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Noussair Mazraoui darf auf einen Einsatz gegen Mainz hoffen.

© dpa/Daniel Löb

Update

„Ich verurteile jede Art von Terrorismus“: Mazraoui bleibt im Kader von Bayern München

Nach einem pro-palästinensischen Social-Media-Beitrag darf Noussair Mazraoui im Kader des FC Bayern bleiben. Der Marokkaner verurteilt den Terrorismus in Israel.

Thomas Tuchel hat sich viel Zeit für das eine große Thema beim FC Bayern genommen. Es gab ja auch etwas Neues zu berichten, und das war gut, weil der Trainer des Rekordmeisters damit die Fragen zum anderen, noch viel größeren Themen ein wenig hinauszögern konnte.

Dass Manuel Neuer weder im Bundesligaspiel beim FSV Mainz 05 am Samstag noch in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul drei Tage später nach neunmonatiger Verletzungspause im Tor der Münchner stehen wird, sondern erst gegen Darmstadt in einer Woche, hätte im Normalfall für eine ganze Pressekonferenz getaugt. Aber Normalfall herrscht im Moment nicht, auch nicht im Sport.

Es ging deshalb am Freitag in der Hauptsache um die Causa Noussair Mazraoui. Der marokkanische Fußball-Profi hatte während der Länderspielpause mit pro-palästinensischen Posts viel Raum für Interpretationen gelassen, vor allem, weil er unter anderem ein Video teilte, in dem den Palästinensern im Nahost-Konflikt der Sieg gewünscht wird.

Zwar hatte Mazraoui noch vor der Rückkehr von der Nationalmannschaft reagiert, versuchte zu deeskalieren, dabei allerdings versäumt, was in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft erwartet worden war, erwartet werden muss: Dass er sich distanziert von der Hamas.

Eine gute Stunde vor dem Auftritt von Tuchel hatte der Verein mitgeteilt, dass der 25-Jährige im Kader der Münchner bleibe, allerdings gegen Mainz verletzt ausfalle. Bei einem Gespräch am Mittwoch habe Mazraoui „uns glaubwürdig versichert, dass er als friedliebender Mensch Terror und Krieg entschieden ablehnt“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen in einer Presseerklärung. „Er bedauert es, wenn seine Posts zu Irritationen geführt haben.“ Der Spieler habe versichert, heißt es weiter, dass er „jede Art des Terrorismus und Terrororganisation“ verurteile.

Dass sich die Bayern fast zwei Tage ließen mit der Erklärung, ist kein Indiz dafür, dass der Verein mit sich gerungen hat. Es war wohl eher der Versuch, die Causa im Kontext der Vorberichterstattung zum Mainz-Spiel zu setzen, den Fokus dank der Entwicklung bei Neuer etwas von diesem Thema zu nehmen. Beendet ist die Diskussion damit allerdings gewiss nicht.

Auf der Jahreshauptversammlung könnte das Thema wieder hochkochen

Die Verantwortlichen werden erklären müssen, spätestens auf der Jahreshauptversammlung im November, wie die Entscheidung mit der Satzungsänderung vereinbar ist. „Das Offenbaren einer Gesinnung, die mit dem Zweck, Aufgaben und Werten des Clubs unvereinbar ist“ soll zum Ausschluss führen, heißt es in dem zu verabschiedenden Passus.

Und da ist noch die brisante Konstellation in der Mannschaft mit Mazraoui und dem israelischen Torhüter David Peretz. Über das Zusammentreffen der beiden hielt sich Tuchel bedeckt, erzählt von Gesprächen, die er mit Peretz geführt habe, nicht nur über die Posts, vor allem über die Situation der Familie in Israel („ein hochsensibles Thema“), aber auch mit den Kapitänen, die mithelfen müssen, den Frieden in der Mannschaft zu bewahren. Tuchel setzt vor allem auf „die Wirkung der Kabine“. Die sei immer ein Ort, „an dem man friedlich, freundschaftlich, kameradschaftlich auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet“, sagt er.

Vermutlich ist ihm mehr als nur ein Stein vom Herzen gefallen, dass Mazraoui im Gespräch mit der Vereinsführung nicht den Eindruck vermittelt hat, sich mit radikalen, antisemitischen Gedanken zu tragen – und es in den Augen der Chefs zu verantworten war, auf eine Freistellung zu verzichten. Denn die hätte die Bayern sportlich vor große Probleme gestellt – eine Folge der Fehler der Personalpolitik in der Transfer-Schlussphase, als erst Josip Stanisic an Leverkusen ausgeliehen und kurz danach dem Drängen von Benjamin Pavard, zu Inter Mailand wechseln zu dürfen, nachgegeben wurde.

Als Alternative für die rechte Abwehrseite stehen deshalb nur noch Konrad Laimer, der aber lieber im Mittelfeld spielt und dort auch besser aufgehoben ist, und Ladenhüter Bouna Sarr zur Verfügung. Das Fehlen von Mazraoui in Mainz und womöglich auch im Champions-League-Spiel gegen Galatasaray Istanbul am Dienstag lässt sich noch halbwegs kompensieren, aber nicht die gesamte restliche Vorrunde.

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