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Gerade im Nachwuchsbereich werden viele Trainer benötigt.

© IMAGO/Zink

Im Tandem zur Trainerlizenz: Ein Programm für Menschen mit Beeinträchtigung

Menschen mit geistiger Beeinträchtigung haben so gut wie keine Möglichkeit, als Trainer zu arbeiten. Die Fußballverbände von Berlin und Brandenburg wollen das jetzt ändern.

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„Ich bin sehr, sehr aufgeregt“, sagt Andreas Stolt, „aber ich hab‘ richtig Lust darauf.“ Andreas Stolt ist leidenschaftlicher Fußballer. Er spielt in der Caritas-Werkstatt in Oranienburg, außerdem in der Brandenburger Landesauswahl, aber mit inzwischen 38 Jahren denkt er langsam schon an den nächsten Schritt. Trainer möchte er werden.

Kein großes Ding, eigentlich. „Man braucht einen Ball, man braucht Lust, man braucht einen Platz, ganz einfach“, sagt Stolt. „Kann jeder.“ Und trotzdem ist es für ihn als Mensch mit geistiger Beeinträchtigung bisher nicht oder zumindest nur sehr schwer möglich gewesen.

Das ändert sich nun. Dank eines Projekts, das die Fußballverbände aus Brandenburg (FLB) und Berlin (BFV) am Montag vorgestellt haben. „Doppelpass“, heißt es und bedeutet: Ein Mensch mit Beeinträchtigung und ein Mensch ohne Beeinträchtigung bilden ein Tandem, absolvieren gemeinsam den Lehrgang zum DFB-Basis-Coach und können dadurch eine offizielle Trainerlizenz erwerben.

An drei Wochenenden im März steht der erste von bisher drei geplanten Lehrgängen an, an dem Stolt gemeinsam mit Marcel Teichmann, seinem Trainer in Oranienburg, teilnehmen wird. „Es ist eine gute Chance für Menschen mit Beeinträchtigung, den nächsten Step zu machen“, sagt Teichmann.

Marcel Teichmann (links) und Andreas Stolt nehmen im März am ersten Trainerlehrgang in Cottbus tei.

© dpa/Sebastian Gollnow

Bisher sind es nur die Landesverbände aus Berlin und Brandenburg, die das Programm anbieten. „Wir hoffen, dass es ein Signal sendet“, sagt Malte Schruth aus dem Präsidium des BFV. „Im besten Fall können wir andere Landesverbände inspirieren.“

Alle, die daran teilnehmen, bekommen die Message: Ich glaube an dich. Und es ist möglich.

Kathrin Lehmann, Champions-League-Siegerin 2009 und Schirmherrin des Programms

Kathrin Lehmann, frühere Champions-League-Siegerin mit dem FCR Duisburg, hält das Projekt für einzigartig. Gemeinsam mit Felix Magath, dem ehemaligen Trainer von Hertha BSC, ist die Schweizerin Schirmherrin – und vor allem eine vehemente und engagierte Verfechterin des Programms. „Alle, die daran teilnehmen, bekommen die Message: Ich glaube an dich. Und es ist möglich“, sagt sie.

Treibende Kraft hinter dem Ganzen ist Lars Mrosko, der lange als Scout gearbeitet hat, unter anderem für den damals von Magath trainierten VfL Wolfsburg. Seit vier Jahren ist er Inklusionsbeauftragter des FLB und Auswahltrainer des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Brandenburg. Was Inklusion angeht, so sagt er, „hinken wir im Sport so dermaßen hinterher“.

Mrosko hat sich der Sache angenommen, nachdem drei seiner Spieler aus der Brandenburg-Auswahl zu ihm gekommen waren, weil sie als Trainer arbeiten wollten. Sie hatten auch schon einen Übungsleiterschein. Doch bei den Vereinen, bei denen sie sich bewarben, wurden sie einfach weggeschickt. „Komm wieder, wenn du eine Trainerlizenz hast“, hieß es. Lars Mrosko versprach seinen Spielern: „Ich kümmere mich darum.“

Der Lehrgang, den BFV und FLB jetzt anbieten, ist speziell auf geistig Behinderte abgestimmt. „Die Inhalte sind dieselben“, sagt Mrosko. „Wir gehen nur einen anderen Weg.“ Weg von der Theorie hin zur Praxis, mit stärkerer Visualisierung und einer einfachen Fußballersprache.

Oder wie es Kathrin Lehmann ausdrückt: Der Unterschied zu einem herkömmlichen Trainerlehrgang sei, „dass man nicht von horizontalen und vertikalen Pässen spricht, sondern von Pässen nach vorne und nach links und rechts. Fußballsprache für alle. Das würde allen gut tun“, sagt sie.

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