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Windig. Lars Windhorst steigt mit seiner Holding-Firma bei Hertha ein.

© Imago/Thiel

Größter Finanzdeal der Bundesliga-Geschichte: Investor Lars Windhorst steigt bei Hertha BSC ein

Wie der Verein bestätigt hat, steigt Windhorst mit seiner Holding-Firma für 125 Millionen Euro bei den Berlinern ein. Er verfolgt ein großes Ziel.

Den 27. Juni dieses Jahres wird man bei Hertha BSC nicht so schnell vergessen. Es war der Tag, an dem der Fußballverein Teil des bislang größten Finanzdeals der Bundesligageschichte wurde. Wie das Magazin "Der Spiegel" zuerst berichtete, erwirbt der Investor Lars Windhorst über seine Investmentfirma Tennor Holding B.V. 37,5 Prozent an der Hertha BSC GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Darüber sind am Donnerstagnachmittag die Vereinsgremien und Mitarbeiter informiert worden. Wie der Tagesspiegel erfuhr, ist das Geld bereits auf einem Treuhandkonto eingegangen.

Das Investment soll sich auf zunächst 125 Millionen Euro belaufen. So soll der Klub dem Investor zugesichert haben, in einer zweiten Tranche in der kommenden Saison weitere 12,4 Prozent der Anteile kaufen zu können – zu einem dann höheren Preis. Das Gesamtvolumen soll sich dann auf 225 Millionen Euro belaufen. Windhorst würden damit 49,9 Prozent an der Hertha BSC KGaA gehören.

Windhorst hatte in den 1990er Jahren Furore gemacht, als er im Alter von 15 Jahren eine Computerfirma aufbaute. Als gefeierter Jungunternehmer begleitete er Bundeskanzler Helmut Kohl als Aushängeschild auf Staatsreisen. Mit dem Platzen der Internetblase zu Beginn des Jahrtausends mussten drei seiner Firmen und er selbst dann Insolvenz anmelden. Das Landgericht Berlin verurteilte ihn wegen Untreue in 27 Fällen. Die „Financial Times“ erwähnte ihn jetzt im Zusammenhang mit illiquiden Anleihen, die den Vermögensverwalter H2O in Schwierigkeiten gebracht haben.

Ein Großteil der Einnahmen will Hertha in den Kauf neuer Spieler investieren – 80 Prozent, wie der Tagesspiegel erfuhr. „Das erhöht unsere Chancen, mittelfristig in Reichweite internationaler Plätze zu kommen“, sagte Herthas Geschäftsführer Sport, Michael Preetz, dem Spiegel. Auch bei Windhorst kalkuliert man damit, dass der im Mittelmaß der Liga versunkene Verein international aufholen kann. „Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big City Club' werden“, sagte er dem Spiegel. "Die stabile Zahlenbasis und die beeindruckende Management-Arbeit bei Hertha BSC haben uns überzeugt, diese Partnerschaft einzugehen. Wir sehen es als langfristiges und vielversprechendes Engagement", wird Windhorst zudem in der Hertha-Pressemitteilung zitiert. Das Prestigeprojekt des Vereins, der geplante Stadionneubau, bleibt davon nach Tagesspiegel-Informationen unberührt und soll separat finanziert werden.

Der Klub hatte erst im vorigen Herbst für gut 71 Millionen Euro die Klubanteile vom Finanzinvestor KKR zurückgekauft. Dafür hatte Hertha im November eine 40-Millionen-Euro-Anleihe aufgelegt. 20 Millionen kamen als Vorauszahlungen von Sponsoren-Einnahmen, rund zehn Millionen Euro wurden als Bankkredit aufgenommen.

Zum Hintergrund: Hertha hatte es viele Jahre nicht geschafft, einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen, die beiden Abstiege 2010 und 2012 taten ein Übriges. Hertha stand wirtschaftlich das Wasser bis zum Hals. Im Januar 2014 war dann der Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) bei Hertha eingestiegen. Gut 61 Millionen Euro brachte damals der Deal mit dem Private-Equity-Unternehmen aus New York ein, das im Gegenzug 9,7 Prozent der Anteile an der Hertha KGaA erhielt. Der Unternehmenswert Herthas lag damals bei 220 Millionen Euro. Bei der Investition am Donnerstag wurde ein Wert von rund 330 Millionen Euro zugrunde gelegt.

Hertha zahlte Investor wieder aus

Vorigen Herbst zahlte der Klub den Investor wieder aus: für 71,2 Millionen Euro. Hertha wickelte den Rückkauf ab, um für andere Investoren attraktiv zu werden. Und das geht nur, wenn der Verein im Besitz aller Anteile ist. Das zahlte sich nun wohl aus. „Ich bin stolz und glücklich, dass sich unsere kontinuierliche Arbeit bei Hertha BSC bereits so zeitnah nach dem Rückkauf der KKR-Anteile bezahlt gemacht hat. Das Ergebnis ist auch ein großer Verdienst der sehr vertrauensvollen und professionellen Gespräche mit Tennor", wird Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller in der Hertha-Pressemitteilung zitiert.

Das bisher letzte Mal, dass Schiller öffentlich auftrat, war am 19. Mai, dem Tag der Mitgliederversammlung. Der inzwischen 54-Jährige stellte das Budget für die kommende Bundesligaspielzeit vor.  Demnach plant Hertha mit einem Etat von 140,8 Millionen Euro. Das ist ein Plus von neun Millionen Euro im Vergleich zur Planung der eben abgelaufenen Spielzeit. Größter Einnahmefaktor ist das Fernsehgeld. Aus der nationalen und internationalen Vermarktung rechnet Hertha mit Einnahmen in Höhe von 68 Millionen Euro. Gut 35 Millionen Euro kommen aus Werbung, Sponsoring und Handel. „Wir planen für das kommende Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 200 000 Euro“, sagte Schiller.

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Auf der Aufwandsseite geht Hertha von Ausgaben in Höhe von 140,6 Millionen Euro aus. Größter Ausgabeposten ist wie jedes Jahr das Personal. Für diesen Bereich plant Hertha mit Ausgaben in Höhe von 64 Millionen Euro. Allein auf die Profimannschaft entfallen davon 54 Millionen Euro. Das sind fünf Millionen Euro mehr, als Hertha für die Lizenzmannschaft in der abgelaufenen Spielzeit eingeplant hatte. Die tatsächlichen Zahlen des noch laufenden Geschäftsjahres will der Verein erst nach Ende desselben (Stichtag 30. Juni 2019) bekanntgeben.

Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres (30. Juni 2018) wies der Verein seinen Mitgliedern Verbindlichkeiten in Höhe von 47,63 Millionen Euro aus. Damals sagte Schiller, dass die Verbindlichkeiten zum Ende des Geschäftsjahres 2018/19, also zum 30. Juni 2019,  noch einmal deutlich steigen.

Bundesliga-Lizenz nur unter Auflagen

"Heute ist ein guter Tag für Hertha BSC, denn diese Partnerschaft ist das Ergebnis der stetigen Weiterentwicklung des operativen Geschäfts. Das Präsidium von Hertha BSC ist immer bestrebt, den Verein auf wirtschaftlich soliden Füßen in die Zukunft zu führen", wird Präsident Werner Gegenbauer in der Pressemitteilung zitiert. „Unsere Liquidität ist gut und das Anlagevermögen übersteigt die Verbindlichkeiten: Die wirtschaftliche Lage ist stabil“, hatte jüngst Herthas Präsident Gegenbauer in einem Tagesspiegel-Interview gesagt. Dennoch hat Hertha von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Lizenz für die kommende Bundesligaspielzeit nur unter Auflagen erhalten. Hertha BSC muss regelmäßig seine Finanzdaten der DFL vorlegen.

Interessanterweise kursieren in den Internetforen seit Tagen andere Zahlen. So wird behauptet, dass es sich bei den von Schiller veröffentlichten Zahlen lediglich um die des Einzelabschlusses und nicht des Konzernabschlusses handelt. Zu der Hertha BSC GmbH & Co KGaA gehört ein Geflecht aus Tochtergesellschaften wie etwa der Hertha BSC Infrastruktur GmbH, der Hertha BSC Lizenz GmbH, der Hertha BSC Rechte GmbH & Co. KG.

Die DFL akzeptiert nur noch die Zahlen aus dem Konzernabschluss. So sollen sich die Verbindlichkeiten des Hertha-Konzerns zum 30. Juni 2018 auf rund 78 Millionen Euro belaufen, 30 mehr als jene von Schiller den Mitgliedern verkündeten 47 Millionen Euro. Hierzu äußerte die Vereinsführung nicht.

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