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Immer da, wenn er gebraucht wurde: Horst Hrubesch verlässt die große Fußballbühne mit Bronze
Horst Hrubesch hat dem DFB-Team den Spaß am Fußball zurückgegeben. Platz drei bei Olympia haben er und seine Spielerinnen sich verdient. Die Zeit für neue Impulse ist dennoch gekommen.

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Als der Schlusspfiff erklang, war Horst Hrubesch die Freude deutlich im Gesicht abzulesen. Der 1:0 (0:0)-Sieg der deutschen Fußballerinnen über Spanien durch ein Elfmetertor von Guilia Gwinn im Spiel um Platz drei bei den Olympischen Spielen, der gleichzeitig die Bronzemedaille bedeutete, war der gebührende Abschied für den Trainer der deutschen Nationalmannschaft.
Zwar wird Hrubesch dem Hamburger SV weiterhin erhalten bleiben, doch auf der großen Bühne ist nach dem durch einen gehaltenen Elfmeter von Torfrau Ann-Katrin Berger in der Nachspielzeit festgehaltenen Sieg gegen den Weltmeister am Freitagnachmittag in Lyon Schluss.
Vor dem Spiel hatte Nationalspielerin Klara Bühl noch gesagt, dass sie und ihre Teamkolleginnen das Spiel Hrubesch widmen und ihn aber auch sich selbst mit einer Medaille belohnen möchten. Sie haben ihren Plan schließlich in die Tat umgesetzt. Dass Fußballer und Fußballerinnen für ihren Trainer spielen, kommt nicht unbedingt oft vor, doch bei Hrubesch ist das keine Ausnahme. Zahlreiche seiner Weggefährten hatten und haben nur Positives über den 73-Jährigen zu berichten.
Bühls Aussage ist zudem ein weiteres Indiz dafür, dass Hrubesch die Harmonie zwischen Spielerinnen und Trainerteam nach der schlechten Stimmung unter Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg wieder hergestellt hat. Horst Hrubesch kam, um aus dem DFB-Team wieder eine Einheit zu formen und den Spielerinnen den Spaß am Fußball zurückzugeben. Und dieses Vorhaben ist ihm gelungen.
Im Gegensatz zur verkorksten Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr mit dem Vorrundenaus, haben die deutschen Fußballerinnen bei Olympia gezeigt, was mit einer guten Mentalität und Einstellung möglich ist. Seit Hrubeschs Einstand im vergangenen Oktober war ihm gegenüber Dankbarkeit seitens des DFB, aber vor allem seitens der Spielerinnen zu erkennen gewesen.
Zweite Amtszeit war geprägt von Stress
Schon 2018, als Hrubesch erstmals das DFB-Frauenteam als Interimscoach übernommen hatte und es anschließend zur WM 2019 führte, überzeugte er mit einem Mix aus Erfahrung, Motivation, Ruhe, aber auch klaren Vorgaben an der Seitenlinie. Und wie schon 2018 war auch seine zweite Amtszeit auf dem Papier erfolgreich. In kürzester Zeit brachte er seinen Spielerinnen die nötige Widerstandsfähigkeit bei, um in der Nations League zu bestehen, das Olympia-Ticket zu lösen und die EM-Qualifikation souverän zu meistern.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er das deutsche Team fußballerisch kaum weiterentwickelt hat und auf taktischer und spielerischer Ebene oftmals kein wirkliches Konzept zu erkennen war. Dass Hrubesch es dennoch mit seinem Team bis ins olympische Halbfinale geschafft hat, liegt an dem Pragmatismus und der Einsatzbereitschaft, die er einer Mannschaft wie kaum jemand vermitteln kann.
Für die schwierige Zeit nach der WM war ein solcher Ansatz mit dem Fokus auf die absoluten Grundlagen angemessen. Doch sein Nachfolger Christian Wück, der im Oktober sein Debüt gibt, muss daran nun schnellstens anknüpfen, die Fähigkeiten weiterentwickeln und den nötigen Umbruch einleiten.
Letztlich ist Horst Hrubesch mit den deutschen Fußballerinnen die ersten Schritte in die richtige Richtung gegangen. Doch der Weg zurück zur Konkurrenzfähigkeit auf allerhöchstem Niveau ist für Wück noch ein weiter.
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