkulisse bei einem DFB-Pokalspiel seit ziemlich genau 20 Jahren (25.143 Zuschauer gegen Borussia Mönchengladbach am 26. Oktober 2005).
Natürlich gibt es Gründe für den überschaubaren Zuspruch. Die ungünstige Anstoßzeit (18.30 Uhr/live bei Sky), das ungemütliche Wetter, vielleicht auch Herthas bis vor kurzem noch recht unerquickliche Performance im eigenen Stadion. Und natürlich auch die mangelnde Attraktivität des Gegners.
Die Elversberger sind Ende August zuletzt im Olympiastadion zu Gast gewesen. Mit 39.680 Zuschauern lag der Besuch erstmals seit Dezember 2023 wieder unter der 40.000er-Marke. Erstmals seit dem Heimspiel gegen – die SV Elversberg. Die 33.097 Zuschauer aus dem Spiel im Dezember 2023 sind zugleich Herthas Minuskulisse seit dem Abstieg. Hier noch einige andere bemerkenswert niedrige Besucherzahlen in diesem Jahrtausend (seit der Saison 2000/01).
1. FC Köln, 2002
Stell dir vor, du hast zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren ein Heimspiel im DFB-Pokal, brauchst nur noch zwei Siege, um endlich mal das Finale im eigenen Wohnzimmer zu erreichen, hast das Glück, gegen den Drittletzten der Bundesliga zu spielen – und gehst trotzdem nicht hin.
So ist es Ende Januar 2002, als Hertha den 1. FC Köln im Pokal-Viertelfinale empfängt. Nur 17.202 Menschen verlieren sich bei dieser Partie im Olympiastadion. Es ist Herthas schlechteste Heimkulisse im Pokal in diesem Jahrtausend. Immerhin: Die, die nicht kommen, haben nichts verpasst. Hertha unterliegt den Kölnern 1:2 nach Verlängerung.
VfB Stuttgart, 2010
Am 10. April 2010 findet zum bisher letzten Mal – ausgenommen die Corona-Zeit – ein Erstligaspiel von Hertha BSC vor weniger als 30.000 Zuschauern statt. Doch das liegt nicht am mangelnden Interesse der Fans am Abstiegskampf, sondern an einer Strafe, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegen die Berliner verhängt hat.
Nachdem rund 150 Anhänger aus der Ostkurve nach der Niederlage gegen Nürnberg einen Monat zuvor auf den Platz gestürmt waren, hat der DFB das Heimkontingent für das Spiel gegen den VfB Stuttgart auf 25.000 Besucher beschränkt. Die Ostkurve muss komplett leer bleiben. Insgesamt sehen 26.851 Zuschauer einen 1:0-Erfolg der Gäste.

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Das letzte Mal, dass die 30.000er-Marke unter regulären Bedingungen bei einem Erstligaspiel Herthas unterschritten wird, ist am 11. November 2006 beim 3:3 gegen den VfL Bochum (29.104). Insgesamt liegt die Zuschauerzahl in diesem Jahrtausend bei elf Erstligaspielen unter 30.000, wobei acht Spiele in die Zeit fallen, in der das Olympiastadion für die WM 2006 umgebaut wird.
SC Paderborn, 2012
Auch der schlechteste Besucherzuspruch bei einem Zweitligaspiel in diesem Jahrtausend hängt ursächlich mit einer Strafe des DFB zusammen. Nur 23.404 Menschen sehen im August 2012 das erste Spiel der Berliner nach dem Abstieg. Wegen des massiven Einsatzes von Pyrotechnik im Relegationsrückspiel bei Fortuna Düsseldorf sind gegen den SC Paderborn nur 22.500 Heimfans zugelassen.
Es ist eins von nur drei Zweitligaspielen in diesem Jahrtausend, zu dem weniger als 30.000 Zuschauer ins Olympiastadion kommen. Auch die anderen beiden – Jahn Regensburg (29.886) und FSV Frankfurt (29.851) – stammen aus der Saison 2012/13, die für Hertha mit dem Aufstieg endet.
Benfica Lissabon, 2010
Angel di Maria, den späteren argentinischen Weltmeister, im Olympiastadion gesehen zu haben: Das können nur 13.684 Menschen behaupten, ohne zu lügen. Sie sind am 8. Februar 2010 live dabei, als Hertha in der Zwischenrunde der Europa League den portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon empfängt – und nach der frühen Führung der Gäste durch di Maria am Ende 1:1 spielt.
Den Fans der Berliner steht in dieser Saison, in der ihre Mannschaft dem Abstieg entgegen taumelt, generell nicht der Sinn nach Europa League. Zu den vier Heimspielen gegen Ventspils, Heerenveen, Sporting und Benfica Lissabon kommen insgesamt 54.689 Zuschauer – weniger als in dieser Saison zum Duell gegen den Karlsruher SC (59.655).
Die größte Kulisse der Europapokalsaison 2009/10 verzeichnet Hertha bereits Ende August 2009: mit 14.741 Zuschauern beim Qualifikationsspiel gegen Bröndby IF im Jahnsportpark.
KVC Westerlo, 2001
„Es war eine seltsame Stimmung“, schreibt der Tagesspiegel am Tag nach Herthas Erstrundenspiel gegen KVC Westerlo aus Belgien im Uefa-Pokal. Die Berliner gewinnen zwar 1:0 und qualifizieren sich damit nach dem 2:0 aus dem Hinspiel souverän für die nächste Runde, und trotzdem murren die Fans. Zumindest die wenigen, die da sind.

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Eine offizielle Zuschauerzahl wird an jenem Abend Ende September 2001 im Stadion nicht verkündet. „Knapp 10.000“ vermeldet der Tagesspiegel, meistens ist von 9000 die Rede.
In der dritten Runde des Wettbewerbs, als Hertha Servette Genf empfängt und ein 0:1 aus dem Hinspiel aufholen muss, sieht es im Olympiastadion nicht besser aus. Nachdem Innenverteidiger Dick van Burik die Rote Karte gesehen hat, ist Hertha chancenlos. Die Mannschaft unterlieg den Schweizern, die von einem gewissen Lucien Favre trainiert werden, mit 0:3.
Auch für diese Partie schwanken die Angaben der Zuschauerzahl (9500 oder 10.000). Eines dieser beiden Spiele gegen Westerlo oder Genf ist damit Herthas am schlechtesten besuchte Europapokalpartie im Olympiastadion in diesem Jahrtausend.
In grauer Vorzeit ist dieser Wert jedoch noch deutlich unterboten worden. Am 6. Dezember 1978 sahen 3295 Menschen im Achtelfinale des Uefa-Cups den 4:0-Sieg der Berliner gegen Esbjerg BK.
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