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Infantino grinst, Saudi-Arabien gewinnt: Lügen lohnen sich
Das Spiel des Fifa-Präsidenten ist abgekartet, das wissen alle – auch er selbst. Trotzdem wirkt die Fifa-Show zur WM in Saudi-Arabien seltsam amateurhaft.

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Da stand er nun an seinem Pult, der König der Fifa. Und er schwadronierte unbehelligt im Zürcher Studio vor sich hin. Ein Szenario wie in einem Bond-Film aus den Siebzigern. Mal flackerten die Wackelbildchen mit den Vertretern der Fifa-Mitglieder auf der Videowand hinter ihm auf, dann mussten die per Handzeichen dem Boss zustimmen und schließlich wurde es wieder blau hinter Ernst Stavro Blofeld, gespielt von Giovanni Vincenzo Infantino.
Der Fifa-Präsident moderierte sich verschmitzt grinsend durch seine Horrorshow, die dann mit dem eingeplanten Höhepunkt endete. Saudi-Arabien darf die Männer-Fußball-Weltmeisterschaft 2034 austragen. Vor allem Infantino sei Dank.
Schließlich hatten sich die Saudis ja schmissig präsentiert in ihrem Bewerbungsvideo. Anmoderiert wurde es von einem 13 Jahre alten Mädchen. Haha, den Trick durchschaut keine. Danach hatten nur noch Männer das Wort und es wurde viel vom König von Saudi-Arabien gesprochen, kickenden Kindern und der Zukunft des Landes.
Infantino fand die Bewerbung natürlich sehr gut und da es keine anderen Bewerber gab, war ja ohnehin alles klar. Die Message des Ganzen: Seht her liebe Kinder, Lügen lohnen sich, Verbrechen auch. Wenn ihr Geld machen wollt, ignoriert in jedem Fall, wenn sich andere beschweren. Wie in diesem Fall Amnesty International (die schon wieder).
Deren Experte für Sport und Menschenrechte, Steve Cockburn, sagte nach der WM-Vergabe: „Die rücksichtslose Entscheidung der Fifa, die Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien zu vergeben, ohne dass der Menschenrechtsschutz gewährleistet ist, wird viele Menschenleben gefährden. Die Fifa weiß, dass Arbeitsmigrant:innen ausgebeutet werden und sogar sterben, wenn es in Saudi-Arabien keine grundlegenden Reformen gibt.“
Irgendjemand hat ja immer etwas zu meckern. Und schließlich ist Saudi-Arabien größer und mehr ein Fußballland als etwa Katar, die wir ja auch schon, der Fifa sei dank, als WM-Ausrichter hatten. Mitmachen oder untergehen sind bei so einer Geschichte die Optionen für die Mitglieder der Fifa. Blofeld will es so. Vielleicht hat er aber die Rechnung ohne James Bond gemacht.
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