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Kampfsportler und Fifa biedern sich an: Die Opportunisten aus dem Sport tanzen den Trump
Der Sport steht für Vielfalt. US-Präsident Donald Trump tut das explizit nicht. Dennoch wird er von Athleten und Funktionären umschmeichelt – mit fatalen Folgen.

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Der US-amerikanische Sport hat einen neuen Trend: den Trump-Tanz. Erst war es Donald Trump, der bei Wahlkampfveranstaltungen grinsend seine Hüften und Hände zur Musik bewegte. Nun sind es NFL-Player und Kampfsportler, die gelungene Aktionen feiern, indem sie die Tanzbewegungen des designierten Präsidenten nachahmen.
In den sozialen Medien werden Clips, die Sportler wie Nick Bosa (San Francisco 49ers) oder Brock Bowers (Las Vegas Raiders) zeigen, vielfach geteilt und als „cool“ und „lustig“ gefeiert. Dadurch ist Trump im Sport omnipräsent – Wochen vor seinem Wiedereinzug in das Weiße Haus. Dabei sind die Aussichten auf die kommenden vier Jahre gerade im Sport in keiner Weise amüsant, sondern besorgniserregend.
Trump, der sich lange nur für Golf interessierte, hat längst begriffen, dass er die Macht des Sports für seine Zwecke nutzen kann. Sportereignisse bieten die ideale Bühne für seine Selbstinszenierung. Das wurde zuletzt beim Ultimate Fighting Championship am vergangenen Wochenende deutlich: Das Kampfsportspektakel, das Trump gemeinsam mit Unterstützern wie Elon Musk besuchte, glich einer einzigen Ich-Show, die ihren Höhepunkt erreichte, als Jon Jones seinen Sieg mit dem Trump-Tanz zelebrierte. Der Journalist Mike Muse vom Nachrichtensender ABC sprach von einer „Kultur des Patriotismus und der Männlichkeit“, die im Madison Square Garden befördert werde.
Sportliche Werte in Gefahr
In Trumps Amtszeit fällt die Ausrichtung mehrerer globaler Sportereignisse wie der Fußball-WM 2026, die in Mexiko, Kanada und den USA stattfindet. Fifa-Präsident Gianni Infantino war einer der Ersten, die Trump zur Wiederwahl gratulierten. Dazu schrieb er: „Fußball vereint die Welt.“ Doch wie soll ein Turnier eine einende Wirkung haben, wenn sein Gastgeber gegen Migrant:innen aus dem Co-Gastgeberland hetzt und mit der größten Abschiebeaktion der US-Geschichte droht?
Es steht zu befürchten, dass Werte wie Vielfalt und Toleranz, die von Vereinen und Verbänden immer wieder hervorgehoben werden, ernsthaft unter Beschuss geraten. Bereits während seiner letzten Amtszeit war Trump durch rassistische Aussagen aufgefallen, als er forderte, den Football-Spieler Colin Kaepernick aus dem Sport auszuschließen und ihn öffentlich als „Hurensohn“ beschimpfte, nachdem dieser während der Nationalhymne auf die Knie gegangen war, um ein Zeichen gegen Rassismus in seinem Heimatland zu setzen. Ähnliche Aktionen sind in seiner zweiten Amtszeit zu befürchten.

© dpa/Evan Vucci
Im Endspurt des Wahlkampfs zählte der Ausschluss von trans Personen aus dem Sport zu den zentralen Themen der Republikaner. Mindestens 65 Millionen US-Dollar investierten sie für Fernsehspots, die die Ängste der Eltern schüren sollten. Trump versprach, trans Mädchen und Frauen gänzlich aus dem Sport auszuschließen – auch im Schulsport, wo es eigentlich um Spaß und Bewegung gehen soll. In 26 Bundesstaaten wurde dieses Verbot bereits durchgesetzt, einige US-Medien prognostizieren ein bundesweites Verbot, jetzt, da Trump sich auf die Mehrheit in beiden Kongresskammern stützen kann.
Im Profibereich steht es einem Präsidenten zwar nicht zu, trans Personen gänzlich auszuschließen. Doch gerade mit Blick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles könnte es diesbezüglich noch zu Spannungen kommen. Das Internationale Olympische Komitee überlässt die Entscheidung, wer bei den Frauen und wer bei den Männern antritt, den einzelnen Verbänden, und nahm die algerische Boxerin Imane Khelif bei den Spielen in Paris in Schutz, als deren Frausein angezweifelt wurde. Ausgerechnet Trump gehörte jedoch zu jenen, die am lautesten gegen Khelif wetterten.
Und dann sind da noch die Paralympischen Spiele. Über die Spiele in Pyeongchang hatte Trump gesagt, dass sie nur „schwer zu ertragen“ seien – und war dafür vom Paralympischen Komitee kritisiert worden. Wie muss es sich für die Athleten und Athletinnen anfühlen, unter seiner Schirmherrschaft anzutreten? Und welche Atmosphäre schafft es, wenn der Präsident eines Gastgeberlandes diskriminierende Äußerungen nicht nur duldet, sondern selbst tätigt?
Es sind schwierige Zeiten, die auf den US-amerikanischen Sport zukommen. Auch, wenn davon auszugehen ist, dass viele Vereine, Verbände und Athlet:innen sich Trumps Aktionen nicht gefallen lassen werden, sondern Widerstand leisten. Zum Tanzen ist jedenfalls nur wenigen zumute.
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