zum Hauptinhalt
Jürgen Klopp äußerte sich erstmals öffentlich über seine Motive, in Oliver Mintzlaffs Sportimperium zu wechseln.

© imago/MIS/IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

„Ich möchte den Menschen bei RB Flügel verleihen“: Jürgen Klopp und seine Pläne bei Red Bull

Jürgen Klopp startet mit Red Bull eine neue Ära: Als Head of Global Soccer will er die Fußballklubs des Konzerns voranbringen und die Abneigung einiger Fußballfans eher als Ansporn nehmen.

Stand:

Jürgen Klopp wirkte entspannt, als er die Bühne betrat. Umringt von zwei Kleinflugzeugen, einem Helikopter und zwei Rennautos ließ er sich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht neben Oliver Mintzlaff nieder. Der Red-Bull-Leipzig-Chef war bei der offiziellen Präsentation des Welttrainers, der seine vorerst letzte Station beim englischen Premier-League-Klub FC Liverpool hatte, im Hangar-7 auf dem Salzburger Flughafen ebenfalls zugegen am Dienstagmittag.

Beide sprachen bestens gelaunt über die Pläne des Getränkeherstellers aus Fuschl am See in der Sportwelt und im Besonderen im Fußballbusiness. Das Ambiente rund um die Pressekonferenz, die komplett auf Englisch geführt wurde, passte nicht wirklich zum Auftreten Klopps. Der neue Head of Global Soccer von Red Bull gab sich betont bescheiden, was seine künftigen Pläne mit dem Unternehmen angeht. „Ich will kein Passagier sein oder ein Prominenter im Raum. Ich möchte meinen Teil beitragen, Werte schaffen“, sagte der 57-Jährige. „Für mich war es wichtig, dass ich gesehen habe in der vergangenen Woche, dass ich das kann.“

Von München über Paris nach Leipzig

Klopp nutzte die vergangenen sieben Tage, um die verschiedenen Teams zu besuchen. Erst ging es am Freitagabend zu EHC Red Bull München zum Eishockey, dann war Fußball in Frankreich dran. Am Samstag besuchte er an der Seite von Mario Gomez ein Spiel des FC Paris, bei dem sich Red Bull im Oktober mit zehn Prozent eingekauft hatte. Einen Tag später stand das Bundesligaduell zwischen RB Leipzig und Werder Bremen auf dem Programm.

Im Fußball-Kosmos wird Klopp neben Paris und Leipzig auch für das US-Team New York Red Bulls, den FC Bragantino in Brasilien, RB Salzburg und den japanischen Zweitligisten Omiya Ardija zuständig sein. Dass er dort womöglich einen Trainerposten bekleidet, schloss Klopp auf Nachfrage aus. „Ich werde nicht Trainer eines Red-Bull-Teams sein, es gibt da eine klare Abmachung. Ich werde keinen der Red-Bull-Trainer ersetzen.“

Ralf Rangnick hatte den RB-Fußball auf eine neue Ebene gehoben.

© IMAGO/motivio

Vielmehr soll er die Rolle von Ralf Rangnick übernehmen, der den RB-Fußball auf eine neue Ebene gehoben hatte. Von 2012 bis 2019 war Rangnick bei RB Leipzig tätig, zunächst als Sportdirektor, später als Cheftrainer. Von 2019 bis 2020 war er Head of Sport and Development Soccer bei der Red Bull GmbH – das Amt, das Klopp seit dem 1. Januar bekleidet.

„Ich hatte ja eineinhalb Jahre das Amt inne. Ich weiß, dass es eine sehr spannende, anspruchsvolle und komplexe Aufgabe sein kann, die aber auch sehr zeitintensiv ist“, sagte Rangnick kürzlich. Er habe damals die Kaderplanung der Clubs in Brasilien, New York und Leipzig begleitet. „Es wurde eine tolle Basis kreiert von Ralf Rangnick und die wollen wir nutzen“, sagte Klopp.

Klopp möchte die Basis von seinem Vorgänger nutzen

Klopp soll nun seine ganz eigene Philosophie in das RB-Konstrukt implementieren. Als er sich am Dienstag nach ein paar Minuten auf der Bühne eine Dose des Energydrinks öffnete, redete er passenderweise von seiner stets offenen Art und davon, dass die Marke ihn schon immer fasziniert habe. „Ich bin eine sehr neugierige Person und diese Neugierde wurde nicht mehr bedient in meinem Job. Als ich von der Möglichkeit hörte, wusste ich sofort, dass ich das machen möchte.“

Dabei sei er nicht nur an den Fußballteams interessiert, sondern auch anderen Sportarten. Das Unternehmen ist insbesondere im Motorsport unter anderem mit Red Bull Racing, im Radsport mit einem eigenen Team und auch im Eventsport engagiert. „Sie sind am besten, wenn es am gefährlichsten ist“, sagte Klopp mit Verweis auf den viermaligen Formel-1-Champion Max Verstappen. Er wolle diese Informationen auf den Fußball übertragen.

Ich sehe mich als guten Ratgeber. Ich habe eine Menge Ideen, aber die sind nur so gut, wie sie gebraucht werden.

Jürgen Klopp, neuer Head of Global Soccer von Red Bull

Grundsätzlich sei es ihm wichtig, die Aufmerksamkeit von sich zu lenken. Er hoffe daher, dass der Trubel um seine Person langsam nachlässt, damit er mit der Arbeit loslegen kann. „Ich sehe mich als guten Ratgeber“, sagte Klopp. „Ich habe eine Menge Ideen, aber die sind nur so gut, wie sie gebraucht werden.“

Dass die Fußballteams von Red Bull „in keiner Liga der Liebling“ sind, sei für ihn nur ein zusätzlicher Ansporn. So habe er sich während des Bundesliga-Spiels in Leipzig die Frage gestellt, warum die Heimfans und alle Menschen in der Region nicht auch guten Fußball verdient hätten. „Ich liebe Fußball und der kann dir positive Gefühle geben für die Stadt oder die Region“, so Klopp. „Und wenn man die Menschen trifft und sieht, wie sehr sie dafür brennen, dann gefällt mir das und ich bin glücklich und stolz, Teil davon zu sein.“

Aus Sicht des Konzerns hätte es wohl kaum besser laufen können. Die Verpflichtung von Klopp war nicht nur aus fußballerischer Sicht ein echter Coup. Der 57-Jährige soll auch darüber hinaus Menschen für die Marke begeistern. Und wer könnte das besser als der deutsche Sympathieträger? Dass beide Parteien zusammenpassen, unterstrich Jürgen Klopp auch am Dienstag. „Ich weiß, das ist hier kein Werbespot, aber am meisten treffen es diese Worte: Ich möchte den Menschen hier Flügel geben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })