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Daniel Heasman.

© Inga Hofmann

„Ich bin überhaupt nicht enttäuscht“: Dieser Brite lief beim Berliner Halbmarathon als Letzter ins Ziel

Daniel Heasman braucht dreieinhalb Stunden, um den Halbmarathon zu bewältigen. Dass er es überhaupt schafft, hätte er vor ein paar Monaten nicht gedacht. Aber aufgeben war für ihn keine Option.

Stand:

Es ist 14.46 Uhr, als der Applaus kurz vor der Ziellinie des Berliner Halbmarathons noch einmal aufbrandet. „Last Man Standing“ schallt es durch die Lautsprecher und die Menge schreit im Chor „Daniel, Daniel!“ Denn der 58-jährige Daniel Heasman ist der Letzte, der am Sonntag am Brandenburger Tor ins Ziel läuft.

Auf den letzten Metern nimmt ihn das Maskottchen Fridolin Flink an die Hand und dann bekommt er seine Medaille überreicht, von Stadionsprecher Karsten Holland höchstpersönlich. Endlich geschafft, nach 3:31:44 Stunden. Kurz bevor der „Besenwagen“ die Strecke schließt.

Mit Fridolin Flink ins Ziel.

© Inga Hofmann

„Ich freue mich sehr, aber meine Beine werden müde sein“, sagt der gebürtige Brite, der in Kent lebt und extra am Freitag für den Halbmarathon nach Berlin gereist ist. Seine zwei Kumpels haben die Ziellinie schon früher überquert. „Aber ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil: Ich bin sehr stolz. Das letzte halbe Jahr konnte ich praktisch gar nicht trainieren wegen Knieproblemen. Deshalb musste ich heute zwischendurch auch mal gehen.“

Die vielen Sehenswürdigkeiten lenken einen vom Schmerz ab.

Daniel Heasman, Letzter beim Berliner Halbmarathon

Heasman hat schon an mehreren Läufen teilgenommen, auch an Halbmarathons. Aber in Berlin geht er zum ersten Mal an den Start. „Ich liebe es. Die Stadt ist so schön und die Strecke toll. Die vielen Sehenswürdigkeiten lenken einen vom Schmerz ab.“ Besonders gut gefällt ihm, wie viele Zuschauende sich an der Strecke eingefunden haben und die Läufer lautstark anfeuern.

Sie hielten den gesamten Tag über Plakate hoch, machten Lärm mit Rasseln und spielten über Boxen Musik ab. „In Großbritannien gibt es sowas höchstens am Start und am Ende. Aber nicht über die gesamte Strecke verteilt. Die Atmosphäre ist toll.“

Unterstützung von den Zuschauenden.

© Inga Hofmann

Auf die Frage, ob er zwischenzeitlich darüber nachgedacht habe, abzubrechen, sagt er. „Für mich war klar, dass ich es ins Ziel schaffen will. Natürlich habe ich mal kurz darüber nachgedacht. Aber ich wollte nicht aufgeben.“ Im Ziel beglückwünschen ihn viele Zuschauende und loben sein Durchhaltevermögen.

Besonders angetrieben habe ihn der „Besenwagen“, der einige Meter hinter ihm fuhr, sagt Heasman. Denn er wusste: Wenn der Wagen ihn überholt, dann ist es vorbei. Und deshalb freute Heasman sich besonders, als bei Kilometer 18, auf Höhe der Marienkirche, eine Gruppe von Zuschauern die Straße blockierten. Sie hinderten den Bus für ein paar Minuten am Weiterkommen – und verschafften Heasman wertvolle Zeit. „Durch die Menschenmenge zu rennen, war etwas ganz Besonderes.“

Viel Zeit hat der Brite am Sonntagnachmittag aber nicht, um seinen Erfolg zu feiern. Bereits wenige Stunden später geht sein Flug nach Hause und am Montag muss er wieder arbeiten. „Aber ich werde mir etwas Schönes gönnen: Ein Bier und Schokolade.“

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